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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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vorbeisegelten. Weitere Irrfahrten konnten sie sich angesichts des Proviants nicht leisten. Noch war zwar genug vorhanden, um den geschätzten Mond bis zur Ankunft in Helwa zu überstehen, aber viel länger durfte es nicht dauern.
     
    Jahr 3619 Mond 10 Tag 14
    Vor der Küste Helwas
    Seit der Durchquerung des Nebels waren sie einen Mond lang stetig nach Süden gesegelt. Je weiter sie kamen, umso wärmer wurde es. Während in Cytria um diese Jahreszeit bereits Sturm, Regen und Kälte das Wetter dominieren konnten, war es hier angenehm und sonnig. Darija war es recht, es vereinfachte das Segeln erheblich. Routiniert ließ sie ihren Blick über den Horizont schweifen. Doch diesmal erblickte sie nicht nur die Weite des Ozeans. Am Horizont zeigte sich ein schmaler Streifen. Ungläubig kniff sie die Augen zusammen. Sollte dies wirklich eine Küstenlinie sein? Aufgeregt winkte sie Mawen und Zada heran. Die beiden bestätigten ihre Beobachtung. Wenn nun alles gut ging, würden sie schon bald Helwa erreichen.
     
    Je näher sie kamen, desto mehr Details konnten sie erkennen. Die Küste, die sie ansteuerten, war von einer Felsenkette gesäumt. Sie konnten noch nicht erkennen, ob es ihnen überhaupt möglich sein würde, irgendwo anzulegen. Möglicherweise würden sie eine ganze Weile an der Küste entlangsegeln müssen. Schon aus der Entfernung sahen die Felsen steil, hoch und unbezwingbar aus. Aber obgleich ihnen die Felsen in dieser Hinsicht Sorgen bereiteten, so waren sie dennoch eine gute Nachricht, denn sie befanden sich genau dort, wo sie laut der Karte Helwas sein sollten. Sie konnten sich daher sicher sein, ihr Ziel erreicht zu haben. 
    Am Morgen des fünfzehnten Tages des zehnten Mondes lag die Küste Helwas direkt vor ihnen. Erst jetzt konnten sie den dünnen grünen Streifen erkennen, der vor den Felsen lag. Hier würden sie das Schiff ans Ufer bringen können, doch es wäre eine Herausforderung, die Felsen zu überwinden. Da sie noch genügend Vorräte hatten, entschieden sie daher, an der Nordküste Helwas gen Osten zu segeln. Die Karte zeigte dort keine Berge, sondern einen flachen Küstenstreifen.
     
    Jahr 3619 Mond 10 Tag 23
    Vor der Küste Helwas
    Es dauerte acht Tage, bis sie die Ostspitze Helwas erreicht hatten. Auf ihrem Weg an der Felsenküste entlang hatten sie zahlreiche Einschnitte und grüne Täler entdeckt. Dennoch hatten sie entschieden, erst an der Mündung des Flusses Waris an Land zu gehen. Dort wären sie auch gleich in der Nähe der Hauptstadt Heet. Sicher war es ratsam, sich offiziell bei den Herrschern des Landes vorzustellen. Es könnte Unmut hervorrufen, wenn sie sich ohne Erlaubnis durch Helwa bewegten. 
    Am Morgen des achten Tages an der Flussmündung angekommen, stellten sie fest, dass der Fluss Waris schiffbar war. Sie würden also bis zur Hauptstadt fahren können. Obgleich sie auf ihrem Weg einigen anderen Schiffen begegneten, wurden sie weder angesprochen noch aufgehalten. Offenbar war hier ein Gruß zwischen Seefahrern nicht üblich. Auch die Leute, die sie am Ufer bei diversen Tätigkeiten beobachten konnten, schenkten ihnen keine Beachtung. Alle gingen teilnahmslos ihrer Arbeit nach. Noch bevor sie von Bord gingen, waren sie sich daher der seltsamen Stimmung bewusst.Im Hafen von Heet hatten sie zum ersten Mal Kontakt zu einem Einheimischen. Der Hafenmeister verlangte ein Entgelt für den Liegeplatz im Hafen. Da sie nicht über landestypische Währung verfügten, war einige Überredungskunst nötig, um ihn vom Wert der cytrianischen Goldmünzen zu überzeugen. Sie waren sicher, ihm einen unangemessen hohen Preis gezahlt zu haben, doch in diesem Augenblick war es ihnen egal. Obgleich der Hafenmeister nicht sehr gesprächig war, konnten sie von ihm den Weg zum Palast erfahren. Es war früher Nachmittag, also entschlossen sie sich, ihr Glück noch am gleichen Tag zu versuchen. 
    Auf dem Weg zum Palast betrachteten sie ihre Umgebung genau. Die Straßen der Hauptstadt waren auffällig leer. Nirgends entdeckten sie größere Märkte, spielende Kinder oder fröhliche Menschen. Es war eigentümlich ruhig. Die Leute huschten schnell und mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Die Gebäude waren grau und schmucklos, jede Straße sah gleich aus. Den Weg zum Palast fanden sie dennoch ohne Probleme. Der riesige Prunkbau, der reich mit Gold verziert und von zahlreichen Türmen, Kuppeln und Fahnen gekrönt war, dominierte die ganze Stadt. Schon von Weitem konnte sie zwei Ringe aus Mauern und

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