Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Gast.
    »Kommt doch unter die Pergola«, forderte dieser ihn auf.
    Pater Luciano schüttelte den Kopf. »Dort ist mir die Luft zu stickig. Ich glaube, ich gehe besser ins Haus. Marioza wollte ohnehin mit mir über die Messe sprechen, die ich für ihre verstorbene Tante lesen soll!« Ächzend stand er auf, betrat die Gaststube und ging durch sie hindurch, ohne Giso und Hilbrecht zu beachten. In der Küche unterhielt er sich ein wenig mit der Wirtin. Schließlich senkte er die Stimme und zeigte auf die Tür zur Gaststube.
    »Hole den deutschen Priester herein, meine Tochter, und warte dann draußen. Gib acht, dass niemand hereinkommt und uns überraschen kann.«
    Obwohl Marioza nicht recht begriff, was das sollte, nickte sie und verließ die Küche. Wenig später betrat Giso den Raum.
    »Endlich!«, stöhnte er.
    Pater Luciano machte ihm ein Zeichen, leiser zu sein. »Wir wissen nicht, wer sich draußen herumtreibt. Daher sollten wir uns kurz halten. Ihr kommt gewiss wegen Eures Freundes, der dabei ist, Ercole Orsini auf den Leim zu gehen.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Giso verblüfft.
    »Ich habe meine Ohren auch in der Stadt«, antwortete der Pater lächelnd. »Doch ich weiß nicht, wie ich Euch helfen kann. Ercole Orsini ist unser Feind und ein wortgewandter Mann, der einen jungen Narren, der in seine Tochter verliebt ist, durchaus zum Verrat bewegen kann.«
    »Das darf nicht geschehen!« Giso klang so laut, dass Pater Luciano ihn erneut mahnte.
    »Seid leise! Und nun erzählt mir von Eurem Freund. Vielleicht fällt uns gemeinsam ein, auf welche Weise wir ihn von einem Pfad zurückreißen können, der nur ins Verderben führen kann.«
    »Falko ist ein redlicher Bursche und tapfer wie selten einer. Aber er ist nun einmal kein Mann des Wortes und einem Ercole Orsini in dieser Hinsicht niemals gewachsen. Er hat sicher auch keinen Verrat im Sinn. Ihm geht es nur um Orsinis Tochter. Die muss ihn verhext haben! Anders kann ich mir das nicht erklären.«
    Pater Luciano schüttelte mit einem nachsichtigen Lächeln den Kopf. »Da ist weniger Hexerei im Spiel als das heiße Blut der Jugend. Francesca Orsini ist ein sehr schönes Mädchen, und es mag den jungen Adler verlocken, sie zu besitzen!«
    »Dabei habe ich die ganze Reise über angenommen, er wäre in die Äbtissin Elisabeth verliebt. Wie oft habe ich ihm gesagt, er soll gegen sein Begehren ankämpfen und lieber zu einer Hure gehen, um seine Leidenschaft zu befriedigen, anstatt die Nichte des Fürstbischofs und sich selbst in Gefahr zu bringen.« Giso seufzte, während der Pater überlegte.
    »Erzählt mir alles über die beiden. Wenn die junge Äbtissin Einfluss auf Falko Adler hat, kann sie ihn vielleicht auf den rechten Pfad zurückführen.«
    Giso zögerte ein wenig, die Geheimnisse seines Freundes preiszugeben, doch dann berichtete er Pater Luciano alles, was er über Falkos Liebe zu Elisabeth wusste. »Ich habe ihm klargemacht, dass er sie niemals besitzen kann«, bekräftigte er und schloss damit, dass dies vielleicht ein Fehler gewesen sei.
    »Nein, du hast das Rechte getan!«, beruhigte ihn der Pater. »Ich aber werde zu der Äbtissin reiten und mit ihr reden. Ihr traue ich zu, den jungen Adler auf unserer Seite zu halten. In der Hand unseres Feindes wäre er eine fürchterliche Waffe, die all unsere Hoffnungen auf Frieden zwischen dem Papst und dem zukünftigen Kaiser zerstören könnte. Doch nun kehrt an Euren Tisch zurück und schickt Marioza herein. Ich glaube, hier brennt etwas an.«

3.
    N achdem Pater Luciano um Falkos Liebe zu Elisabeth wusste, entschloss er sich, noch am selben Tag zu handeln. Zwar hatte er kein eigenes Reittier, aber als er um eines bat, lieh ihm einer der wohlhabenderen Einwohner Trasteveres einen Maulesel, der ihn brav und recht flott trug.
    Erst als er schon die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, dachte der Pater daran, dass er nun ebenso allein unterwegs war wie damals Kardinal Matteo Foscarelli. Er streifte diesen Gedanken jedoch rasch wieder ab und vertraute auf Gott, der ihn noch nie im Stich gelassen hatte.
    In Tre Fontane ritt er an dem stattlichen Mönchskloster mit der wuchtigen Kirche vorbei zu dem weitaus bescheideneren Heim der frommen Schwestern und bat die Pförtnerin, ihn bei der Äbtissin zu melden.
    »Mussten die uns wirklich eine Deutsche schicken?«, seufzte die Nonne, beeilte sich dann aber, der Bitte nachzukommen.
    Pater Luciano schüttelte nachsichtig den Kopf. In den langen Jahren seines Lebens

Weitere Kostenlose Bücher