Toechter Der Suende
mit Hure?«, fragte er mit gepresster Stimme.
»Nun die, mit der Ihr es sogar in einer Kirche treibt!« Margarete war es gelungen, Giso und Hilbrecht zu belauschen, und verwendete dieses Wissen jetzt, um Falko zu zeigen, was sie von ihm hielt.
Dieser schwankte, ob er die Spötterin erwürgen oder einfach missachten sollte. Dann aber dachte er daran, dass loses Gerede Francescas Ruf gefährden konnte, und fasste sie mit einem harten Griff an der Schulter.
»Au, Ihr tut mir weh!«
»Hört mir gut zu! Wenn Ihr noch ein Wort gegen Contessa Francesca sagt, werdet Ihr es bereuen.«
»Sicher nicht so sehr wie Ihr, wenn Euer Verhältnis mit ihr bekannt wird«, gab Margarete kämpferisch zurück. »Conte Orsini wird nicht eher ruhen, bis man Euch tot vor seine Füße legt. Habt Ihr keine Angst davor?«
Das war zu viel. Bevor sie begriff, was geschah, saß ihr Falkos Hand im Gesicht.
Margarete schüttelte sich und sah ihn dann mit funkelnden Augen an. »Auch damit bringt Ihr mich nicht zum Schweigen, Herr Ritter. Ich weiß genau, dass Ihr nicht nur auf einem Anger weidet. Oder warum reitet Ihr sonst so oft zu Äbtissin Elisabeth, und das zu Zeiten, in denen sie sich allein in ihrem Haus befindet? Schon auf dem Weg nach Rom hättet Ihr der ehrenwerten Dame am liebsten die Röcke gehoben. Inzwischen dürfte es Euch wohl gelungen sein. Doch was wollt Ihr jetzt mit zwei Frauen anfangen? Sie etwa in den Orient entführen und dort nach der Art der Muselmanen mit ihnen zusammenleben?«
Nur der Gedanke, dass sie schwächer war als er, verhinderte, dass Falko ihr eine weitere Ohrfeige gab.
»Man hätte Euch schon längst Euren Giftzahn ziehen sollen«, sagte er mit mühsam unterdrückter Wut. »Ich bedauere den Mann, der Euch einmal ahnungslos zum Weibe nimmt.«
Margarete erinnerte sich daran, dass der Fürstbischof von Würzburg geplant hatte, sie mit Falko zu verheiraten, und brach in schrilles Lachen aus.
Aber sie beruhigte sich rasch wieder und musterte ihn mit herabgezogenen Mundwinkeln. »Gewiss bedauert Ihr meinen zukünftigen Gemahl nicht halb so sehr wie ich das arme Weib, das Euch als Ehefrau ertragen muss.«
Danach kehrte sie ihm mit hoch erhobenem Kopf den Rücken zu und verschwand in der Kammer, die sie mit Edelgunde und deren Magd teilte.
5.
E lisabeths Brief mit der Bitte an Pater Luciano, sie aufzusuchen, hatte diesen glücklich erreicht. Allerdings hatte er einige Tage lang zu viel zu tun. Doch an einem kühlen Morgen, den die aufgehende Sonne nicht mehr erwärmen konnte, schnürte der Pater seine Sandalen, um sich zu Fuß auf den Weg nach Tre Fontane zu machen. Obwohl er nicht wusste, aus welchem Grund die junge Äbtissin ihn gerufen hatte, war er in Sorge um sie. Da der Würzburger Fürstbischof fest zu Friedrich III. hielt, mochte es dessen Feinden in den Sinn kommen, sich Herrn Gottfrieds Nichte als möglicher Zwischenträgerin zu entledigen.
Doch als er nach einer angenehmen Wanderung durch die vom Spätherbst geprägte Landschaft den kleinen Nonnenkonvent erreichte, erschien ihm dieser Ort wie ein Hort des Friedens. Ein Stück weiter im Mönchskloster ging es um einiges lauter zu, und in der Kirche waren die Stimmen von Männern und Frauen zu hören, gelegentlich sogar Lachen.
Pater Luciano sagte sich, dass Fröhlichkeit keine Sünde war und es Gott gewiss besser gefiel, wenn man ihm mit Freude diente und nicht aus Zwang, so wie es bei etlichen Nonnen und Mönchen der Fall war, die von ihren Verwandten noch als Kinder ins Kloster gesteckt worden waren.
Diese Gedanken verloren sich jedoch schnell, als Schwester Euphemia ihn an der Pforte empfing und zu ihrer Oberin führte. Er hatte Elisabeth als schlanke Frau mit schmaler Taille kennengelernt, doch nun trug sie ein weites Kleid, das sich um ihre Leibesmitte bereits leicht spannte.
Im ersten Augenblick packte ihn heilige Wut, denn für so leichtfertig, eine Liebschaft anzufangen, hätte er die junge Äbtissin nicht gehalten. Dann aber kam ihm ein Verdacht, und er rang seinen Zorn nieder. Immerhin hatte sie ihn in ihrer Not zu sich gerufen, und er war bis jetzt noch niemandem seine Hilfe schuldig geblieben.
»Der Segen des Herrn sei mit dir, meine Tochter«, grüßte er, während Elisabeth demütig den Kopf senkte.
»Hochwürdiger Vater, ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid!« Elisabeth krampfte die Hände zusammen und wusste nicht, was sie sagen sollte.
Dann aber hob sie den Kopf und blickte ihm in die Augen. »Ihr werdet schlecht von mir
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