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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Schwimmbassin war beleuchtet wie ein Märchenland. Die Musik tönte herüber von der Terrasse, die Luft war so süß, ich hätte sie am liebsten bissenweise verschlungen. Leute saßen da, lachend und trinkend, und einige umfaßten sich sogar liebevoll in dem blaßblauen Wasser. Natürlich, jedes weibliche Wesen, das sich in einer Orgie von Kunstsprüngen von einem Sprungbrett stürzt, nachts, hinein in ein beleuchtetes Schwimmbassin, um das ein paar Dutzend Leute sitzen, fordert es geradezu heraus, Äs Exhibitionist bezeichnet zu werden, aber ich scherte mich keinen Deut darum. Ich wollte mich müde machen, ich wollte eine Menge Energie loswerden, die mein Nervensystem zum Teufel jagte, und ich machte stur weiter. Bis ich plötzlich, als ich wieder einmal auftauchte, Doktor Duer am Rande des Schwimmbassins stehen und zu mir herüberschauen sah. Er hatte eine Badehose an und rauchte eine Pfeife. Ich starrte ihn an, und er starrte mich an mit einem schwachen Lächeln.
    Er rief irgend etwas, aber ich konnte nichts verstehen wegen meiner Badekappe. Ich schob das Ding auf einem Ohr zurück und rief hinauf: »Was sagten Sie?« und er rief zurück: »Haben Sie was dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«
    »Kommen Sie nur ‘rein«, rief ich.
    Er nahm mich beim Wort. Er plumpste ins Wasser mit einem riesigen Klatscher und schwamm zu mir, die Pfeife noch immer im Mund.
    Ich zeigte darauf und fing an, so idiotisch zu lachen, daß ich einen halben Kubikmeter Wasser schluckte und zu sinken begann, wobei ich mir die Lunge aus dem Leib hustete; und ein paar kurze gesegnete Augenblicke lang legte er den Arm um mich, hielt mich fest, während ich nach Luft rang, wobei er noch immer diese lächerliche Pfeife im Mund hatte.
    »Okay jetzt?« fragte er.
    »Tcha«, sagte ich, und es wäre alles gut gewesen, wenn der Bademeister nicht gerufen hätte: »He, Sie da! Rauchen verboten im Schwimmbassin.« Das brachte mich von neuem in Fahrt, und ich gab fast den Geist auf. Es war gar nicht so komisch, aber es brachte mich fast um, und Ray Duer mußte mir aus dem Wasser helfen.
    Als wir beide unser Gleichgewicht wiedergewonnen hatten, setzten wir uns an einen kleinen Tisch, und er blickte reuevoll auf seine Pfeife und sagte: »Nun, die tut’s nicht mehr.«
    Zum Glück hatte ich ein Päckchen Zigaretten mitgebracht, zusammen mit einem Briefchen Streichhölzer und einem Lippenstift und ein paar Dollarscheinen, alles eingewickelt in ein kleines sei-denes Tuch; und als ich ihm eine Zigarette anbot, sagte er: »Danke, das ist großartig. Darf ich Ihnen einen Drink bestellen?«
    »Sir, so was dürfen wir nicht trinken.«
    »Das stimmt«, sagte er. Er war ganz offensichtlich verdutzt: »Mein Gott, wie gut, daß heute abend mein Kopf von Natur aus angeschraubt ist.« Dann sagte er: »Nennen Sie mich nicht mehr Sir.«
    Ich sagte: »Ich kann nichts dafür. Ich bin dazu erzogen worden, entsetzlich höflich zu sein.«
    Er sagte: »Ich mag’s einfach nicht allzugern, wenn man mich Sir nennt, das ist alles. Besonders außerhalb der Schule.« Er hielt seinen Blick abgewandt. »Wie wär’s mit einem Eiskaffee?«
    »Liebend gem.«
    Er bestellte zwei Eiskaffees, und als der Kellner fortgetrottet war, sagte ich: »Doktor Duer, ich möchte mich entschuldigen für Alma di Luccas Besuch bei Ihnen heute abend.«
    Er sah einen Augenblick lang überrascht aus, dann lachte er. »Sie stecken mit dahinter?«
    »Es ist alles meine Schuld«, sagte ich und erklärte, wieso.
    »Machen Sie sich keine Gedanken deswegen«, sagte er. »Mir sind schon viel schlimmere Dinge zugestoßen.« Er schien nur belustigt zu sein.
    »Aber, Doktor Duer, ich hab’ gehört, Mister Garrison ist hereingekommen, während Alma bei Ihnen war.«
    »Wirklich, machen Sie sich keine Gedanken deswegen.«
    »Ich hatte Angst, es könnte Ärger geben deswegen.«
    Er schaute mich erstaunt an. »Wieso sollte es deswegen Ärger geben?«
    »Nun... Mister Garrison, der in Ihrem Appartement im Hotel ein Mädchen in einem verführerischen schwarzen Nachthemd vorfindet...«
    »Mister Garrison weiß, daß dies ein berufliches Risiko ist.«
    »Ja?« Diesmal war ich überrascht, tatsächlich, ich war erstaunt. Er war so ruhig, so ungerührt. Mädchen in verführerischen schwarzen Nachthemden ein berufliches Risiko. Mein Gott.
    Er sagte wieder lachend: »Wir hatten mal ein Mädchen, das unter Lunambulismus litt. Das heißt, Schlafwandeln, hervorgerufen auf noch ungeklärte Weise durch den Mond. In ihrem Fall

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