Toechter Der Suende
seiner Töchter in den Mund.«
Falko empfand die Worte als Warnung, nicht nach Francesca zu fragen. Da er aber unbedingt wissen wollte, was mit der Tochter des Conte geschehen war, blieb er stehen und betrachtete weiterhin Contessa Flavias Porträt.
»In meiner Heimat gibt es solche Bilder nicht! Wenn Porträts existieren, sind sie plump im Vergleich zu diesem hier. Es ehrt Eure Gemahlin, denn es zeigt ihre Schönheit, ohne diese durch einen falschen Pinselstrich zu mindern.«
»Wollt Ihr ein Maler werden, weil Ihr Euch so für Bilder interessiert?«, fragte der Conte bissig.
Falko hob in scheinbarer Abwehr die Hände. »Um Gottes willen, nein! Ich bewundere die Schönheit dieses Gemäldes ebenso wie die Eurer Gemahlin und Eurer Tochter. Sähe man beide nebeneinander, wüsste man nicht, welcher von beiden man den Vorzug geben sollte. Verzeiht einem jungen Narren seinen Wunsch, doch ich würde gerne sowohl Eure Gemahlin wie Eure Tochter nebeneinander sehen.«
»Das wird nicht möglich sein, denn beide haben die Stadt verlassen, um sich in den Albaner Bergen zu erholen. Sie werden selbst zum Fest der Geburt Jesu nicht in die Stadt zurückkehren.«
Es traf Falko wie ein Schlag. Francesca war weggebracht worden! Hatte ihr Vater etwa entdeckt, was zwischen ihnen geschehen war? Wenn ja, so würde der Conte wahrscheinlich nicht zögern, ihn mit einem raschen Dolchstich oder Gift aus dem Weg zu räumen.
Falko schwitzte Blut und Wasser, als er an dem Tisch Platz nahm und die Diener den ersten Gang auftrugen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und er wagte es kaum, etwas von dem feinen Schinken und der Melone zu essen.
»Habt Ihr heute keinen Appetit, Signore?«, fragte der Conte nach einer Weile.
»Nun, eigentlich schon, aber mein Magen, wisst Ihr …«, stammelte Falko.
»Ihr habt wohl gestern dem Wein ein wenig zu stark zugesprochen!« Orsini lächelte verständnisvoll und ließ sich den nächsten Gang auftragen.
Da Falkos Teller aus derselben Schüssel gefüllt wurde wie der seines Gastgebers, griff er diesmal etwas herzhafter zu.
»Gewiss seid Ihr froh, dass König Friedrich bald in Rom erscheinen wird!«, begann der Conte das Gespräch.
»Es ist der Wunsch eines jeden deutschen Ritters, den König wenigstens ein Mal in seinem Leben zu sehen. Ich freue mich, dass dies an einem so heiligen Ort wie hier geschieht!«
Ehe er weiter ausholen konnte, stellte Ercole Orsini bereits die nächste Frage. »Ist es überhaupt sicher, dass der König kommt? Man hört so mancherlei aus Österreich, Ungarn und Böhmen. Herrn Friedrichs Herrschaft soll dort nicht sehr gesichert sein.«
Mit einem Achselzucken sah Falko von seinem Teller auf. »Davon weiß ich wenig. Dem Vernehmen nach soll mit Ungarn und Böhmen derzeit Frieden herrschen.«
»In Österreich allerdings nicht. Wie es heißt, hat ein gewisser Ernsting in Wien die Macht ergriffen.«
»Ihr meint gewiss Ulrich von Eitzing! Ein Ritter, der für kurze Zeit im Campo Santo Teutonico geweilt hat, erzählte mir von ihm. Es soll sich um einen Strauchdieb handeln, dem es bald so ergehen wird wie diesem Bratenstück!« Falko setzte das Messer an und schnitt das Fleisch mit einem raschen Schnitt in zwei Teile.
»Wenn Ihr meint!«, antwortete der Conte in verächtlichem Ton.
Seinen Informationen nach hatte Friedrich nicht nur Böhmen und Ungarn verloren, sondern mit Niederösterreich auch das letzte Gebiet, das zum Erbe des Prinzen Ladislaus zählte. Zwar trug der Habsburger den Titel eines deutschen Königs, doch im Grunde reichte seine Macht nicht über die Steiermark hinaus und wurde auch dort bereits in Frage gestellt.
Ercole Orsini konnte die Panik nicht mehr begreifen, die bei der Nachricht von Friedrichs Erscheinen ganz Rom erfasst hatte. Der deutsche König würde seine Krönung zum römischen Kaiser mit großem Heeresaufgebot erzwingen, hatte es geheißen. Zwingen, so viel war mittlerweile klar, konnte Friedrich niemanden zu irgendetwas. Wenn er nach Rom kam, dann als Bettler, der froh sein durfte, wenn der Papst ihm Nahrung und Obdach bot.
In der folgenden Stunde brachte der Conte das Gespräch immer wieder auf Friedrich III. und entlockte Falko einige interessante Informationen, ohne zu wissen, dass diese von Pater Luciano und Giso in der Absicht vorgegeben worden waren, ihn zu täuschen. Daher entschlüpfte ihm selbst die eine oder andere Neuigkeit, die Falko sich gut merkte.
7.
G iso wartete bereits im Campo Santo Teutonico, als Falko zurückkehrte, und
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