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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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werdet Ihr mir für alles bezahlen.«
    Mit diesen Worten erschreckte er die Magd so sehr, dass diese in die Küche eilte und seinen Ausspruch an die Köchin und die anderen Frauen weitertrug. Während der Herr in seinen Gemächern darüber nachsann, wie er sich an Hildegard und deren Mutter rächen konnte, beteten die Mägde im Erdgeschoss der Burg dafür, dass diese glücklich entkommen konnten.

17.
    D ie Dämmerung war kaum zu ahnen, als Reckendorf seine Männer in die Sättel trieb. Lediglich vier Wächter ließ er zurück. Er hatte auf eine Rüstung verzichtet und trug leichte Tracht, um sein Pferd nicht vorzeitig zu ermüden. Bertschmann hingegen war so schwer gewappnet, als gelte es, in eine Schlacht zu ziehen.
    Sein Herr warf ihm einen kurzen Blick zu, sagte aber nichts, sondern zog seinen Rappen herum und befahl den Wächtern am Tor, dieses zu öffnen.
    Solange es noch dunkel war, konnten sie nur im Schritt reiten, und so sehnte Reckendorf die Morgenröte herbei. Als der Osten sich heller färbte, atmete er auf. »Wie weit, glaubt Ihr, wird diese Bande gekommen sein?«, fragte er Bertschmann, der neben ihm ritt.
    »Nicht mehr als zwei Meilen, selbst wenn sie bis in die Nacht hinein gezogen sind.«
    »Aber auf welcher Straße?« Reckendorf wies auf eine Weggabelung, die im ersten Licht des beginnenden Tages vor ihnen auftauchte. Beide Abzweigungen waren trocken und zeigten außer tief eingeschnittenen Karrenspuren nur die Tritte und den Dung von Sauen und Schafen, die am Abend zuvor über diese Wege heimgetrieben worden waren.
    »Wir werden fragen müssen!« Da sie nun schneller reiten konnten, übernahm Bertschmann die Spitze und bog kurzentschlossen in einen der beiden Wege ein.
    Bald darauf erreichten sie ein Dorf, in dem ein paar Bauern gerade Kühe auf die Weide führten. Die Männer wichen zurück, als sie die Reiter auf sich zukommen sahen.
    »He, ihr da! Wir wollen nichts von euch. Ihr könnt euch sogar ein paar Pfennige verdienen, wenn ihr uns sagt, ob gestern fahrendes Volk hier vorbeigezogen ist.«
    »Die haben wir gesehen, edler Herr. Sie sind die Straße dort entlang!« Einer der Bauern wies in die entsprechende Richtung.
    »Los, weiter!«, forderte Bertschmann die Waffenknechte auf und trabte an, ohne den Bauern das versprochene Geld zuzuwerfen.
    Reckendorf blieb für einige Augenblicke starr im Sattel sitzen, denn er konnte die Respektlosigkeit, mit der er eben übergangen worden war, kaum fassen. Da die Waffenknechte Bertschmann wie selbstverständlich folgten und dabei an ihrem Herrn vorbeiritten, ohne ihn zu beachten, blieb ihm nichts anderes übrig, als seinem Rappen die Sporen zu geben und am Rand der Straße nach vorne zu reiten, bis er zu seinem Kastellan aufgeschlossen hatte.
    Die Bauern sahen dem Trupp nach, bis er außer Sicht war, dann kratzte einer sich am Kopf und sah seinen Nachbarn verdutzt an. »Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass die Gaukler weiter vorne von der Straße abgebogen sind?«
    »Sie haben nur gefragt, ob sie hier vorbeigezogen sind, und das haben wir gesehen. Das andere hätte ich ihnen gesagt, wenn wir Geld erhalten hätten. Aber so … Und jetzt komm weiter! Die Arbeit tut sich nicht von selbst, und ich will nicht vom Fronvogt gescholten werden.«
    Ohne es zu ahnen, ritten Reckendorf und seine Männer an der Abzweigung vorbei, in die Maries Gruppe abgebogen war, und erfuhren erst im nächsten Dorf, dass die Gesuchten dort nicht gesehen worden waren.
    »Blutiger Heiland, was machen wir jetzt?«, fluchte Bertschmann.
    Reckendorf wies in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Wir werden uns aufteilen und alle Wege abreiten, die die Witwe genommen haben kann. Wir treffen uns gegen Mittag beim Schankwirt in Michelau. Ich hoffe, dass einer von uns gute Nachricht mitbringen wird.«
    Damit hatte er wieder die Führung des Trupps übernommen und Bertschmann auf den Posten des Stellvertreters verwiesen.
    Reckendorfs Laune besserte sich aber erst, als er in Schleichach erfuhr, dass die Gaukler dort am Vorabend gesehen worden wären, und es drängte ihn mit aller Macht vorwärts. Dann erst begriff er, dass er als Treffpunkt mit seinen Leuten einen Ort gewählt hatte, der fast drei Meilen voraus lag. Wenn es mit dem Teufel zuging, holte er die Verfolgten ein und hatte nur vier Mann bei sich. Daher war er froh, als er Michelau erreichte und dort hörte, dass die Gaukler den Ort erst vor kurzem passiert hatten.
    Allerdings musste Reckendorf warten, bis seine Männer

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