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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Reckendorf selbst starrte zunächst noch geradeaus, wandte dann aber den Kopf und sah Marie und Hildegard mit einer Mischung aus nur mühsam unterdrücktem Zorn und Hilflosigkeit an.
    Leicht, das begriff Gottfried Schenk zu Limpurg, würde der heutige Tag auch für ihn nicht werden. Eine seiner Cousinen hatte ihn noch am Morgen beschworen, nicht allzu hart mit Junker Bruno zu verfahren, da dieser durch den frühen Tod seiner Eltern gestraft genug sei. Überdies habe man ihm auch noch die Vormundschaft über seine Halbschwester aufgehalst, die weniger als neun Monate nach dem Tod seines Vaters auf die Welt gekommen war.
    Doch gerade um Margaretes willen darf ich den Junker nicht schonen, fuhr es dem Fürstbischof durch den Kopf. Reckendorf hatte sich mutwillig gegen seine Pläne gestellt und diese untergraben.
    Mit einem Gesicht, als würde er jeden Anwesenden am liebsten einzeln zum Teufel jagen, forderte Herr Gottfried die geschädigte Seite auf, ihre Version des Geschehens zum Besten zu geben. Als er sah, dass sich Peter von Eichenloh erhob und vor ihm verbeugte, atmete er auf. Diesem Mann traute er es zu, die nötige Ruhe zu bewahren. Anders war es mit Otto von Henneberg. Dieser sah so aus, als würde er am liebsten das Schwert ziehen und Reckendorf einen Kopf kürzer machen.
    Doch wenn er als oberster Herr des Hochstifts den Frieden schaffen wollte, den er in Franken dringend benötigte, durfte kein Blut fließen.
    »Sprecht, Eichenloh!«, forderte er Maries älteren Schwiegersohn auf.
    Peter brachte in knappen Worten die Klage vor, die seine Schwiegermutter und seine jüngste Schwägerin gegen Reckendorf erhoben, und setzte hinzu, dass auch seine Ehefrau Trudi und Hennebergs Gemahlin Lisa zu den Betroffenen des Überfalls zählten.
    »Reckendorf kann sich bei seinen Schutzheiligen bedanken, dass Gräfin Lisa nicht ihr Kind verloren hat, mit dem sie schwanger geht. Die Gefahr bestand durchaus, denn die Pferde, die ihre Sänfte trugen, sind durchgegangen, und Lisa von Henneberg hätte dabei ebenfalls ums Leben kommen können«, schloss Eichenloh und erhielt einen anerkennenden Blick seines Schwagers, der diese Tatsache besonders gewürdigt sehen wollte.
    »Nun, Reckendorf, was sagt Ihr dazu? Verhält es sich so, wie Graf Eichenloh es geschildert hat?«, fragte der Fürstbischof seinen Neffen.
    Reckendorf setzte zweimal zum Sprechen an, brach aber jedes Mal wieder ab. Stattdessen sprang sein Kastellan Bertschmann auf und machte eine verächtliche Handbewegung. »Die Kibitzsteiner lügen, wenn sie nur den Mund aufmachen. Es weiß doch jeder, dass sie Gesindel sind!«
    Der Fürstbischof hätte Bertschmann erwürgen können und dessen Herrn gleich mit dazu. Eine solche Unverschämtheit würde nur dazu führen, dass die Gegenpartei noch höhere Forderungen stellte oder einen Vergleich von vornherein ablehnte.
    Maries Gesicht wurde schneeweiß, und sie stand schwerfällig auf. »Dieser Mann«, rief sie und zeigte auf Bertschmann, »soll uns eine Person nennen, die von sich behaupten kann, wir Kibitzsteiner hätten sie belogen!«
    Sie erhielt von dem Kastellan nur eine weitere beleidigende Geste zur Antwort.
    Nun packte Reckendorf Bertschmann und zog ihn zurück. »Seid Ihr wahnsinnig geworden? Ihr hetzt ja den Fürstbischof vollends gegen uns auf!«
    Reckendorfs Stimme klang leise, aber scharf. Während sein Kastellan sich wieder setzte, wanderte sein Blick erneut zu Hildegard hinüber. Diese hatte sich in einen weiten Umgang gehüllt und sah stur geradeaus, ohne auch nur einmal den Kopf zu wenden.
    Unterdessen hatte Herr Gottfried beschlossen, die Verhandlung abzukürzen. »Junker Bruno von Reckendorf, da Ihr nicht in der Lage seid, die Aussagen der Gegenseite zu widerlegen, werdet Ihr als schuldig erachtet.«
    Empörtes Gemurmel erhob sich unter den Verwandten und Anhängern des jungen Mannes, doch auf deren Befindlichkeiten wollte der Fürstbischof keine Rücksicht nehmen. »Habt Ihr wenigstens etwas zu Eurer Verteidigung zu sagen?«, fragte er mit eisiger Stimme.
    Reckendorf erhob sich und schüttelte den Kopf. »Nein, Euer Gnaden!«
    »Ihr bekennt Euch also des heimtückischen Überfalls auf Marie Adlerin für schuldig!«
    »Ja!«
    Reckendorf konnte dem Fürstbischof nicht sagen, er habe Marie Adlers Reisezug überfallen, weil er über dessen Plan erbost gewesen war, ihren Sohn mit seiner Halbschwester zu verheiraten. Damit hätte er sich nur vollends dem Zorn des hohen Herrn ausgesetzt. Zwar nannte er sich nun

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