Toechter Der Suende
bringen.«
»Vielleicht findet er hier irgendwo um Rom herum einen Ort, an dem er Euch verbergen kann. Den anderen Nonnen sagen wir einfach, Ihr wollt eine gewisse Zeit als Klausnerin leben.«
Elisabeth seufzte tief. »Wenn wir das tun, wüsste jeder, warum es geschieht.«
Nun wurde Euphemia energisch. »Ihr dürft Euch hier nicht vergraben, bis das Kind aus Euch herauskommt. Ihr braucht Hilfe, und wenn Ihr diese von Falko Adler nicht annehmen wollt, von wem dann?«
Ich weiß es nicht, wollte Elisabeth schon sagen, schluckte die Worte aber wieder hinunter. »Einen könnte es geben, der mir helfen kann und auch die Möglichkeit dazu hat, nämlich Pater Luciano.«
»Hattet Ihr dem Pater nicht schon längst schreiben wollen? Wenn das noch nicht geschehen ist, dann tut es jetzt! Ich übergebe den Brief einem der Mönche des Klosters, und der wird ihn zum Pater nach Trastevere bringen.« Damit war für Schwester Euphemia die Sache entschieden.
Elisabeth nickte langsam und bat ihre Vertraute, ihr Papier, Tinte und Feder zu bringen. Da sie nicht wagte, dem Papier ihren Zustand anzuvertrauen, forderte sie den Pater nur auf, so bald wie möglich zu ihr zu kommen.
3.
D er Kardinal sah prächtig aus in seinem roten Ornat, dem gleichfarbigen Birett und den behandschuhten Fingern, an denen bis auf die Daumen jeweils drei wertvolle Ringe steckten. Ercole Orsini trat auf seinen Vetter zu, neigte das Haupt und küsste den größten Ring auf dem Mittelfinger der ausgestreckten Hand.
»Mein lieber Vetter, ich freue mich, dich zu sehen«, begann Kardinal Latino Orsini das Gespräch.
Auch wenn er seinen Verwandten duzte, so erwartete er im Gegenzug doch die Achtung, die ihm in seinem hohen kirchlichen Amt zukam. Ercole Orsini bemühte sich daher, ehrerbietig zu klingen. »Ich danke Euch, dass Ihr mich empfangt, Euer Eminenz.«
»Aber das ist doch selbstverständlich«, antwortete der Kardinal. »Für einen Verwandten habe ich immer Zeit. Was führt dich zu mir, mein Sohn?«
Ercole Orsini hoffte vergebens, einen Stuhl angeboten zu bekommen. So musste er stehen, während der Kardinal auf einem bequemen Lehnstuhl saß. Es erbitterte ihn, doch er übte sich weiter in Höflichkeit. »Ich habe schon längere Zeit nichts mehr von unserem Sippenoberhaupt gehört. Selbst auf meine beiden letzten Briefe hat er mir nicht geantwortet!« Es war beschämend, bei der eigenen Familie betteln zu müssen, fand der Conte. Doch was blieb ihm anderes übrig, wenn er seine Tochter noch in Ehren verheiraten wollte.
»Es geht um die d’Specchis, genauer gesagt um Cirio d’Specchi«, fuhr er fort. »Er hat Francesca nach einem Besuch der Messe in den Katakomben aufgelauert und ihr Gewalt angetan. Davon ist sie schwanger geworden. Nun aber ziert der junge Herr sich, sie zu heiraten. Zuerst hieß es, er sei schwer verletzt und habe sich auf das Landgut seines Vaters zurückgezogen. Landgut, wenn ich das schon höre! Ein besserer Bauernhof ist es und so abgelegen, dass Fuchs und Hase sich bereits Meilen vorher gute Nacht sagen. Vor einigen Wochen habe ich mich mehrfach mit seinem Vater getroffen, der mit einer baldigen Heirat einverstanden zu sein schien. Doch seitdem habe ich nichts mehr von den beiden gehört, und das, obwohl diese Leute im Grunde Lumpengesindel sind und ich einen stolzen Namen trage.«
Der Kardinal merkte dem Conte an, wie sehr ihn dieser Umstand erzürnte, wusste jedoch selbst nicht, wie er das Verhalten der d’Specchis deuten sollte. »Signore Dario hat mir den Eindruck gemacht, als giere er auf diese Heirat. Immerhin hat er unseren Verwandten, den Herzog von Gravina, mehrfach bedrängt, diese Verbindung zu ermöglichen«, antwortete er nachdenklich.
»Im letzten Brief, den ich von dem Herzog erhalten habe, befahl dieser mir, meine Tochter unverzüglich dem jungen d’Specchi zum Weib zu geben. Doch Dario d’Specchi ließ mir ausrichten, sein Sohn sei noch zu schwach, um nach Rom zurückkehren und ins Ehebett steigen zu können.«
»Eigenartig, wirklich eigenartig!« Der Kardinal strich sich über die Stirn, als wolle er unangenehme Gedanken vertreiben, und beschloss, das Thema zu wechseln. »Seine Heiligkeit hat sich inzwischen entschieden, den deutschen König in Rom zu empfangen.«
Seine Taktik verfing jedoch nicht, denn Ercole Orsini war das Schicksal seiner Tochter im Augenblick wichtiger als Friedrich III. »Dann waren sowohl Foscarellis Tod wie auch diese verfluchte Verlobung meiner Tochter mit Cirio d’Specchi
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