Toechter Der Suende
klar, und er verließ die Gemächer des Kardinals mit dem Gefühl, erneut zum Narren gehalten worden zu sein. Als er auf dem Vorplatz der Basilika San Pietro stand und auf deren Eingangstür blickte, durch die in wenigen Monaten der deutsche König Friedrich schreiten würde, um sie als römischer Kaiser wieder zu verlassen, kamen ihm vor Wut die Tränen. Er und sein Sohn hatten alles getan, um das zu verhindern. Den Männern aber, die sie dazu gedrängt hatten, war ihr Einsatz nur noch ein Achselzucken wert.
»Ich werde meine Belohnung erhalten, und wenn es mit dem Teufel zugeht«, murmelte er und zuckte im nächsten Augenblick zusammen, als direkt neben ihm eine Stimme aufklang.
»Das werdet Ihr, Signore Dario!«
Er drehte sich um und sah einen Mann in einem weiten Umhang vor sich, dessen breitkrempiger Schlapphut die Gesichtszüge so beschattete, dass er ihn erst auf den zweiten Blick erkannte.
»Vicomte de …«
Der andere hob abwehrend die Hand. »Keinen Namen, Signore! Ich befinde mich inkognito in dieser Stadt. Aber ich kann nicht sagen, dass mir gefällt, was ich hier erfahren habe.«
»Mir auch nicht«, zischte d’Specchi beinahe zu laut.
»Wir sollten uns in aller Ruhe unterhalten, mein Freund. Ich kenne eine kleine verborgene Schenke, deren Wirt ein guter Freund ist. Dort haben wir alle Zeit der Welt für uns.«
Dario d’Specchi überlegte kurz und nickte. »Gegen einen Becher Wein habe ich nichts und auch nichts gegen ein Gespräch.«
17.
D ie Schenke befand sich in einem so verrufenen Viertel, dass selbst die Stadtwachen es kaum wagten, diesen Teil von Rom zu betreten. Der Franzose schien sich hier jedoch auszukennen, denn er lotste d’Specchi auf kürzestem Weg zu der Schenke und begrüßte den Wirt wie einen alten Bekannten.
»Auch wieder einmal in der Stadt?«, fragte dieser lächelnd.
»Wie du siehst, mein Freund. Jetzt wünsche ich einen Krug Wein vom besten, zwei Becher und einen Platz, an dem mein Begleiter und ich ungestört reden können.«
»Das sollt Ihr alles haben. Kommt, ich führe Euch nach hinten. Dort hört Euch niemand zu.« Der Wirt winkte de Promont und d’Specchi, ihm zu folgen, und brachte sie in einen düsteren Raum, den selbst die Öllampe, die er auf den Tisch stellte, kaum zu erhellen vermochte.
Der Wein war überraschend gut, und d’Specchi fragte sich, ob der Wirt diesen ehrlich erstanden oder billig als Diebesgut gekauft hatte. Allerdings interessierte ihn das, was sein ausländischer Bekannter zu sagen hatte, weitaus mehr.
»Was wollt Ihr von mir?«, fragte er de Promont.
Der Franzose trank einen Schluck Wein und schnalzte dann genussvoll mit der Zunge. »Das ist ein Tropfen, wie ich ihn mir gefallen lasse. Man kann über euch Italiener sagen, was man will, doch Wein keltern könnt ihr.«
»Ich glaube kaum, dass Ihr mich eingeladen habt, um mit mir über die Güte unserer Weine zu sprechen!« Nach der Abfuhr durch Kardinal Latino Orsini war d’Specchis Geduld erschöpft.
Seufzend blickte de Promont ihn an. »Für einen Italiener seid Ihr von einer überraschenden Direktheit. Dabei sollte ein Gespräch genossen werden wie guter Wein.«
»Deswegen geltet ihr Franzosen auch als redefreudiges Volk«, antwortete d’Specchi bissig.
Der andere lächelte. »Ihr Römer steht uns darin gewiss nicht nach. Doch ich will Eure Neugier befriedigen. Bei meinem letzten Besuch in dieser Stadt kam ich zu der Überzeugung, dass ein großer Teil der maßgeblichen Herren den Besuch des Steiermärkers Friedrich nicht nur ablehnt, sondern auch verhindern will. Jetzt aber sieht es so aus, als hätten sich selbst die größten Schreier mit diesem Besuch abgefunden. Sogar eine Kaiserkrönung soll stattfinden, habe ich mir sagen lassen! Erhebt sich denn kein Brutus, der Cäsar für seinen Hochmut bestraft?«
»Wir sind immer noch dabei, diesen Besuch zu verhindern«, erklärte d’Specchi, obwohl er wusste, dass sogar Kardinal Orsini seinen Widerstand gegen Friedrich III. aufgegeben hatte.
»Die römischen Herren haben sich in zu vielen Sippenfehden erschöpft und sind zu zahnlosen Löwen geworden. Jetzt wollen sie zusehen, wie der Steiermärker in ihre Stadt einzieht und sich die Kaiserkrone aufs Haupt setzt. Sie sind einfach zu begierig, auch von ihm zum Conte oder Marchese ernannt zu werden, um ihren römischen Titeln noch mehr Glanz zu verleihen.« Der Franzose legte eine kurze Pause ein und beobachtete d’Specchi durchdringend.
Trotz des düsteren Lichtes konnte er
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