Toechter Der Suende
sinnlos!«
»Beruhige dich, Vetter! Es wird gewiss alles gut werden. Soviel ich weiß, leidet der junge d’Specchi immer noch unter seiner Verwundung. Er wird sicherlich bald genesen und Francesca heimführen können. Auch haben sich unsere Pläne nicht geändert. Wir warten vorerst nur ab, ob die Deutschen sich selbst zerfleischen. Immerhin hat Ulrich von Eitzing nach der Abreise des Königs die Stadt Wien besetzt und fordert vehement die Übergabe des jungen Ladislaus, um in dessen Namen ebenso unbeschränkt in Niederösterreich herrschen zu können wie Georg Podiebrad in Böhmen.«
Als der Kardinal den verwirrten Blick seines Verwandten bemerkte, blickte er ihn erstaunt an. »In deinem Haus geht ein Deutscher ein und aus, und du hast nichts von diesen Dingen erfahren?«
»Nicht, dass dieser … Wie heißt er gleich wieder?«
»Eitzing oder Podiebrad?«, half der Kardinal freundlicherweise aus.
»Eitzing! Mein Gast wusste noch nicht, dass dieser sich in Österreich festgesetzt hat.« Conte Orsini wollte seine nächsten Sätze zurechtlegen, doch sein geistlicher Verwandter schien zu glauben, er sei fertig, und ergriff wieder das Wort.
»Falko Adler dürfte es auch nicht wissen, denn er kommt aus Franken, und die dortigen Herren halten zum König. Von dem Streit der Habsburger untereinander haben sie wohl kaum etwas erfahren. In den österreichischen Landen hingegen halten viele den Knaben Ladislaus für den einzigen Erben der Königs-und – wie ich betonen möchte – auch der Kaiserkrone. Schließlich ist er der Sohn eines deutschen Königs und Enkel eines Kaisers. Uns gibt dieser Streit die Gelegenheit, von König Friedrich Zugeständnisse für jene Teile des Reiches zu erlangen, in denen sein Wort noch etwas gilt.«
Kardinal Latino Orsini klang zufrieden, als habe er niemals gefordert, Friedrich III. dürfe keinen Fuß über die Grenzen des Patrimonium Petri setzen, geschweige denn in Rom einreiten.
Für Conte Ercole sah es nun so aus, als habe er die Tugend seiner Tochter umsonst dem jungen d’Specchi geopfert, und nur der Gedanke, dass er die Unterstützung des Kardinals benötigte, um seinen Enkeln den Rang zu verschaffen, den er selbst innehatte, verschloss ihm den Mund.
Latino Orsini begriff durchaus, was sein Gegenüber bewegte, doch er gab nicht viel darauf. Töchter waren nun einmal dazu da, um Allianzen zu schmieden und gelegentlich einen treuen Gefolgsmann zu belohnen. Dennoch wollte er Conte Ercole nicht vor den Kopf stoßen.
»Ich werde mich dieser Sache annehmen und dafür Sorge tragen, dass weder dir noch deiner Tochter ein Schaden erwächst. Da Seine Heiligkeit zum jetzigen Zeitpunkt niemanden belohnen wird, der offen gegen König Friedrich Partei ergriffen hat, müssen die d’Specchis noch ein wenig auf einen höheren Adelsrang warten. Trotzdem sollte die Vermählung deiner Tochter bald gefeiert werden.«
»Wir werden nicht groß feiern können, denn Francescas Bauch beginnt bereits zu wachsen. Man würde sie verspotten, wenn sie so vor den Traualtar tritt!« Ercole Orsini würde den d’Specchis niemals verzeihen, dass diese erst darauf gedrängt hatten, dass er dem jungen Mann seine Tochter ausliefern sollte, und sich nun, da diese entehrt war, in Schweigen hüllten.
Der Kardinal bedachte seinen Verwandten mit einem sanften Lächeln. »Bring deine Tochter auf dein Landgut, damit sie dem Gerede in Rom entzogen wird. Der Besuch des Königs wird in den nächsten Monaten alles andere überstrahlen. Daher wird sich niemand Gedanken um Francesca machen. Zurück wird sie dann entweder als verheiratete Frau oder nach der Geburt ihres Kindes als scheinbar jungfräuliche Braut kommen.«
»Und was soll aus dem Kind werden?«, fragte der Conte verärgert.
»Oh, ich vergaß! Wenn es nicht anders geht, ist es eben dir und deiner Gemahlin geboren worden. So alt ist Flavia nicht, als dass dies nicht möglich sein könnte.«
Du altes Schlitzohr, durchfuhr es Conte Ercole, denn der Vorschlag des Kardinals bot ihm die Gelegenheit, seinen ersten Enkel als einen Orsini zu erziehen und ihm den Namen d’Specchi zu ersparen. Daher schied er zufriedener von seinem Verwandten, als er es erwartet hatte, und kehrte in seinen turmähnlichen Palazzo zurück.
Für Francesca war es eine herbe Überraschung, als ihr Vater ihr erklärte, er werde sie am nächsten Tag auf seinen Besitz in den Albaner Bergen bringen, und sie überlegte verzweifelt, wie sie Falko davon in Kenntnis setzen konnte. Sie traute
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