Toechter Der Suende
der Herrschaft meiner Mutter. Ihr werdet verstehen, dass ich doch lieber bei einem Priester beichten würde, der mehr meinem Stand entspricht.« Kaum hatte er es gesagt, ärgerte er sich über seinen Ausspruch. Immerhin waren Gisos Mutter und seine eigene die besten Freundinnen gewesen. So überheblich von dem Freund seiner Kindertage zu reden erschien ihm nun als Frevel. »Es tut mir leid, ich wollte Hochwürden Giso nicht schmähen! Da ich mit ihm aufgewachsen bin, fällt es mir schwer, in ihm den gestrengen Diener Gottes zu sehen.«
Er lachte und überlegte, wie er das Gespräch weiterführen sollte. »Ich habe gehört, Ihr sollt in Rom als Äbtissin des Klosters Tre Fontane amtieren?«
Die Dame schüttelte den Kopf. »Nicht des Klosters von Tre Fontane. Das wird von ehrwürdigen Brüdern des Zisterzienserordens geführt. Ganz in der Nähe gibt es eine kleine Gemeinschaft frommer Nonnen, die den heiligen Ort pflegen, und diese werde ich leiten.«
»Was für einen heiligen Ort?«, fragte Falko.
»Es ist die Stelle, an der dem Apostel Paulus das Haupt abgetrennt worden ist. Dort haben die Mönche von Tre Fontane ein Kirchlein errichtet, das die frommen Frauen, deren Äbtissin zu werden ich die Ehre habe, sauber halten und schmücken.«
Diesmal meinte Falko eine gewisse Belustigung aus der Stimme der jungen Nonne herauszuhören, und er sagte sich, dass er sich vorher hätte erkundigen sollen, was es mit ihrer Berufung nach Rom auf sich hatte. Nun stand er so dumm vor ihr wie ein Bauer, der zum ersten Mal in die Stadt kam.
»Bitte entschuldigt meine Unwissenheit. Ich bin nur ein Krieger und kenne mich in frommen Dingen nicht aus. Mir liegt vor allem daran, für eine angenehme Reise zu sorgen«, versuchte er sich herauszuwinden.
Dabei hatte er dem Weg, den sie zurücklegen mussten, genauso viele Gedanken gegönnt wie dem zukünftigen Amt seiner Reisegefährtin, nämlich gar keinen. Das musste er in den nächsten Tagen dringend nachholen. Immerhin sollte er die Dame nach Rom bringen, ohne ihr beschwerliche Umwege zuzumuten.
»Entschuldigen Krieger sich überhaupt? Ich glaubte, dies ließe ihr Stolz nicht zu!«
Die ehrwürdige Mutter schien sich über ihn lustig zu machen. Zu seinem Leidwesen musste Falko sich sagen, dass sie es nicht zu Unrecht tat. Es gab Ritter, die es als unmännlich ansahen, einen Fehler zuzugeben. Aber er würde ihr zeigen, dass er ein Reisemarschall war, unter dessen Schutz sie sich geborgen fühlen konnte.
»Ich bin nicht nur ein Krieger, sondern auch ein Edelmann und muss als solcher meine Fehler bekennen können«, erklärte er mit einem fröhlichen Lächeln, das bisher selten seine Wirkung auf das weibliche Geschlecht verfehlt hatte.
Auch Elisabeth Schenk zu Limpurg vermochte sich dem Charme des jungen Mannes nicht zu entziehen. Sie beobachtete ihn im Schutz ihres Schleiers und fand ihn ausgesprochen gutaussehend, vielleicht sogar eine Spur zu hübsch für einen Mann. Dies gefiel ihr jedoch besser, als wenn der Anführer des Reisezugs ein Schlagetod mit kantigem, von Narben gezeichnetem Gesicht gewesen wäre. Daher antwortete sie auf seine Bemerkungen munterer, als sie es sonst getan hätte. Innerhalb kürzester Zeit entspann sich zwischen ihnen eine angeregte Unterhaltung, die Falko ganz vergessen ließ, dass er eigentlich an der Spitze des Zuges hätte reiten und den Weg vorgeben sollen.
Da Hilbrecht froh war, sich überhaupt auf seinem Gaul zu halten, übernahm Giso diese Aufgabe. Der Priester blickte sich jedoch immer wieder zu Falko und Elisabeth um und schüttelte mehrmals den Kopf. Warum konnte der junge Narr, wie er seinen Freund für sich nannte, sich nicht beherrschen? Er beschloss, Falko noch an diesem Abend den Kopf zu waschen.
13.
D a die Ochsenkarren und die Pferdesänften dem Reisezug eine Geschwindigkeit aufzwangen, die dem eines gemütlichen Spaziergangs entsprach, kamen sie an diesem Tag gerade drei Meilen weit. Würzburg hätte sich noch innerhalb von wenigen Stunden mit einem strammen Fußmarsch erreichen lassen, und doch machte sich bei der Reisegruppe am Abend das Gefühl breit, schon lange Zeit unterwegs zu sein. Für die Nacht bot ein kleines Kloster den Ordensschwestern Obdach, während die Männer unter freiem Himmel schlafen mussten, da es weder ein Gästehaus noch einen passenden Stall gab. Falko, Giso und Hilbrecht durften das Abendessen in Gegenwart der frommen Frauen einnehmen, und bei dieser Gelegenheit sah Falko Elisabeth zum ersten Mal ohne
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