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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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Uniform tragen – einen Pullover mit blaugrünen Karos und Spangenschuhe aus Lackleder.
    »Ein toller Tag, Mutter!«, begrüßte mich Mrs Morrissey, als wir uns Maura näherten. Die Schuldirektorin war schon seit denSiebzigerjahren als Erzieherin tätig und sprach alle Moms mit »Mutter« und alle Dads mit »Vater« an. Dass ich nur Mauras Tante war, schien sie nicht weiter zu stören.
    »Sie sieht richtig gut aus heute«, sagte ich. »Ganz die alte Maura.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie bei der Thanksgiving-Feier ein Solo singen soll«, meinte Mrs Morrissey. »Möglicherweise liegt es daran.«
    »Echt? Das ist ja super!«
    Maura sprudelte schon los, bevor sie sich angeschnallt hatte. »Weißt du was, Tante Helen?«
    »Was denn, mein Schatz? Sag schon!«
    »Ich soll zu Thanksgiving ein Lied singen! Die erste Strophe von ›America‹.«
    »Oh, Maura, Schätzchen, das sind ja tolle Neuigkeiten«, sagte ich und dachte insgeheim, dass es nicht besser laufen könnte. Ein Solo war genau das Richtige für Maura, um ihre Ängste loszuwerden, die ihre Offenheit zu ersticken drohten.
    »
My Country, ’Tis of Thee
 …«, sang Maura.
    »
Sweet Land of Liberty
 …«, fiel ich mit ein.
    Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, sah, dass Maura vor Aufregung hochrote Wangen hatte und breit grinste – ganz das glückliche Mädchen, das sie einmal war.
Vielleicht,
dachte ich bei mir,
denkt sie heute einmal nicht an Claire.
Doch dann schoss mir durch den Kopf:
Sollte das unser Ziel sein?
Sollte Maura ihre Mutter vergessen, damit sie wieder glücklich sein konnte und ihre Traurigkeit verschwand? So sehr ich auch wollte, dass Maura ihre Mom niemals vergaß, weil das nur fair Claire gegenüber war und natürlich auch weil Claire ein unvergesslicher Mensch gewesen war, so dankbar war ich doch für einen Tag wie heute, an dem Maura sich ihres Verlusts nicht bewusst war.
    »Was ist das?«, fragte sie und deutete auf die Aufnahmen in Sams Hand.
    »Das sind Fotos von dem kleinen Mädchen, das in meinem Bauch heranwächst.«
    »In deinem Bauch wächst ein Baby?«, fragte Maura mit großen Augen.
    »Ganz genau. Schau dir mal die Aufnahmen an.«
    »Wow!«, sagte Maura und zog ihre Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch. Dann wurde sie plötzlich ernst und fragte bekümmert: »Tante Helen? Ist das meine kleine Schwester?«
    Ich öffnete schon meinen Mund, um ihr den Unterschied zwischen Schwestern und Cousinen zu erklären, hielt mich dann aber zurück, weil ich meine Schwangerschaft ja schließlich Claires Eiern zu verdanken hatte. »So was in der Art«, sagte ich dann. »Eigentlich ist sie deine Cousine, aber weißt du was? Sie ist ebenso deine Schwester wie Sam. Cousinen, Schwestern – ist doch egal. Hauptsache, ihr seid zusammen.«
    »Toll!«, jubelte Maura. »Wir kriegen ein Baby!«
    Ein paar Minuten später bogen wir in den Parkplatz des Gymboree-Studios ein.
    »Tante Helen?«, fragte Maura dann. »Hast du den blauen oder den pinkfarbenen Gymnastikanzug eingepackt?«
    »Ich glaube, den blauen. Der gefällt dir doch, oder?«
    »Mhmh. Tante Helen? Schaut mir Opa Larry heute wieder beim Turnen zu?«
    »Ja, ich denke schon. Er hat doch seit Monaten nicht eine einzige Turnstunde verpasst.«
    »Essen wir danach was zusammen?«
    »Wahrscheinlich schon oder aber er hat das IHOP langsam satt. Schließlich willst nur du jedes Mal dorthin«, grinste ich sie an.
    »Letzte Woche hat er sechs Tassen Kaffee getrunken. Ich hab mitgezählt.«
    »Das ist aber ganz schön viel Kaffee.«
    »Und er hat noch nie Pfannkuchen bestellt.«
    »Aus irgendeinem Grund mag Opa Larry keine Pfannkuchen.«
    »Und weshalb gehen wir dann jedes Mal ins IHOP?«
    »Das frage ich mich auch, mein Dummerchen«, lachte ich. »Vielleicht weil du immer dorthin willst?«
    »Sam gefällt es dort auch. Sie mag die Silberdollar.«
    In dem Augenblick, in dem ich die Eingangstür zum Studio öffnete, rann Maura auch schon los und rief lautstark: »Daddy! Opa!« Sie sprang ohne abzubremsen auf Ross’ Schoß, küsste erst ihn und dann Larry und ging anschließend zum Aufwärmen in die Turnhalle.
    Ich drückte Sam Larry in den Arm und sagte zu Ross: »Schön, dass du es geschafft hast!«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass wir danach Pfannkuchen essen«, grinste er mich an.
    »Und wie viele! Und Eier mit Speck!«
    »Ich müsste verrückt sein, wenn ich mir das entgehen ließe.« Dann stand er auf und beobachtete durchs Fenster, wie Maura ihre Beine ausstreckte und

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