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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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meinem Unterbauch verspürte. »Sei ein braves Mädchen.«
    Sam sah mich kurz an und widmete sich dann wieder ihren Seifenblasen.
    »Viel Glück, Liebes«, sagte Delia und küsste meine Wange.
    »Delia«, sagte ich nervös. »Magst du nicht mitkommen?«
    »Oh!« Delia sprang auf und wirbelte geschmeichelt um mich herum. »Es wäre mir eine Ehre! Danke, mein Kind!«
    »Ich möchte, dass du mitkommst!«
    »Du Glückskind«, sagte Tim zu Sam. »Du hast deinen Opa ganz für dich allein. Vermutlich gibt es Eis und Oreos zum Abendessen.«
    »Au ja«, freute sich Sam.
    Im Krankenhaus übernahm Tim die Aufnahmeformalitäten. Dann wurde ich in ein Einzelzimmer gebracht und in ein OP-Hemd gesteckt. Kurz darauf untersuchte mich die Hebamme. »Alles in Ordnung«, versicherte sie mir. »Sie haben Wehen.«
    »Ach so. Okay. Ich dachte, eine Wehe fühlt sich anders an als dieses Ziehen.«
    »Das sind ja auch die ersten leichten Wehen. Da kommt schon noch mehr, aber das werden Sie bald sehen.«
    Fünf Stunden später wurde es ernst. Sieben Stunden später schrie ich »Aufhören« und verlangte nach der Epiduralanästhesie. Eine Stunde später führte der Narkosearzt mir die Nadel in den Rücken ein. In den nächsten zwei Stunden passierte nichts weiter. Delia und ich spielten Scrabble; der übernervöse Tim verdrückte eine ganze Packung Schokoriegel. Dann schlief ich sogar ein paar Stunden. Um zehn Uhr abends verspürte ich die erste Presswehe, die sich bis zu meinen Oberschenkeln erstreckte. Die Hebamme untersuchte mich. Mein Muttermund war bereits zehn Zentimeter geöffnet. Nun sollte ich pressen.
    Tim stand rechts neben mir und hielt einen Becher mit Eiswürfeln in der Hand, die ich lutschen sollte. Delia stand links von mir und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
    »So, Dad, Großmama«, wies die Hebamme die beiden an. »Ihr nehmt Helen jetzt an ihrem Knie und zieht ihr Bein hoch zu ihrem Gesicht. Helen, Sie müssen jetzt pressen. Zehn Mal.«
    Tim legte sein ganzes Gewicht auf mein linkes Knie, Delia ihres auf mein rechtes.
    »Pressen!«
    Ich presste und presste, aber ich fühlte mich zu schwach, wenn ich bedachte, was ich zu tun hatte. Ich presste noch fester, bis ich das Gefühl hatte, mein Innerstes wäre nach außen gekehrt.
    »Das machen Sie sehr gut. Noch einmal!«, sagte die Hebamme.
    Ich presste, presste und presste. Ich lehnte mich schwer in die Kissen und weinte vor Erschöpfung. Tim schob mir einen Eiswürfel in den Mund. Drei Stunden später sagte die Hebamme, dass sie jetzt den Doktor holen würde. Sie könne das Köpfchen sehen.
    »Oh Liebling, du hast es bald geschafft!«, sagte Delia.
    Nein, hab ich nicht
, wollte ich sagen, aber vor lauter Heulen und unsäglicher Erschöpfung brachte ich kein Wort heraus.Nackte Angst und Panik hatten mich ergriffen. Meine Tochter sollte doch schon längst auf der Welt sein. Wenn es doch sein sollte, müsste die Geburt doch schon vorbei sein. Dann müsste ich mein Baby jetzt im Arm halten. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte das Schicksal nicht herausfordern und den medizinischen Fortschritt als Wunderwaffe gegen meine Unfruchtbarkeit einsetzen dürfen. Ich war dafür einfach nicht geschaffen. Ich lief den letzten Kilometer eines Marathons, und das Einzige, was ich wollte, war, wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
    Als die Hebamme wiederkam, gab sie ein fragendes »Hm!?« von sich.
    »Was?«, fragte ich.
    Die Hebamme starrte auf den Wehenschreiber. »Ihre Wehen haben aufgehört. In den letzten zehn Minuten hatten Sie keine einzige mehr.«
    Mir wurde es schwer um die Brust. Ich rang nach Luft. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Baby starb in mir.
    Delia nahm mein Gesicht in ihre Hände. »Helen, dem Baby geht es gut. Sie möchte nur eins: da raus!«
    Ich schüttelte den Kopf, weil mich plötzlich eine Riesenangst durchfuhr. Sie wog schwer wie ein Betonklotz, und plötzlich war ich mir sicher, dass sie es nicht schaffen würde.
    »Sie hat Angst«, sagte Delia zu der Schwester, und ich konnte ihre dünne Stimme trotz des Brummens der Geräte gut hören. »Sie hat eine Fehlgeburt hinter sich. Sie hat zwei Familienangehörige verloren. Sie hat große Angst.«
    Als ich hörte, wie Delia mein trauriges Dasein in Worte fasste, wollte ich nur noch eines: mich verkriechen und sterben.
    Die Hebamme nickte, als ob das alles erklären würde.
    »Der Arzt wird ihr bestimmt ein Wehenmittel geben wollen«, meinte sie voller Mitgefühl.
    »Bis er da ist, sollten Sie mit ihr

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