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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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auf, der kopfschüttelnd versuchte, das Unfassbare zu begreifen.
    „Ich werde ihn mit allem schützen, das ich aufzubieten habe, Anovon. Ich weiß, du fürchtest Vater mehr als mich. Dennoch rate ich dir, auf meiner Seite zu bleiben.“
    „Was siehst du voraus, Maondny?“ Besorgt zuckte er zusammen.
    „Nichts, Anovon. Ich bin zu schwach, um mich Visionen zu stellen und gleichzeitig in dieser Welt zu kämpfen. Und ehrlich gesagt, ich will es auch nicht sehen.“ Seufzend strich sie über das helle Haar des Menschen, fühlte anscheinend nach der Beule, die er von Anovons Schlag davongetragen hatte. Solch eine Zärtlichkeit hatte er noch nie bei ihr beobachtet. Vielleicht sah sie eine Art verletztes Tier in ihm? Ja, das musste es sein, zu mehr war Maondny nicht fähig.
    „Der Wahnsinn dieser Welt ist so viel größer als der im Zeitenstrom. Wie ertragt ihr es nur, ihn tagtäglich zu erleben?“, flüsterte sie.
    „Nun, wir können nicht fliehen, so wie du, Maondny, was bleibt uns also übrig?“
    Behutsam wurde Thamar auf die Bahre gelegt, und dann eilte die Elfengruppe durch die Nacht, schweigend, ein jeder von seinen eigenen Ängsten erfüllt.
     
    ~*~
     
     
    „Ich hätte mehr Verstand von dir erwartet, Anovon!“, zischte Taón. Niemand war von seinem Zorn überrascht, es war eher erstaunlich, dass sie jedes Mal vergaßen, wie furchtbar Taóns Wut wirklich sein konnte.
    „Vater!“ Maondny trat vor ihren Bruder. Die Entschlossenheit im Blick seiner sonst so zerbrechlichen Tochter verfehlte ihre Wirkung nicht. Taón riss sich zusammen.
    „Maondny, ich war sicher, dich verloren zu haben. Wir konnten dich nicht finden, nicht einmal deine Mutter wusste, wo wir suchen sollten. Was ist bloß geschehen?“
    „Das wissen die Götter allein, und vielleicht auch diese nicht. Gewiss ist nur eines: Ohne diesen Menschen wäre ich jetzt bei den Jenseitswächtern, dazu verdammt, auf meine Wiedergeburt zu warten. Beschuldige nicht Anovon, es war meine Entscheidung, den Mann hierher zu bringen.“
    „Aber dir ist doch klar, wie bedrohlich das für uns sein kann? Er ist ein Mensch! Wenn er sein Wissen über uns weiter gibt, kann das für uns alle gefährlich werden.“
    Fin Marla hatte genug gehört. Sie trat zu der kleinen Gruppe, die sich auf dem Waldboden versammelt hatte, unterhalb der Baumsiedlung. Während die meisten Elfen oben in den Behausungen geblieben waren und sich das wütende Schauspiel aus sicherer Entfernung angesehen hatten, war sie unbemerkt herangekommen. Sie musterte die Jäger und Krieger, die sie selbst auserwählt hatte, um nach Maondny zu suchen und entließ sie mit einem raschen Kopfnicken. Anovon und ihre Tochter blieben allein bei Taón zurück, während der junge Mann, um den der Streit sich drehte, ein wenig abseits auf den Knien lag, gefesselt und blind. Mitleidig sah Fin Marla den Schmerz und die Angst, unverkennbar an seiner verkrampften Haltung und dem leichten Zittern seiner angespannten Muskeln. Gewiss, er konnte nicht verstehen, was hier gesprochen wurde, sondern hörte nur zornige Stimmen.
    „Wie ist dein Name?“, fragte sie behutsam, um ihn nicht noch mehr zu erschrecken. Er zuckte zusammen, wich vor ihr zurück und schüttelte verängstigt den Kopf.
    „Ich will dir nichts Böses. Ich heiße gut, was du für meine Tochter getan hast, von mir hast du nichts zu befürchten.“ Fin Marla beugte sich zu ihm nieder und streckte langsam die Hand nach seiner Augenbinde aus. Wieder wich der Mann vor ihr zurück, versuchte, ihrer Berührung zu entkommen, doch schon hatte sie das Tuch fortgenommen. Angsterfüllte graue Augen blickten zu ihr auf, zuerst geblendet von der schwachen Morgensonne. Verwirrt starrte er zwischen ihr und Maondny hin und her – die Ähnlichkeit zu ihrer Tochter war stark, das wusste sie.
    „Marla, was tust du da?“ Taón seufzte schicksalsergeben, als er erkannte, dass es zu spät war, Fin Marla löste bereits die Fesseln des Mannes. Ihr war bewusst, Taón hätte ihn gerne erschlagen, nur die Liebe zu seiner Tochter hielt ihn davon ab.
    „Warum fürchtest du mich so sehr?“, wisperte sie in den Geist des jungen Mannes, wo sie Bilder seiner Erinnerungen auffing. Fürchterliche Erinnerungen …
    Nachdenklich betrachtete sie das bleiche Gesicht des Prinzen von Roen Orm, strich dabei über seine Schultern. Sie wusste nun von den kaum verheilten Wunden und schrecklichen Narben, die sich unter dem dünnen Stoff seines Überwurfs befanden.
    „Vertraue mir. Kein Wort

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