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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eine Ausrede, nicht an
… andere Dinge zu denken. Dabei half, dass Roberts und Konstanzes arrangierte Eheschließung gleichzeitig auch eindeutig
eine Liebesheirat war. Sie verehrten einander offenkundig, und
es schien, als wünschte ihnen das ganze Imperium alles Gute.
(Niemand sprach von Konstanzes erstem Kandidaten und potenziellen Monarchen, dem immer noch vermissten und vermutlich toten Owen Todtsteltzer. Falls überhaupt jemand an
ihn dachte, dann um ihn zu verfluchen, weil er in dem Augenblick, an dem er am dringendsten benötigt wurde, nicht zur
Stelle war, um die Menschheit zu retten.) Ein paar Leute
brummten über die Kosten solcher Feierlichkeiten oder beharrten darauf, die allgemeine gute Stimmung zu verderben, indem
sie vom Weltuntergang und der bevorstehenden Vernichtung
brüllten, aber niemand hörte ihnen zu, zumindest niemand, der
irgendeine Bedeutung hatte. Die Leute wünschten sich diese
Hochzeit, diese Ablenkung. Dieser Wunsch war so stark, dass
die Zeremonie glatt ein eigenes Leben und einen eigenen
Schwung gewonnen hatte, der keinen Widerspruch mehr duldete, unabhängig von allen Beteiligten.
    Eheschließung und Amtseinführung des Königspaares sollten
auf dem Parkett des Plenarsaals im Parlament stattfinden. Es
war die einzige passende, wichtige, prestigeträchtige und historisch illustre Örtlichkeit, auf die sich alle hatten einigen können.
    Es war zehn Uhr morgens, gut vier Stunden vor dem angesetzten Beginn der Zeremonie, aber die große Vorhalle des
Plenarsaals war bereits voll von durcheinander laufenden Menschen. Die gewaltige zweiflügelige Tür, die in den Plenarsaal
führte, war noch verschlossen, aber die Vorhalle füllte sich
weiter mit geladenen Gästen, die entschlossen waren, sich die
vorteilhaftesten Positionen zu sichern. Ein festes Arrangement
für die Sitz- oder auch nur Stehplätze existierte nicht; wer als
erster durch die Türen gelangte, erwischte auch die beste Aussicht auf die Hochzeitszeremonie. (Das hatte sich als nötig erwiesen, als die ersten Verhandlungen über die Verteilung der
Plätze zu offenen Tumulten führten.) Überall wurde um Positionen gerangelt, und nur die massive Präsenz bewaffneter Wachen verhinderte, dass die Streitereien und Beschimpfungen zu
Geschubse und Faustkämpfen ausuferten. Natürlich war keinem der Gäste erlaubt worden, in Waffen zu erscheinen. Bislang beschränkten sich die schlimmsten Vorfälle auf schneidende Bemerkungen darüber, wer im Verlauf der Rebellion
was getan hatte, sowie auf einige Kopfstöße; die Wachleute
hatten allerdings strikte Anweisung, jeden hinauszuwerfen, der
auch nur den Eindruck erweckte, er würde gleich über die
Stränge schlagen, und das wollte niemand riskieren. Der Begriff jugendlicher Übermut fand reichlich Verwendung, wo
Personen mit blutiger Nase von Verwandten rasch aus dem
Blickfeld anrückender Wachleute gedrängt wurden.
    Natürlich schaltete jeder sofort auf zuckersüße Unbeschwertheit, wenn eine der zahlreichen Holokameras vorbeikam. Niemand wollte als Spielverderber erscheinen. Jeder, der etwas
darstellte – soweit er all die vielen Krisen der jüngeren Vergangenheit überlebt hatte –, war erschienen, um zu sehen und
gesehen zu werden und wenn möglich auch vom neuen Königspaar bemerkt zu werden. Aus solch bescheidenem Anfang
konnte man eine ganze Karriere entwickeln.
    Hinter der verschlossenen zweiflügeligen Tür herrschte auf
dem Parkett des Plenarsaals noch größeres Chaos, falls das
überhaupt möglich war. Die Vorziehung um eine Woche hatte
sämtliche Pläne zerstört, und jeder überschlug sich förmlich,
um zum richtigen Zeitpunkt bereit zu sein. Niemand wollte als
derjenige in den Geschichtsbüchern erscheinen, der das königliche Paar im Stich gelassen hatte. Reputationen standen hier
auf dem Spiel. Und so rastete das gastronomische Personal in
den angrenzenden Küchen förmlich aus. Wüste Beschwerden
über nicht gelieferte Waren wurden in Funkgeräte geschrien;
die Chefköche brüllten die Köche an, um sie zu kurzfristigen
Änderungen der Menüs zu bewegen, und alle gemeinsam fielen
über das nervöse Hilfspersonal in den Küchen her, das die eigentliche Arbeit leistete, und lösten sich dabei ab, wüste
Schimpfanfälle zu kriegen und dann zur Toilette davonzuschlurfen, um dort in Ruhe eine zu rauchen. Alle zehn Minuten trafen Wagenladungen von Lebensmitteln ein und mussten
Ewigkeiten warten, während Sicherheitsleute alles

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