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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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»Da hat unser Herr Jesus Euch ein Kindlein empfangen lassen.«
    »Oh, Gott, nein! Diese Schande!« Elisabeth stöhnte auf und schalt in Gedanken Falko, weil dieser ihr so bedenkenlos beigewohnt hatte. Ihr Sinn für Gerechtigkeit sagte ihr jedoch, dass sie nicht weniger Schuld daran trug als er. Vielleicht sogar noch mehr, denn er hatte sich erst mit ihr vereint, nachdem sie ihn dazu aufgefordert hatte.
    »Was machen wir nur?«, flüsterte sie so leise, als habe sie Angst, die Wände könnten mithören.
    »Ihr hört jetzt erst einmal mit Eurem Fasten und den Kasteiungen auf und esst wieder genug. Oder wollt Ihr Euch auf diese Weise des Kindes entledigen?« Schwester Euphemia kannte Nonnen, die mit Hungern und Geißeln einen Abortus herbeigeführt und damit nach der Sünde der Unkeuschheit noch eine weitere, sehr viel schlimmere auf sich geladen hatten.
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen, nein! Ich frage mich nur, wie wir verhindern können, dass die ganze Welt über die Äbtissin spottet, die gleich zu Beginn ihres Aufenthalts an dieser heiligen Stelle Mutter geworden ist.«
    »Da wird uns schon etwas einfallen«, antwortete Schwester Euphemia und beschloss, als Erstes die Kleider ihrer Oberin zu weiten. Als sie überlegte, wen sie in dieses Geheimnis einweihen konnte, schien es niemanden zu geben. Die einheimischen Nonnen durften es nicht erfahren, und ihre Mitschwester, die mit ihnen aus Würzburg gekommen war, erschien ihr nicht verschwiegen genug.
    »Pater Luciano wird uns helfen!«, sagte die Äbtissin in dem Augenblick. »Er hat mich aufgefordert, alles zu tun, um Falko davor zu bewahren, ein Opfer dieser Römerin und ihres Vaters zu werden. Ich werde ihm schreiben.« Elisabeth klammerte sich an diese Hoffnung, und Schwester Euphemia stimmte erfreut zu, obwohl sie zweifelte, dass der Pater ihrer Oberin helfen konnte.
    »Tut das, und zwar besser heute als morgen. Allerdings werdet Ihr es auch Falko Adler sagen müssen. Oder wie wollt Ihr ihm sonst erklären, dass die angenehmen Stunden mit Euch der Vergangenheit angehören?«
    »Falko …«, flüsterte Elisabeth und begann zu weinen. Mehr denn je bedauerte sie, dass es ihre Bestimmung war, diesem Kloster vorzustehen. Wie gerne wäre sie ihrem Geliebten als braves Eheweib auf seine Burg gefolgt!
    Schwester Euphemia ließ ihr nicht die Zeit, dieser Vorstellung nachzuhängen. »So! Jetzt legt Ihr Euch erst einmal so hin, dass ich Euch den Rücken einreiben kann. Man darf über dem Morgen das Heute nicht vergessen.«

Siebter Teil
    Die Trennung
    1.
    D a er im Streit von Giso geschieden war, betrat Falko den Campo Santo Teutonico mit zwiespältigen Gefühlen und wandte sich erst einmal der Marienkapelle zu, um im Gebet den Mut zu finden, mit seinem Freund zu reden. Er war nicht der einzige Gläubige in dem kleinen Gotteshaus. Zwei Männer hatten sich unweit von ihm niedergelassen und unterhielten sich leise. Sie sprachen Deutsch, aber in einem Dialekt, den Falko nicht kannte. Eigentlich wollte er nicht lauschen, sondern beten. Da hörte er auf einmal die Namen Friedrich und Ladislaus und spitzte die Ohren.
    »Friedrich von der Steiermark hat nicht das Recht, sich zum Kaiser krönen zu lassen! Nicht einmal deutscher König hätte er werden dürfen. Das steht allein Ladislaus von Österreich zu, dem Sohn und Enkel von Kaisern«, sagte gerade einer der beiden mit hasserfüllter Stimme.
    Sein Landsmann hob beschwichtigend die Hand. »Jetzt regt Euch nicht auf. Der Herr von Eitzing weiß schon, was zu tun ist. Außerdem haben wir Freunde in Rom, die uns helfen werden.« Er wollte noch mehr sagen, wurde dann aber auf Falko aufmerksam, der keine fünf Schritte von ihm entfernt kniete, und wies seinen Begleiter mit einer Geste an, still zu sein.
    Falko murmelte das Ave-Maria und tat so, als wäre er vollkommen im Gebet versunken. Dabei überschlugen sich seine Gedanken. Die beiden Männer stammten aus dem Reich, waren aber Feinde des Königs. Wusste Giso davon? In jedem Fall musste er ihm von der Begegnung und seinem Verdacht berichten.
    Als die beiden Fremden die Kirche verließen, machte Falko nicht den Fehler, ihnen sofort zu folgen, sondern sprach ein weiteres Ave-Maria und das Vaterunser, bevor er sich erhob, vor dem Altar das Knie beugte und dann gemächlichen Schrittes die Kirchenpforte passierte.
    Während er auf die Pilgerherberge zuging, sah er, dass die Fremden aus dem umfriedeten Bereich des Campo Santo Teutonico traten und die Richtung zur

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