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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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und Tierwelt größtenteils fremd schien, musste es sehr weit von dem winzigen Dorf entfernt sein, in dem sie die ersten zwölf Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Lichte Wälder, raue Vorgebirge und Grasebenen gehörten zum großzügigen Revier der Raubkatze. Sie befanden sich wahrscheinlich weit im Süden, denn hier war das Klima mild und vergleichsweise warm.
    Nach dem Essen hatten sowohl die Kyphra als auch der Panther sich auf den Felsen vor der Höhle ausgestreckt, die Inani als Unterschlupf gewählt hatte, um in der Morgensonne zu dösen. Inani selbst wollte im nahen Bach baden und ihr Kleid waschen, das nach über drei Wochen in der Wildnis von Schmutz und Schweiß starrte.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, kribbelte in ihrem Nacken.
    Wie sie es im Kampfunterricht gelernt hatte, drehte sie sich nicht um, ließ sich nichts anmerken. Inani kniete am Wasser nieder, griff mit ihren magischen Sinnen in die Schatten der umliegenden Felsen und Ufergewächsen, während sie sich scheinbar unbedarft Hände und Gesicht wusch.
    Ein Mann stand hinter ihr, keine zwanzig Schritt entfernt, verborgen von Dornengestrüpp.
    Ein Sonnenpriester. Sein gelbes Gewand war zwar von einem ausgebleichten, verdreckten Wollumhang verdeckt, doch Inani konnte mittels Magie den Saum hervor blitzen sehen. Zudem fühlte sie seine Macht, so viel stärker als bei Nuram, dem Priester ihres Dorfes.
    Mal schauen, wie es mit dir gestellt ist!, dachte Inani in einer Mischung aus Angst und Übermut. Geistig rief sie nach ihren Gefährten, bat sie, in der Nähe zu sein und einzugreifen, sollten sich die Dinge zum Schlechten wenden. Während die beiden lautlos herankamen, begann Inani zu singen und griff nach dem Saum ihres Kleides, um es sich über den Kopf zu ziehen.
    Wenn er darauf nicht reagierte, war sie in höchster Gefahr, das wusste sie selbst. Beinahe erleichtert vernahm sie ein hastiges Rascheln und hielt in der Bewegung inne.
    „Ist da jemand?“, rief sie laut und blickte rasch um sich.
    „Nicht erschrecken, ich bin ein harmloser Wanderer.“ Der Priester trat zu Inani und verbeugte sich leicht vor ihr.
    „Konar ist mein Name, sei gegrüßt. Möge Ti dir wohl gesonnen sein“, sprach er und lächelte sie an. Inani starrte in hellblaue Augen, die von diesem Lächeln nicht berührt wurden, sah die Spannung in dem sehnigen Leib des Priesters, das Misstrauen in den hageren, ebenmäßig geformten Gesichtszügen.
    „Milée ist mein Name, werter Herr. Möge Ti Euch leuchten“, erwiderte sie respektvoll. Während sie sich verneigte, spürte sie, wie sein Blick sich regelrecht in ihre roten Haare brannte. Gewiss, viele Hexen waren rothaarig, doch es gab auch alle anderen Farben. Gehörte er zu jenen, die an diesem Aberglauben festhielten?
    „Bist du alleine, Mädchen?“
    Hastig dachte Inani nach, antwortete dann:
    „Nein, werter Herr, mein Vater ist in der Nähe. Er sucht ein Lamm von unserer Herde, Ihr habt es nicht zufällig gesehen?“ Langsam schüttelte Konar den Kopf.
    „Du siehst nicht aus wie eine Schafhirtin“, sagte er, ohne zu versuchen, seiner Stimme die Schärfe zu nehmen.
    Er weiß es! Wieso, was hat mich verraten?
    „Nun, Ihr seht nicht aus wie ein harmloser Wanderer“, zischte Inani und trat einen Schritt zurück. Das war schlecht, das war sogar sehr schlecht!
    „Du siehst wie eine Hexe aus, Weib! Noch jung, ja, aber die roten Haare, dieser respektlose Blick, dein schamloses Verhalten am Wasser, das reicht schon fast als Beweis. Eben habe ich Magie gespürt, das warst du, nicht wahr?“ Konar sprang vor und packte Inani grob am Arm. „Ja, du steckst voll von verdorbenen Kräften, mich täuschst du nicht!“
    Instinktiv ließ sie sich fallen, überraschte damit den Priester, der mit kraftvoller Gegenwehr gerechnet hatte, und entkam so seinem Griff. Gleichzeitig riss sie das Bein in die Höhe und trat Konar mit voller Wucht in den Unterleib. Sie wartete nicht ab, bis er stöhnend zu Boden sackte, sondern rannte sofort los, so schnell sie konnte. Weg, nur weg! Ihre bloßen Füße flogen über den felsigen Boden, sie rannte bergauf, wo sie mehr Deckung finden konnte als am Bach. Sie spürte, wie nah ihre Seelengefährten waren, die Leopardin suchte fragend nach ihr: „Ich töte ihn?“
    „Nein. Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.“
    Eine flirrende Bewegung war die einzige Warnung, die Inani erhielt. Überrumpelt schrie sie auf, als Konar plötzlich vor ihr stand, schwer atmend, das Gesicht hochrot vor Zorn.
    „Ich

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