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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Einmischung des Tempels in ihre Leben gesehen. Inzwischen hatten sich die Regeln jedoch als Bestandteil des Glaubens etabliert und hatten auch in zahlreiche geistliche Schriften Eingang gefunden. Dies bedeutete jedoch keineswegs, dass die Welt frei von Gewalt und Gier war. Während ihrer Ausbildung hatte Zada gelernt, dass es dunkle Flecken in der Natur eines jeden Menschen gab und dass es Anstrengungen und Disziplin erforderte, diese zu unterdrücken und nach den Regeln zu leben. Nicht alle Menschen waren dazu fähig oder willens. 
    Langsam füllte sich der Tempel mit Priesterinnen und Anwärterinnen, gleich würde ihre Weihe beginnen. Die Oberpriesterin trat zu ihr. „Seid Ihr bereit, Zada?“ 
    Sie nickte und Yerina nahm ihre Hand und führte sie zum Heiligen Würfel. Die anderen Priesterinnen bildeten einen Kreis um sie und den schwarzen Würfel. Sie fassten einander bei den Händen und sprachen ein kurzes Gebet, in dem die Götter um ihren Segen für diese Zeremonie gebeten wurden. Dann erhob Yerina ihre Stimme: „Zada, Ihr seid heute hier vor die Götter getreten, um Ihnen Euer Leben zu widmen und zu geloben, ihnen für den Rest Eures Lebens zu dienen aus vollem Herzen und mit ganzer Seele. Seid Ihr gewillt, nach den Regeln der Götter und unseres Glaubens zu leben? Dann gelobt es.“ 
    „Ich gelobe es.“ Mit diesen Worten kniete Zada nieder. 
    Die Oberpriesterin legte ihr die Hände auf den Kopf und sprach die rituellen Worte der Weihe. Zwei Priesterinnen traten aus dem Kreis, zogen Zada das graue Gewand über den Kopf und streiften ihr ein weißes über. Zada erhob sich und wurde von Yerina umarmt. Die Oberpriesterin küsste ihre Stirn. Danach traten die anderen Priesterinnen heran. Eine nach der anderen schloss sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, um sie im Kreise der Priesterinnen willkommen zu heißen. Damit war die Weihe abgeschlossen. Zada blieb jedoch nicht viel Zeit, die Ereignisse auf sich wirken zu lassen, denn sogleich wurden die Tempeltore geöffnet, um die Gläubigen einzulassen, die der Zeremonie zur Wintersonnenwende beiwohnen wollten.
     
    Bisher hatte sie stets nur als Beobachterin an diesem Ritual teilgenommen, Anwärterinnen hatten keine aktive Rolle dabei. Daher war es schon etwas Neues für sie, obgleich sie es schon sechs Mal erlebt hatte. Gleich zu Beginn umrundete eine jede Priesterin den Heiligen Würfel und berührte alle sechs Seiten. Da sie die Jüngste war, war sie als letzte an der Reihe. Kaum hatte sie die sechste Seite berührt, ging ein Raunen durch den Tempel. Zunächst war sie irritiert, doch dann warf sie einen Blick auf den Würfel. Wo bisher nur glatte Flächen gewesen waren, zeigten sich nun seltsam fremdartige Zeichen, die die komplette Oberfläche bedeckten. Die Oberpriesterin hob die Arme und bat um Ruhe. Das Ritual würde wie gewohnt fortgesetzt werden. Offensichtlich hatten die Götter ihnen ein Zeichen gesendet, dieses wäre jedoch nicht die Zeit, dies zu ergründen. Diese Nacht diente dem Dank an die Götter für ihre Güte.  
    Yerina war klar, dass gerade etwas Bedeutendes geschehen war. Dennoch hielt sie es für besser, das Ritual nicht zu unterbrechen. Sie wollte nicht noch mehr Verunsicherung bei den Gläubigen schüren. Eine Untersuchung würde bis zum Morgen warten müssen. Sie hoffte, dass die Veränderung dauerhaft sein würde.
     
    Am Morgen konnte sie es kaum erwarten, bis alle Gläubigen den Tempel verlassen hatten. Leider ergab die anschließende Untersuchung des Würfels nur wenig. Keine der Priesterinnen konnte einen Sinn in den fremden Zeichen entdecken. Auch die Befragung Zadas, unter deren Berührung die Zeichen erschienen waren, ergab keine Anhaltspunkte. 
    Die junge Priesterin hatte nichts Außergewöhnliches gespürt. Yerina entließ die Priesterinnen in die wohlverdiente Ruhepause und blieb alleine im Tempel zurück. Immer wieder umrundete sie den Würfel, berührte die von den fremden Zeichen durchzogenen Flächen. Sie versuchte, eine Regelmäßigkeit zu entdecken. Tatsächlich gab es nur eine begrenzte Anzahl von Zeichen, die sich immer wiederholten. Bisweilen gab es auch Gruppen von Zeichen, die mehrfach auftraten. 'Wie Buchstaben!' schoss es ihr durch den Kopf. Demnach waren die Zeichen eine Schrift, die jedoch nichts mit der in Cytria verwendeten gemein hatte. Warum schickten die Götter ihnen eine Nachricht in einer fremden Schrift? Und was hatte Zada damit zu tun? Schließlich war sie es gewesen, die die

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