Toechter Der Suende
Reise ohne Wiederkehr antreten.
Falko strich ihr über die Wange. »Jetzt komm, Mädchen! Es sind schon andere aus Rom zurückgekehrt. Warum sollte ausgerechnet ich es nicht tun?«
»Du … du kommst schon zurück!«, stieß Hildegard hervor und flüchtete sich in Maries Arme.
»Natürlich komme ich zurück«, versprach Falko ein weiteres Mal. Dann trat er an die Tür, blieb dort stehen und hob grüßend die Hand. »Gott befohlen. Euch allen!«
Mit diesem Gruß verließ er den Raum und wischte sich draußen mit dem Handrücken über die Augen, die sich mit einem Mal feucht anfühlten.
12.
A ls Falko den Burghof betrat, fand er die restliche Gruppe bereits fertig zur Abreise vor. Er neigte das Haupt kurz in Richtung der verschleierten Nonne, die auf einem von einem Diener geführten Maultier saß, sah aber nicht genauer zu der Dame hin, sondern schwang sich in den Sattel seines Reisepferds. Sein Schlachtross führte sein Knappe Frieder am Zügel. Zwar erwartete Falko unterwegs keinen Kampf, aber er wollte auf alles vorbereitet sein.
Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass Giso ebenso wie die Äbtissin auf einem Maultier saß, wie es dem geistlichen Stand angemessen war. Hilbrecht hatte sich in den Sattel seines Braunen geschwungen, wirkte aber noch arg mitgenommen.
»Dann wollen wir mal, das heißt, wenn die ehrwürdige Mutter damit einverstanden ist«, rief Falko so laut, dass es über den ganzen Hof hallte.
»Ich bin einverstanden!«
Beim Klang ihrer Stimme zuckte Falko zusammen, denn sie hörte sich weder alt noch herrisch an, sondern sanft wie ein Frühlingshauch. Jetzt musterte er die Dame und fand, dass sie wie selbstverständlich im Sattel saß und eine gute Figur machte. Obwohl sie die weiten Gewänder ihres Ordens trug, wirkte ihr Leib schlank und straff, und er bedauerte, dass ihr Gesicht von ihrer ausladenden Haube und dem dichten Schleier verdeckt wurde.
Beinahe vergaß Falko, dass er als Anführer der Reisegruppe galt. Erst als Gottfried Schenk zu Limpurg an einem Fenster erschien und ihm zuwinkte, erinnerte er sich an seine Pflichten und hob die Hand. Er senkte sie jedoch gleich wieder als Zeichen des Aufbruchs. Dabei musste er innerlich grinsen, denn der Fürstbischof war so besorgt um die Sicherheit seiner Nichte gewesen, dass er ihm einen halben Heerzug unterstellt hatte. Außer Hilbrecht, ihm und ihren Knappen zählten neben der Äbtissin und zwei weiteren Nonnen in von Pferden getragenen Sänften Giso sowie ein Dutzend Knechte zu der Reisegesellschaft. Einer von diesen führte das Maultier der Oberin und vier weitere die Sänftenpferde ihrer Begleiterinnen. Der Rest kümmerte sich um die Ochsengespanne und die beiden Wagen, die mit der Habe von Elisabeth Schenk zu Limpurg, den Geschenken des Fürstbischofs für Seine Heiligkeit, Papst Nikolaus V., und für Freunde in Rom beladen waren. Hinzu kamen noch einmal zwölf Bewaffnete zu Fuß als Geleitschutz, die mit Kurzschwert und Hellebarde bewaffnet waren.
Da Falko diese Männer bisher nur vom Sehen her kannte, beschloss er, in den nächsten Tagen mit ihnen zu reden, um ein Gespür dafür zu gewinnen, wie gut er sich auf sie verlassen konnte. Jetzt winkte er sowohl dem Fürstbischof wie auch seiner Mutter zu, die weiter oben hinter einem Fenster auftauchte. Dann zog er seinen Gaul herum und trabte an dem Reisezug vorbei. Neben der Äbtissin zügelte er sein Pferd und verbeugte sich noch einmal, diesmal um einiges tiefer als zuvor. »Verzeiht, ehrwürdige Mutter, dass ich es bisher versäumt habe, mich Euch vorzustellen. Doch ich bin erst gestern spät am Abend in Würzburg angekommen und wollte Euch nicht mehr stören.«
»Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen«, antwortete ihm eine Stimme, in der die Frische der Jugend mitschwang.
Falko korrigierte das von ihm angenommene Alter der Äbtissin von über vierzig auf knapp die Hälfte und zauberte trotz seiner Kopfschmerzen ein Lächeln auf die Lippen. »Ich danke Euch, hohe Frau, denn Ihr erleichtert mein Herz. Ich hätte mein Versäumnis sonst bei dem ersten Priester, dem wir begegnet wären, beichten müssen.«
Jetzt lachte die verschleierte Frau hell auf. »Weit hättet Ihr da nicht reiten müssen, befindet sich doch der hochwürdige Vater Giso bei uns.«
»Ach ja, das tut er. Ich hatte es ganz vergessen!« Bisher hatte Falko noch nie jemand von Giso ehrfurchtsvoll sprechen hören und verspürte plötzlich Eifersucht auf seinen Freund.
»Verzeiht, aber unser braver Giso stammt aus
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