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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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es mit dem eigenen Blut unterschrieben. Das
war der tatsächliche Grund für Giles’ Flucht vor all den vielen
Jahren. Vergesst diesen Teil der Legende. Es gab nie einen
großen Zusammenprall zweier gottähnlicher Männer; nur einen
kleinlichen Zank über einen erbärmlichen Verrat. Giles wurde
von einem seiner vielen Bundesgenossen bei Hofe gewarnt. Er
kämpfte sich den Weg in den Palast frei, wobei er viele gute
Männer tötete, schnappte sich das Baby und flüchtete, wobei
ihm die halbe Imperiale Flotte nach den Fersen schnappte. Nur
ein Ort existierte im ganzen Imperium, wo Giles Zuflucht finden konnte und wo man ihn nicht vermuten würde: die Wolflingswelt. Niemand ahnte, dass er dort einen heimlichen Verbündeten hatte.
    Jahre zuvor hatte der Imperator Giles zu diesem Planeten geschickt, um den letzten Wolfling zu jagen und zu vernichten.
Ich war damals selbst eine legendäre Gestalt, eine ständige
Gefahr und ein Dorn im Fleisch der Menschheit. Und so
schickte Ulric eine Legende los, um die andere zu erledigen.
Giles trieb mich ziemlich leicht in die Enge, aber als wir uns
schließlich direkt gegenüberstanden, nichts als Kampf und Tod
im Sinn, waren wir beide überrascht von dem, was wir im
Blick des Gegenübers entdeckten. Innerhalb eines Augenblicks, der ewig zu dauern schien, wurde uns klar, dass keiner
von uns den anderen besiegen konnte, dass wir beide umkämen, falls wir gegeneinander kämpften. Endlich hatte jeder von
uns jemanden gefunden, der ihm gleichkam, der seines Respekts würdig war. Wir entschieden uns gegen den Tod. Stattdessen setzten wir uns hin und unterhielten uns stundenlang,
wie zwei Brüder, die bei der Geburt getrennt worden waren
und sich erst jetzt wiedergefunden hatten. Giles hatte damals
noch Ehre in sich, und er hatte einen scharfen Blick für einen
potenziellen Bundesgenossen. Er trotzte seinen Befehlen, ließ
mich am Leben, kehrte zum Imperator zurück und sagte ihm, er
könnte den legendären Wolfling nicht finden. Dass ich wahrscheinlich nicht mehr existierte. Ulric glaubte ihm. Und warum
auch nicht? Sein teurer Oberster Krieger hatte ihn schließlich
noch nie belogen. Vielleicht war in diesem Augenblick, diesem
kleinen ersten Verrat die Saat der Rebellion und des Ehrgeizes
und all dessen gelegt, was noch geschehen sollte. Mir gefällt
dieser Gedanke. Ich denke gern, dass ich einen kleinen Beitrag
zum Sturz des Imperiums geleistet habe, das meine ganze Art
niedergemetzelt und nur mich übersehen hatte.
    An wen außer mich sollte sich Giles also wenden, als sich
das ganze Imperium gegen ihn wandte? Er kam hierher, um
Sicherheit und Zuflucht zu finden sowie eine Basis, von der
aus er eines Tages zurückschlagen konnte. Also zeigte ich ihm
das Labyrinth des Wahnsinns. Kein Mensch hatte es bis dahin
zu sehen bekommen, außer den Blutläufern, und sie sprachen
nie davon. Ich erklärte Giles Wesen und Funktion des Labyrinths und erläuterte ihm, was es aus ihm machen konnte, falls
er es wagte, in seinen geheimen Kern vorzudringen. Er fürchtete sich jedoch. Er legte zu großen Wert auf sein Menschsein,
um es aufzugeben, egal was ihm das Labyrinth versprach. Obwohl er jedoch nicht bereit war, für sich selbst ein Risiko einzugehen, war da noch das Baby. Welch sichereres Versteck
könnte es für sein Baby geben, fragte ich ihn, als das Herz des Labyrinths? Niemand würde wagen, ihm dorthin zu folgen,
und es würde mit der Zeit unglaublich mächtig werden. Giles
lauschte dem Labyrinth , wie es durch mich sprach, seinen unfreiwilligen Hüter, und geriet in Versuchung. Sein Sohn – eine
Waffe, die er einsetzen konnte, um das Imperium zu stürzen,
das es gewagt hatte, sich gegen ihn zu wenden. Und er verfiel
dieser Versuchung und wurde vom eigenen Ehrgeiz verdammt.
    Ich brachte das Kind ins Herz des Labyrinths und ließ es dort
zurück. Ich habe das Labyrinth des Wahnsinns oft durchschritten, aber es beschloss niemals, mich zu einem Gott zu machen.
Es reichte, dass es mich am Leben hielt, als ich doch lieber
gestorben wäre, und mich dazu verpflichtete, ihm zu dienen,
ein unfreiwilliger unsterblicher Hüter und Sprecher. Ich hätte
das Kind getötet, wäre ich dazu in der Lage gewesen. Weil aus
dem Jungen bald das werden sollte, was mir verwehrt blieb.
Weil er zwischen mich und meinen Freund getreten war. Das Labyrinth hinderte mich jedoch daran. Es hatte eigene Pläne
für das Kind des Giles Todtsteltzer.
    Das Baby lag im Zentrum des

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