Todtstelzers Schicksal
Schwierigkeiten kommt, unsere Donna
auf, stets bereit, Öl ins Feuer zu gießen. Ich habe noch nie jemanden mit vergleichbarer Begabung getroffen, immer genau
das zu sagen, was die Leute garantiert bewegt, sich gegenseitig
an die Gurgel zu fahren. Und sie war in jüngster Zeit bemerkenswert kamerascheu. Oh, wir müssen einfach mit ihr reden!
Bleibe mir dicht auf den Fersen, Flynn, und zeichne ja alles
auf!«
»Boss, wir sollen doch die Vorbereitung der Zeremonie filmen!«, protestierte Flynn vergeblich, während er Toby durch
die wimmelnde Menge folgte. »Und nicht den Gästen zusetzen,
damit sie sich vor laufender Kamera selbst belasten!«
»Sei nicht albern, Flynn. Gerade darin bin ich am besten. Ah,
Lady Silvestri, würdet Ihr vielleicht einige Augenblicke Eurer
zweifellos kostbaren Zeit opfern, um Euch an unsere Zuschauer zu wenden?«
Donna sah sich rasch um, entdeckte jedoch keinen Fluchtweg, weshalb sie nach besten Kräften ihre mütterliche Miene
aufsetzte und warmherzig in Flynns Kamera lächelte. »Und
was kann ich für einen solch gefeierten Sensationshai wie Euch
tun, Shreck?«
»Sieh mal, Boss, sie hat von dir gehört.«
»Halt den Mund, Flynn. Meine liebe Lady Donna, ich dachte
nur, Ihr würdet womöglich unser riesiges Publikum mit ein
paar Worten darüber beehren, wie Ihr den heutigen feierlichen
Anlass betrachtet.«
»Natürlich als einen sehr glücklichen Tag. Ich fühlte mich
geehrt, hier zu sein.«
»Da bin ich mir sicher. Vielleicht möchtet Ihr uns auch berichten, welch besonderes Verdienst Euch das Recht auf eine
Einladung und sogar Zutritt zu den Vorbereitungen hinter den
Kulissen erworben hat? Ich meine, da der Clan Silvestri heutzutage eine sehr unbedeutende Familie darstellt – wie kommt
es, dass Ihr hier anzutreffen seid, während so viele andere, die
es verdient gehabt hätten, keinen Zugang erhielten? Seid Ihr
womöglich eine enge Freundin von Braut oder Bräutigam?«
»Nun, ich …«
»Oder seid Ihr gar Glied des sich formenden politischen
Konsenses?«
»Na ja, ich würde nicht sagen, dass …«
»Ich ebenfalls nicht. Trifft es nicht zu, Donna, dass Ihr heimliches Mitglied jener ach so geheimnisvollen und rätselhaften
Organisation seid, des Schwarzen Blocks ?«
»Ich bin nicht persönlich Mitglied des Schwarzen Blocks «,
erwiderte Donna kalt. »Obwohl ich Kontakt mit Personen hatte, die es sind. Die meisten Aristokraten hatten ihn. Ich habe
nie ein Geheimnis aus meinen Verbindungen gemacht.«
»Ihr habt sie aber auch nie offen bekannt gegeben.«
»Der Schwarze Block bemüht sich um ein neues Image als …
Vermittler, der verfeindete Seiten zusammenführt, um Harmonie zu schaffen. Ich bin stolz darauf, an diesem Prozess mitzuwirken.«
»Und was sagt Ihr zu den Gerüchten, der Schwarze Block verfolge eigene, geheime Pläne mit dem Imperium?«
»Es sind eben nur Gerüchte. Nicht einmal wert, von einem
berühmten Unruhestifter wie Euch wiederholt zu werden,
Shreck.«
Und sie trat entschlossen vor, stieß Flynn beinahe mit der
Schulter aus dem Weg und verschwand erhobenen Hauptes in
der Menge. Es war nach den geltenden Kriterien kein besonders würdevoller Rückzug, und Toby schickte ihr ein gehässiges Lächeln nach. Nichts wirkt schlimmer, als vor laufender
Kamera die Beherrschung zu verlieren. Flynn schaltete die
Kamera ab.
»Und worum ging es dabei nun genau, Boss?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüsste«, antwortete
Toby glücklich. »Aber sie muss etwas im Schilde führen, wenn
ich sie so leicht um die Beherrschung bringen konnte. Ich denke, ich weise die Regie an, während der ganzen Hochzeit eine
Kamera auf ihre unmittelbare Umgebung gerichtet zu halten,
nur für alle Fälle.«
»Aber was hätten sie oder der Schwarze Block zu gewinnen,
indem sie die Zeremonie stören?«
»Ich weiß nicht, Flynn! Deshalb möchte ich auch eine Kamera
zur Hand haben. Hier geht es nicht nur um eine Hochzeit; die
Krönung zweier konstitutioneller Monarchen markiert den bedeutsamsten politischen Wendepunkt für das Imperium, seit
Owen Todtsteltzer den Eisernen Thron zerstörte. Und das
Hauptinteresse des Schwarzen Blocks war stets die Politik. Undenkbar, dass er eine solche Gelegenheit verstreichen lässt, ohne
irgendeinen Profit herauszuschlagen. Und mal davon abgesehen
– intrigante Miststücke wie Donna Silvestri verdienen es, regelmäßig nervös gemacht zu werden. Es ist gut für ihre Seelen.«
»Was weißt du denn über Seelenheil,
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