Toechter Der Suende
keiner der Mägde zu, ihn unauffällig aufzusuchen und dann auch noch den Mund zu halten. Auch sah sie keine Möglichkeit, ihm einen Brief zukommen zu lassen. Da sie sich für den Abend des nächsten Tages mit ihm in ihrer Kapelle verabredet hatte, bat sie ihren Vater um zwei, drei Tage Aufschub. Doch wenn Ercole Orsini sich zu etwas entschlossen hatte, war es unmöglich, es ihm auszureden.
Aus diesem Grund blieb Francesca nach einer schlaflos verbrachten Nacht nichts anderes übrig, als am nächsten Morgen in die Sänfte zu steigen, die sie in ihr neues Heim bringen sollte. Während der ganzen Reise liefen ihr die Tränen über die Wangen, und sie haderte mit sich selbst, weil sie Falkos Vorschlag abgelehnt hatte, mit ihm zu fliehen. Sie war überzeugt, ihn nie wiederzusehen, und spürte nun schmerzhaft, wie sehr ihr Herz sich nach ihm sehnte.
4.
D a Falko sich entschlossen hatte, seine ganze Kraft in die Dienste des Königs zu stellen, ärgerte er sich beinahe, dass er sich an diesem Tag mit Francesca verabredet hatte. Zwar war er in ihren Armen glücklich gewesen, doch jetzt spürte er, dass es im Leben auch anderes gab, als nur der eigenen Lust zu folgen.
Am Vormittag durchquerte er die Stadt auf der Suche nach den beiden Männern, die er in der Marienkapelle des Campo Santo Teutonico belauscht hatte. Dabei überquerte er große Wiesen und gewaltige Ruinenflächen und schlängelte sich durch etliche Siedlungsinseln, die sich um Kirchen oder die Wehrtürme hochadeliger Geschlechter scharten.
Die Stadt war jedoch zu groß, um alle Teile durchforsten zu können, und es gab etliche Winkel, in denen sich ein Edelmann nicht ohne ein Dutzend Leibwächter wagen durfte. Mittag war bereits vorüber, als er seine Suche unterbrach, um in einer Schenke am Fuß des Aventins einen Schluck Wein und ein einfaches Mahl zu sich zu nehmen.
Während er einen undefinierbaren Eintopf aß, blickte er immer wieder ins Freie. Auch wenn früher einmal weitaus mehr Menschen in Rom gelebt hatten, schoben sich die Leute draußen dicht an dicht durch die Straßen. Dabei handelte es sich nur zum Teil um Einheimische. Die meisten waren Pilger aus aller Herren Länder, und Falko sah sogar Menschen mit dunkler Hautfarbe, die ihn an Alika erinnerten, eine der engsten Freundinnen seiner Mutter. Er überlegte, den einen oder anderen von ihnen anzusprechen und nach Alikas Heimat zu fragen, die tief in Afrika an einem großen Strom liegen musste.
Als er einen der kraushaarigen, fast schwarzhäutigen Männer fragte, sah dieser ihn verständnislos an und erklärte, er sei hier in Rom geboren und habe Afrika nie gesehen.
Auch hier habe ich keinen Erfolg, dachte Falko niedergeschlagen, während er die hübsche Schankmaid zu sich rief, um zu bezahlen. Die junge Frau beugte sich tief zu ihm herab, und sein Blick wurde von ihren weißen Brüsten wie von einem Magnetstein angezogen. Erst als er bezahlt hatte und wieder auf der Straße stand, begriff er, dass das kleine Biest ihm für den Becher Wein und den schlichten Eintopf das Doppelte von dem abgenommen hatte, was Mariangela in Gaspares Taverne für ein richtiges Mahl mit Suppe und Braten zu verlangen pflegte.
»Narr!«, schalt er sich und machte sich daran, diesen und auch die beiden nächsten Stadtteile zu durchsuchen. Er wusste selbst, dass es leichter war, eine Nadel im Heuhaufen zu finden als die beiden Österreicher in dieser Stadt. Doch er wollte nicht einfach herumsitzen und auf den Zeitpunkt warten, an dem Francesca die Witwe-Irene-Kapelle betreten würde.
Schließlich erinnerte ihn der Stundenschlag von Santa Maria Maggiore daran, dass es an der Zeit war, zum Treffpunkt zu gehen. Er hatte niemanden gesehen, der den beiden gesuchten Österreichern auch nur entfernt ähnlich sah. Während seiner vergeblichen Suche hatte er sich beinahe zu weit von dem Stadtteil entfernt, in dem die Kapelle lag, und so musste er sich beeilen, rechtzeitig anzukommen.
Als er in die Kapelle trat, war sie leer. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er sich geirrt hatte und zu früh gekommen war. Dann aber sagte er sich, dass Francesca gewiss bald erscheinen würde, und nahm auf einer der Bänke Platz.
Zum Beten war er zu aufgewühlt. Ihm kam es so vor, als wäre sein ganzes Leben aus dem Gleichgewicht geraten. Er liebte Elisabeth, und er liebte auch Francesca, und mit seiner Leidenschaft für beide häufte er immer mehr Sünden auf sein Haupt.
Um nicht erneut in quälenden Gedanken zu versinken, dachte er
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