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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Nutzen.“ 
    „Das sind doch nichts als schöne Worte. Ihr seid Spione. Wahrscheinlich haltet ihr euch schon lange heimlich in Helwa auf. Wie sonst könntet ihr unsere Sprache sprechen.“ 
    Jetzt ergriff Zada das Wort: „Euer Hoheit, ich unterrichtete die beiden in der helwarischen Sprache. Als ich sechs Jahre alt war, wurde ich mit einem Boot an die Küsten Cytrias gespült. Erst viel später erfuhr ich, dass ich von Helwa stamme. Als ich durch vielerlei Fingerzeige der Götter meine Erinnerungen wiedererlangte, konnte ich auch meine Muttersprache wieder sprechen. Schaut mich an, sehe ich nicht aus wie eine Frau Eures Volkes?“ 
    „Nun, möglich wäre es. Aber selbst wenn diese Geschichte stimmt, werden Wir euch keinesfalls erlauben, euch frei in Helwa zu bewegen und danach nach Cytria zurückzukehren. Nun, da ihr hier seid, werden Wir euer Schiff beschlagnahmen lassen. Danach dürft ihr euch nur unter Aufsicht in Helwa bewegen. Wir werden sicher eine sinnvolle Beschäftigung für euch finden, damit ihr Unserem Land nützlich sein könnt. Doch es ist spät, Wir werden euch ein Quartier für die Nacht zur Verfügung stellen. Morgen werden Wir gerne mehr von eurer Geschichte hören. “
     
    Ein Diener geleitete sie in ein Gästequartier, von dessen großzügigen Salon drei gemütlich eingerichtete Schlafzimmer abgingen. Kurz nachdem er die drei dort allein gelassen hatte, erschienen weitere livrierte Bedienstete und brachten verschiedenste Speisen und Getränke. Als die Tür des Salons endgültig ins Schloss fiel, hörte Darija, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Sie waren also hier gefangen. Nach den Worten des Königs hatte sie damit gerechnet, dennoch fand sie das Gefühl des Eingesperrtseins beängstigend. Mawen sagte: „Zumindest können sie uns nicht verstehen, wenn sie uns belauschen. Ich bezweifle, dass jemand Cytrian spricht. Und so unschön die Situation auch ist, lasst uns etwas essen und schlafen. Zum Pläneschmieden werden wir sicher noch genug Zeit haben.“
     
    Zada lag wach und wälzte sich auf der viel zu weichen Matratze hin und her. Ihr fehlte das beruhigende Schaukeln des Schiffes, das sie die letzten Monde in den Schlaf gewiegt hatte. Schließlich schwang sie sich aus dem Bett und schlich in Darijas Schlafgemach. Sie trat an das Bett heran und flüsterte Darijas Namen. Die Angesprochene schlug augenblicklich die Augen auf und fragte: „Könnt Ihr auch nicht schlafen?“ 
    „Nein. Darf ich mich zu Euch legen?“ 
    Kaum hatte es sich Zada neben Darija bequem gemacht, als sie das Tappen nackter Füße auf dem blanken Holzboden vernahm. Mawen betrat das Zimmer und gesellte sich zu den beiden. Keiner der Drei sagte ein Wort. Es war nicht die Zeit, um Probleme zu wälzen. Vielmehr wollte keiner von ihnen alleine sein. Obgleich es zu dritt in dem Bett etwas eng war, vernahm Zada bereits nach kurzer Zeit die gleichmäßigen Atemzüge Darijas und Mawens. Beide waren fest eingeschlafen. Zada versuchte, ihre Eindrücke von Helwa zu verarbeiten. Irgendwie hatte sie sich die Rückkehr in ihr Heimatland anders vorgestellt. Diese graue Stadt, die im Gegensatz zu diesem prunkvollen Palast stand, die scheuen Menschen, die scheinbar freudlos ihren Tätigkeiten nachgingen, all dies stand im Widerspruch zu den farbigen Erinnerungen, die der Heilige Würfel in ihr ausgelöst hatte. Ihr schauderte bei dem Gedanken daran, dass der König sie wahrscheinlich niemals nach Cytria zurückkehren lassen würde. Ihre einzige Hoffnung wäre dann ein Wiedersehen mit ihren leiblichen Eltern. Sie versuchte sich an das gütige Gesicht ihrer Mutter zu erinnern und an das Lachen ihres Vaters. Doch die Erinnerungen, die in Cytria lebhaft vor ihrem inneren Auge erschienen waren, wollten sich angesichts ihrer Erfahrungen hier in Helwa nicht einstellen. Vielmehr drängte sich ihr ein anderes Bild ihrer Eltern auf: zwei seltsam Fremde, sichtbar gealtert und mit grauen, gramgezeichneten Gesichtern. So sehr sie versuchte, dieses Schreckgespenst abzuschütteln, es hatte sich in ihrem Kopf eingenistet. Sie unterdrückte ein Schluchzen, um die anderen nicht zu wecken. Eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinab.
     
    Den düsteren Gedanken zum Trotz musste sie irgendwann eingenickt sein. Als sie erwachte, vernahm sie das Wispern zweier Stimmen. Mawen und Darija waren bereits auf den Beinen und unterhielten sich leise im angrenzenden Salon. Sie schwang die Beine aus dem Bett und durchquerte den Salon, um das

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