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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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zu meinem Gefährten, sonst bist du verloren, Thamar! Vertraue mir! Ich weiß nicht, warum Maondny das getan hat, aber ich will mich nicht gegen sie und ihre Entscheidung stellen.“
    Entschlossen erhob sich Fin Marla zu voller Größe, trat zu Taón und sprach begütigend: „Geh, Liebster. Diese Angelegenheit berührt viele Schicksale, und ich begreife nicht, was daraus erwachsen soll. Geh. Überlasse die Entscheidung über diesen Menschen mir und Maondny. Großes Unheil kann entstehen, wenn du dich einmischst.“
    Zögernd sah ihr Liebster auf sie herab, erkannte offenkundig die tiefe Sorge, die sie zu verstecken suchte. Er nickte, ergriff Anovons Hand und zog ihren Sohn mit sich fort, hinauf in die Baumhäuser der Siedlung.
    „Lass uns gehen, niemand darf uns belauschen“, wisperte Fin Marla. Maondny nickte Thamar zu, und sie folgten ihr beide, als sie mit gemessenen Schritten im Unterholz verschwand.
     
    „Tochter, warum hast du das getan?“, fragte sie schließlich, als sie sich sicher fühlte, und setzte sich seufzend auf einem umgestürzten Baumstamm nieder. Unsicher blickte Thamar zwischen den beiden Elfen hin und her, versuchte wohl zu begreifen, worum es eigentlich ging.
    Als Maondny schwieg und mit flammendem Gesicht zu Boden starrte, murmelte er:
    „Meint Ihr … Eure Hoheit, meint Ihr meine Rettung aus dem Verlies?“ Fin Marla lächelte ihm freundlich zu.
    „Ja, Thamar, genau darum geht es mir. Ich muss dich um Verzeihung bitten, ich wollte dein Geheimnis nicht auf diese Weise erfahren. Für uns Elfen ist es normal, uns geistig auszutauschen, unsere Kinder lernen schon von früh an, ihre Gedanken und Erinnerungen nicht offen zu tragen. Ich hätte bedenken müssen, dass du als Mensch dies nicht wissen konntest.“
    Sie neigte den Kopf, verwundert, wie leicht es ihr fiel, mit diesem Mann zu sprechen. Er erschien ihr kaum anders als die jungen Elfen.
    „Es ist mein Fehler, Mutter, ich hatte nicht genug Zeit, ihn zu warnen.“ Maondny stand verloren neben dem Baumstamm, ihre Finger nestelten an der Verschnürung ihres schwarzen Gewandes.
    „Nun sprich. Warum hast du dich eingemischt, den Lauf des Schicksals verändert? Warum hast du diesen Mann in unsere Siedlung gebracht, obwohl du wusstest, was das für ihn bedeuten kann?“ Fin Marla wandte sich Thamar zu. „Wenn mein Gefährte wüsste, wer du bist, würde er dich sofort als Geisel nehmen. Seit so vielen Jahren schon versuchen wir Elfen, Zutritt zu Roen Orm zu gewinnen! Mit dir als Pfand könnten wir es tatsächlich schaffen, den Krieg zu beenden. Es würde dein Leben kosten, aber das vieler anderer retten. Es würde unserem Volk ermöglichen, nach Hause zurückzukehren.“
    „Das ist der Fehler, Mutter“, murmelte Maondny mit entrücktem Blick. „Genau das ist der Fehler … Thamar würde sterben, wir würden zum Weltenstrudel vorgelassen … Doch wir würden nicht nach Hause zurückkehren können. Es hat sich bereits zu vieles verändert, dieser Schicksalspfad ist
    versiegelt. Ilat ist ein anderer Mann, seit ihm Thamar entkommen ist. Wir könnten nicht mehr im richtigen Moment durch das Weltentor schreiten, und damit wäre alles verloren. Wir, Anevy, und Enra dazu. Die Magie der Prophezeiung könnte nicht mehr dafür sorgen, dass die Steintänzerin im entscheidenden Augenblick zur Stelle sein wird. Osmege würde diese Welt ebenso an sich reißen wie die unsrige.“ Eine einzelne Träne rann über Maondnys von Schmerz verzerrtem Gesicht, als sie zu ihrer Mutter aufsah.
    „Verzeih mir! Es hätte eine Möglichkeit gegeben, doch ich konnte es nicht zulassen! Mutter, wenn ich Thamar hätte sterben lassen, hätten wir nur noch warten müssen, bis Ilat an der Macht ist. Seine Herrschaft hätte für viele Menschen Leid und Tod gebracht, aber wir hätten ihn manipulieren können. In wenigen Jahren, sobald die Auswirkungen der Sternenkatastrophe überstanden sind, wäre die Zeit reif gewesen. Wir hätten den Moment abwarten müssen, bis Osmege unaufmerksam gewesen wäre, dann hätten wir ihn überrumpeln können! Die Erfüllung deiner Prophezeiung wäre nicht nötig gewesen! Ich konnte ihn nicht sterben lassen. Zu viele Tote, so viele, sinnlose vergeudete Lebenspfade! Ich musste ihn retten! Ihn und viele andere. Ich habe nicht gewusst, wie furchtbar sich
    Trauer anfühlt. Ich hatte gedacht, der Verlust einiger tausend Leben wäre zu verschmerzen, wenn dafür hunderttausend andere gerettet werden. Jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt. Ich muss

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