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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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wollte. Dieser aber lehnte ab. Er wollte lediglich wissen, wohin die Reise als nächstes gehen würde. 
    Da die Vorräte beinahe aufgebraucht waren, würden sie zunächst drei Tage nach Süden ziehen, um im ersten Bauerndorf alles zu kaufen, was sie für die Weiterreise brauchten. Da sie nur noch zu dritt waren, konnten die zehn Ratas problemlos genug Wasser und Proviant für zwei Monde oder mehr tragen. In der Wüste wäre dies auch bitter nötig.
     
    Jahr 3620 Mond 2 Tag 30
    Vor der Nordküste Helwas
    Die vergangenen sieben Tage hatten gereicht, um sich wieder an das Leben auf See zu gewöhnen. Sie und Darija wechselten sich beim Führen des Schiffes ab. Zunächst waren sie noch der Küstenlinie gefolgt, doch nun, da sie ungefähr die Hälfte der Nordküste entlang gesegelt waren, setzten sie Kurs nach Norden, aufs offene Meer hinaus.Wenn sie nicht gerade am Steuer war, lehrte sie Tira und Felkan die cytrianische Sprache. Ansonsten gab es wenig zu tun, doch jetzt, da sie ihre kleine Schwester zur Gesellschaft hatte, machte ihr das wenig aus. Sie beide hatten noch so viel nachzuholen.
     
    Sie konnte es kaum glauben. Die letzten Tage waren wie ein Traum gewesen. Erst war ihre Schwester in ihrem Dorf aufgetaucht und nun war sie mit dieser auf dem Weg in ein fernes Land. Dabei hatte sie vor wenigen Tagen noch das Gefühl gehabt, völlig alleine auf der Welt zu sein. Zwar hatten sich der Dorfälteste und seine Frau stets um sie gekümmert, aber ihre Eltern konnten sie natürlich nicht ersetzen. Außerdem hielt sich wegen dem, was mit ihrer Schwester und den Eltern geschehen war, im Dorf das Gerücht, ihre Familie sei verflucht. Daher wollte keiner mehr als nötig mit ihr zu tun haben. Die anderen Kinder hatten sie gemieden und es hatte lange gedauert, bis sie verstanden hatte, warum. Die Erkenntnis aber hatte ihre Einsamkeit nicht erträglicher gemacht. Seit sie zehn war, hatte sie daher davon geträumt, das Dorf zu verlassen und irgendwo hinzugehen, wo niemand sie kannte.
     
    Jahr 3620 Mond 3 Tag 15
    Westliche Steppe
    Sie waren seit zehn Tagen in der Steppe unterwegs, doch zu seiner Enttäuschung hatten sie noch nicht einen einzigen Angehörigen des Wüstenvolkes getroffen. Elec meinte, er müsse sich gedulden, das Wüstenvolk lebte bevorzugt im Schatten der Nördlichen Bergkette. Dort fanden sie Wasser und etwas Nahrung. Sie würden also noch weiter nach Nordosten laufen müssen. 
    Aber obgleich sie keine Menschen trafen, gab es trotzdem Einiges zu entdecken. Hatte er sich die Steppe als unwirtlichen Ort ohne Leben vorgestellt, so waren seine Erwartungen enttäuscht worden. Der Boden war fast vollständig von Gräsern bedeckt. Mitunter gab es auch flaches Buschwerk. Doch was der Vegetation fehlte, war das üppige Grün, das Mawen von den Wiesen Cytrias kannte. Hier war alles eher braun oder gelb, nur junge Triebe waren grün. Er sammelte zahlreiche Pflanzenproben und machte sich Notizen. An manchen Tagen kamen sie kaum vorwärts, weil er bei jedem Schritt eine Pflanze entdeckte, die er noch nicht untersucht hatte.
     
    Elec war froh, Mawen wieder bei besserer Laune zu sehen. Seit sie durch die Steppe liefen, war sein Forschergeist wieder erwacht. Da er zahlreiche Fragen hatte, führten sie nun wieder lebhafte und inspirierende Gespräche. Wenn Mawen noch unter dem Abschied von seinen Freunden litt, so zeigte er es nicht mehr. Er war fast wie früher. Elec genoss die Reise wieder in vollen Zügen. Natürlich wäre es noch schöner, wenn sie sich nicht permanent beobachtet fühlen würden. Er überlegte, wie er den Soldaten loswerden konnte, ohne es sich mit seinem Vater vollends zu verscherzen. Anders als Felkan stand dieser Soldat treu zum König und es gab wohl nichts, was ihn umstimmen konnte. Also würden sie sich wohl damit arrangieren müssen.
     
    Jahr 3620 Mond 3 Tag 24
    Westliche Steppe
    Obgleich es noch früh im Jahr war, stiegen die Temperaturen tagsüber so sehr, dass sie in den Mittagsstunden stets eine längere Rast machen mussten, um sich und die Tiere zu schonen. Es zeigte sich, dass sie den Wasserbedarf falsch eingeschätzt hatten. Sie hatten damit gerechnet, dass zumindest die Tiere in der Steppe noch ab und zu ein Wasserloch finden würden. Doch nicht zum ersten Mal hatten sie die Tiere mit Wasser aus den mitgeführten Vorräten tränken müssen. Er fragte Elec, was sie tun sollten, wenn die Wasservorräte weiter so bedrohlich schrumpften. Elec beruhigte ihn: „Die Berge sind nicht mehr fern.

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