Toechter Der Suende
denken, hochwürdiger Vater, wenn ich das ausgesprochen habe, was mich bedrückt!«
Pater Luciano machte eine beruhigende Geste. »Ich bin ein guter Beobachter, meine Tochter, und glaube nicht, dass du dich der Sünde der Völlerei hingegeben hast, weil deine Taille sich weitet.«
Elisabeth schlug die Augen nieder und bat ihn, Platz zu nehmen, während sie selbst stehen blieb.
»Es war der junge Franke – Falko Adler, nicht wahr?«, fragte der Pater.
»Ja, hochwürdiger Vater. Ihr hattet mich gebeten, auf ihn einzuwirken, damit er ein treuer Ritter seines Königs bleibt, und ich wusste mir zuletzt keinen anderen Rat, als ihm zu gewähren, was er sich so sehr gewünscht hat.«
In ihrer Stimme schwang kein Vorwurf mit, fand Pater Luciano. Sie hatte mehr gegeben, als er von ihr gefordert hatte. Trotzdem fühlte er sich für das, was geschehen war, verantwortlich. Hätte er sie nicht gebeten, Falko Adler ins Gewissen zu reden, wäre sie niemals in Versuchung gekommen, diesem ihren Leib anzubieten.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, begann er voller Mitleid.
»Es ist … ich …, diese Schande!« Mehr als dieses Gestammel brachte Elisabeth nicht heraus.
Der Pater befahl ihr, ebenfalls Platz zu nehmen, und ergriff ihre eiskalten Hände. »Du hast getan, was du glaubtest, tun zu müssen. Wer wäre ich, dir dafür Vorhaltungen zu machen? Doch in einem hast du recht. Es würde kein gutes Licht auf dich und den von dir geleiteten Konvent werfen, wenn es hieße, die Oberin habe ein Kind entbunden. Du wirst daher nicht länger an diesem Ort bleiben können. Sorge dich nicht, ich habe Freunde am Heiligen Stuhl, die mir den Gefallen erweisen werden, dich mit einer neuen Aufgabe zu betrauen. Du wirst zunächst an einen Ort gebracht, an dem dir bestmögliche Pflege zuteilwird, und dort bleiben, bis du dein Kind zur Welt gebracht hast. Danach wirst du an anderer Stelle dem Herrn dienen.«
Elisabeth war erleichtert, den boshaften Blicken und Kommentaren der einheimischen Nonnen entkommen zu können, und küsste dem Pater die Hand. »Ich danke Euch, hochwürdiger Vater!«
Unterdessen überlegte dieser, ob der Ort, den er im Sinn hatte, auch wirklich der richtige war, bejahte es aber für sich. Allerdings durfte Elisabeth nicht spurlos verschwinden. Ihre Verwandten mussten es erfahren, ebenso Falko. Auch wenn er dem jungen Ritter vertraute, so mochte dieser sonst in seiner Enttäuschung Dinge tun, die verderblich waren.
»Du solltest vorher noch mit dem Vater deines Kindes sprechen, meine Tochter«, sagte er daher.
»Nein, niemals! Die Schwere der Sünde, die wir begangen haben, würde ihn zu Boden drücken.«
»Falko Adler mag ein noch junger Mann sein, doch er erscheint mir gefestigt genug, auch dieses Wissen tragen zu können«, wandte Pater Luciano ein.
»Nein, ich will es nicht. Ich schäme mich zu sehr!« Elisabeth schlug die Hände vors Gesicht und brach in Tränen uns.
Dem Pater lag auf der Zunge, ihr zu sagen, dass sie sich auch nicht geschämt hatte, ihre Blöße vor Falko aufzudecken. Da er jedoch wusste, dass Frauen in einer Art und Weise fühlten, die Männern unverständlich bleiben musste, unterließ er es und strich ihr über die Stirn. »Es wird alles gut werden, meine Tochter, vertraue mir. Ich werde selbst mit dem jungen Adler sprechen, damit er versteht, weshalb du so handeln musst.«
»Es wird seine Seele zu sehr belasten. Daher will ich nicht, dass er von dem Kind erfährt. Ich werde es der heiligen Kirche weihen und in ein Kloster geben.«
Pater Luciano hielt wenig davon, bereits kleine Kinder für ein geistliches Leben zu bestimmen, da viele als Erwachsene nicht die Berufung in sich fühlen würden, die dafür in seinen Augen unabdingbar war. Daher schüttelte er den Kopf.
»Das solltest du nicht tun, meine Tochter, denn nicht dein Kind hat gesündigt und muss Buße tun, sondern du und der junge Mann. Lass das Kind so aufwachsen, dass es einmal selbst entscheiden kann, wie es sein Leben gestalten will.«
»Aber im Kloster kann ich es doch nicht bei mir behalten«, rief Elisabeth aus.
»Natürlich nicht! Deshalb soll Falko Adler für das Kind sorgen. Immerhin trägt er ebenfalls Schuld daran, dass es in deinem Leib heranwächst. Doch nun vergiss deine Sorgen und bitte die Heilige Mutter Maria im Gebet, dir ein gesundes Kind zu schenken. In drei Tagen werde ich dich abholen lassen. Bis dahin wird uns eine Ausrede einfallen, mit der wir den anderen Nonnen deine Abreise erklären
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