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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dienten, Orsini falsche Informationen zu liefern und von diesem Dinge zu erfahren, die wichtig sein konnten. Da Pater Luciano Falkos Treue zum König ihrem Einfluss zuschrieb, glaubte sie nicht, eine Todsünde zu begehen, indem sie sich weiterhin dem jungen Ritter hingab. Dennoch versuchte sie, die Schuld, die sie dabei auf sich lud, so gut es eben ging, bereits in diesem Leben zu tilgen.
    Das Gebet war nur eines der Mittel, um dies zu erreichen. Ein weiteres war das härene Unterhemd, das sie an den Tagen trug, an denen Falko sie nicht aufsuchte. Elisabeth hatte auch schon versucht, jeden zweiten Tag zu fasten, es aber nur kurze Zeit durchgehalten, weil sogar die Selbstkasteiung mit der Geißel nicht gegen ihre Hungeranfälle geholfen hatte. Auch an diesem Tag war sie so hungrig, dass sie ihre Gedanken kaum auf das Gebet richten konnte.
    Zuletzt hielt sie inne und stand auf. Die Knie, die auf einem hölzernen Scheit geruht hatten, waren taub, und der Rücken schmerzte höllisch. Während sie stöhnend und seufzend die kleine Kapelle ihres Klosters verließ, tauchte Schwester Euphemia neben ihr auf und musterte sie besorgt. »Geht es Euch nicht gut, ehrwürdige Mutter?«
    »Nein, nein! Es ist nichts«, antwortete Elisabeth, stieß aber im nächsten Augenblick einen Schmerzensruf aus und griff sich mit beiden Händen an den Rücken.
    Schwester Euphemia wies mit einer ärgerlichen Geste auf die Tür. »Hier zieht es aber auch immer! Da ist es kein Wunder, wenn Ihr Euch einen Hexenschuss holt. Wisst Ihr was? Wir begeben uns jetzt in Euer Zimmer, und ich reibe Euch den Rücken ein. Der Bruder Apotheker des Klosters hat mir eine Salbe angemischt, die Euch gewiss helfen wird.«
    »Eine Salbe tut vielleicht ganz gut.« Elisabeth stöhnte erneut auf und stützte sich dann auf ihre Vertraute, um in ihre Kammer zurückzukommen. Unterwegs trafen sie auf mehrere Nonnen. Diese sahen sie an und schüttelten den Kopf, sagten aber erst etwas, als die beiden die Treppe hochgestiegen waren.
    »Die deutsche Äbtissin übertreibt es mit ihren Gebeten. Ich will nicht hoffen, dass sie von uns verlangt, ebenso fromm zu sein wie sie«, meinte eine von ihnen giftig.
    Eine andere Schwester lachte leise auf. »Ob die wirklich so fromm ist, wie sie tut, möchte ich bezweifeln. Wenn wir in der Kirche sind, um diese zu säubern und zu schmücken, erscheint meist ein junger deutscher Ritter bei ihr. Gibt euch das nicht auch zu denken?«
    »Selbst wenn es so ist, tun die beiden auch nichts anderes als du und Bruder Cipriano. Oder glaubst du, wir merken es nicht, wenn du mit ihm zusammen hinter dem Hochaltar verschwindest?«, konterte eine andere Nonne fröhlich und brachte die restlichen damit zum Lachen.
    Elisabeth hatte derweil ihre Kammer betreten und stemmte sich mit den Händen auf das Fußteil ihres Bettes, um den schmerzenden Rücken zu entlasten.
    »Ich fühle mich wie eine alte Frau«, sagte sie mit einem schmerzlichen Lächeln.
    »Unsinn! Ihr seid jung und kräftig und habt nur einen Zug in den Rücken bekommen. Ich hole jetzt die Salbe. Legt Euch derweil hin und ruht Euch aus!« Schwester Euphemia verließ den Raum, und als sie nach kurzer Zeit zurückkehrte, fand sie Elisabeth immer noch auf das Fußteil des Bettes gestützt vor.
    »Ihr solltet Euch doch hinlegen«, sagte sie. »Am besten entkleidet ihr Euch vorher. Ich kann ja schlecht Euer Gewand einsalben, denn dem tut gewiss nichts weh.«
    Ein Lächeln spielte um Elisabeths Lippen. »Da habt Ihr recht, Schwester Euphemia. Bitte helft mir!«
    Die Nonne stellte den Salbentopf auf dem Hocker ab, der zusammen mit dem Bett, einer Truhe und dem Betstuhl die spärliche Einrichtung des Raumes bildeten, und griff dann zu. Es dauerte, bis sie Elisabeth das Ordenskleid und die Unterröcke über den Kopf gezogen hatte und die Äbtissin nur noch im Hemd dastand.
    Als Elisabeth auch dieses abstreifte und sich bäuchlings auf das Bett legen wollte, schnaufte Schwester Euphemia erschrocken. »Heilige Muttergottes, Ihr seid doch nicht etwa schwanger?«
    »Schwanger? Wie kommt Ihr darauf?« Im ersten Augenblick wollte Elisabeth über diesen Gedanken lachen, doch dann erinnerte sie sich daran, dass das, was Falko und sie getan hatten, dazu diente, die Menschheit fortzupflanzen.
    »Hoffentlich nicht«, antwortete sie, während Schwester Euphemia ihr schon leicht gerundetes Bäuchlein betastete und ein ums andere Mal den Kopf schüttelte.
    »Von Eurem Fasten kommt das hier gewiss nicht«, meinte sie.

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