Toechter Der Suende
es möglich wäre, würde ich ihm ein paar saftige Ohrfeigen verpassen, ihn dann auf sein Pferd setzen und nach Hause schicken. Aber diese Macht besitze ich nicht. Ich muss mit jemandem reden, der die Verhältnisse in Rom besser kennt. Was hältst du von einem Ausflug nach Trastevere?«
»Wir reden über Falko, und da willst du zu Gaspares Taverne reiten?«
»Doch nur zum Schein! Ich muss mit dem Pfarrer von Santa Maria sprechen. Das ist ein kluger Mann, der gewiss Rat weiß. Doch ich darf nicht offen zu ihm gehen. Also wird Mariangela ihn holen müssen. Komm jetzt! Jede Stunde, die wir versäumen, kann Falkos Verderben sein.« Giso warf sich einen weiten Mantel um, stülpte sich die Kapuze über den Kopf und befestigte einen langen Dolch am Gürtel.
»Nur für alle Fälle«, erklärte er. »Kardinal Foscarelli wurde zwar in der Nacht erstochen, doch ich kann nicht ausschließen, dass die Gegner, die uns belauern, auch bei Tageslicht zuschlagen.«
Hilbrecht klopfte mit entschlossener Miene an seinen Schwertgriff. »Sie sollen es versuchen! Ich werde ihnen zeigen, wie ein deutscher Ritter sich zu wehren weiß.«
»Gegen einen heimlichen Dolchstoß nützt das beste Schwert nichts«, antwortete Giso und forderte Hilbrecht auf, ihm zu folgen. Draußen befahl er dessen Knappen, zwei Pferde zu satteln.
»Nicht drei?«, fragte Hans, der den Wein in Gaspares Taverne zu schätzen gelernt hatte und gerne mitgekommen wäre.
»Nur zwei. Du bleibst hier und passt auf, wann Falko zurückkommt.«
»Sicher nicht vor dem späten Nachmittag«, klang da Margaretes Stimme auf. Sie hatte die beiden Freunde belauscht und machte sich nicht die Mühe, die Verachtung zu verbergen, die sie für Falko empfand.
Giso musterte sie verstohlen und fragte sich, weshalb ihr Freund sich nicht in dieses Mädchen hatte verlieben können. Frau Edelgundes Nichte wäre die ideale Ehefrau für ihn. Sie hatte keine Flausen im Kopf und würde seines Wissens eine recht annehmbare Mitgift erhalten. Aber Falko lehnte Margarete leider ebenso stark ab, wie diese ihn verachtete.
Unterdessen führten Hans und Falkos Knappe Frieder die beiden gesattelten Pferde auf den Hof. Giso und Hilbrecht stiegen auf und verließen den Campo Santo Teutonico in Richtung Trastevere. Unterwegs wechselten sie vor lauter Anspannung kein Wort, und als sie Gaspares Taverne erreichten, zitterte Giso innerlich so stark, dass er Pater Luciano am liebsten sofort aufgesucht hätte. Doch es lungerten zu viele Müßiggänger herum, unter denen sich mit Sicherheit Zuträger jener befanden, die den Mord an Foscarelli befohlen hatten.
Er und Hilbrecht betraten die Taverne, setzten sich in den Gastraum und warteten, bis Mariangela erschien, um sie nach ihren Wünschen zu fragen.
»Du kennst meinen sehnlichsten Wunsch«, antwortete Hilbrecht mit einem tiefen Seufzer.
»Diesen Wunsch kann Euch jede Hure in Rom erfüllen, Herr Ritter. Lasst mich also damit zufrieden. Wollt Ihr nur Wein oder auch etwas zu essen? Macht schnell, ich habe nicht viel Zeit!« Mariangela klang schnippisch, denn der Vater lag ihr in den Ohren, den Deutschen zu erhören, während die Mutter sie täglich beschwor, ihre Reinheit zu bewahren.
Giso merkte ihre Verstimmung und fasste nach ihrer Hand. »Höre mir gut zu, mein Kind. Du wirst uns jetzt Wein bringen und deiner Mutter sagen, sie soll uns etwas zu essen machen. Danach wirst du zu Pater Luciano gehen und ihm unauffällig zutragen, dass ich hier auf ihn warte.«
Die Aufforderung, vorsichtig zu sein, verkniff Giso sich, um das Mädchen nicht zu verschrecken. Es brachte nichts, wenn sie wie ein ängstliches Huhn durch die Straßen schlich. Damit würde sie nur seine Feinde darauf aufmerksam machen, dass hier etwas Heimliches geschah.
»Ich werde den hochwürdigen Herrn aufsuchen«, versprach Mariangela, die sich wunderte, warum der Geistliche nicht selbst zu Pater Luciano ging. Sie fragte aber nicht, sondern brachte den Wein, erklärte dann ihrer Mutter, dass die beiden Tedeschi speisen wollten, und lief flink wie ein Reh zur Kirche.
2.
P ater Luciano kam später, als es für Gisos Nerven gut war. Zudem blieb er mindestens eine Viertelstunde draußen auf der Straße stehen und sprach mit einigen Passanten. Erst nachdem er diesen seinen Segen gespendet hatte, wandte er sich der Taverne zu und setzte sich auf die Terrasse. Nach einer Weile nahm er seinen Hut ab und wischte sich über die Stirn.
»Es ist sehr heiß hier«, sagte er zu einem anderen
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