Toechter Der Suende
können.«
Elisabeth küsste ein weiteres Mal die Hand des Paters. »Habt Dank, hochwürdiger Vater. Ich bitte Euch nur um eines: Ich würde Schwester Euphemia gerne bei mir behalten. Sie hat mir bisher treu zur Seite gestanden.«
»Und es geduldet, dass du mit Falko Adler Unzucht getrieben hast?«
Einen Augenblick lang wurde Pater Luciano heftig, sagte sich dann aber, dass er selbst diese unheilvolle Entwicklung in die Wege geleitet hatte, und entschuldigte sich. »Verzeih, ich wollte dich nicht kränken. Ich werde dafür sorgen, dass deine Vertraute dich begleiten kann. Doch nun muss ich Abschied nehmen, denn es gibt viel zu tun.«
Nicht nur für Elisabeth, fuhr es ihm durch den Kopf, sondern auch für den deutschen König, der seine Reise nach Italien bereits angetreten hatte. Mit dem Gefühl, dass allmählich mehr auf seinen Schultern lastete, als er tragen konnte, spendete der Pater Elisabeth seinen Segen und verließ sie.
Auf dem Flur fing Schwester Euphemia ihn ab. »Werdet Ihr meiner armen Oberin helfen?«, fragte sie besorgt.
Der Pater blieb stehen und musterte sie. Hatte er sie bis eben noch für eine verantwortungslose Kupplerin gehalten, so änderte er jetzt seine Meinung. Die Frau war um Elisabeth besorgt und wirkte in keiner Weise leichtfertig.
»Ja, ich werde ihr beistehen«, sagte er leise. »Richte dich darauf ein, dass du sie in drei Tagen begleiten wirst. Ich werde dafür sorgen, dass deine Herrin eine andere Aufgabe erhält, die es ihr ermöglicht, die nächsten Monate in Abgeschiedenheit und Ruhe zu verbringen.«
Schwester Euphemia griff nach seiner Hand und führte sie zum Mund. »Ich danke Euch, hochwürdiger Herr. Ihr nehmt mir eine Riesenlast von den Schultern.«
»Und lade sie den meinen auf!« Ein trauriges Lächeln umspielte die Lippen des Paters. Dann segnete er auch Euphemia und verließ den kleinen Konvent.
Während er mit müden Schritten nach Rom zurückkehrte, dachte er darüber nach, wie grausam das Schicksal sein konnte, indem es zwei Menschen, die wie füreinander geschaffen waren, für immer trennte.
6.
A ls Falko an diesem Mittag zu Ercole Orsinis Haus unterwegs war, zitterte er vor Anspannung. Dabei ging es ihm weniger um die Gespräche über Politik, die er mit seinem Gastgeber führen wollte, sondern vor allem darum, etwas über Francesca zu erfahren. War sie etwa krank, weil sie beim letzten Mal nicht in die Kapelle gekommen war?
Ganz in Sorge um seine Geliebte lenkte Falko sein Pferd auf die Mauer zu, die Ercole Orsinis Besitz umgab. Man musste ihn von innen gesehen haben, denn das Tor wurde sofort geöffnet, und er konnte auf den Hof reiten. Dort stieg er aus dem Sattel, warf einem Knecht den Zügel zu und schritt zur Tür. Conte Orsini empfing ihn wie meist bereits auf der Schwelle.
»Ich freue mich, Euch zu sehen, Signore Adler!«
»Die Freude ist ganz meinerseits.« Falko spürte, dass der Zweikampf der Worte bereits begonnen hatte. Orsini würde alles versuchen, um ihm Geheimnisse zu entlocken, und er selbst wollte das Gleiche bei seinem Gastgeber tun.
Als Conte Ercole ihn in den Raum führte, in dem das Essen aufgetragen werden sollte, empfand Falko nicht zum ersten Mal einen gewissen Neid. Obwohl das Zimmer nicht größer war als fünf auf fünf Mannslängen, wirkte es mit seinen geschnitzten Wänden aus dunkel gebeiztem Holz und der vergoldeten Kassettendecke so prunkvoll wie ein Fürstensaal. Der Tisch mit seinen gedrechselten Beinen hätte jeden hohen Herrn in Deutschland entzückt, und auf den bequemen Lehnstühlen ließ es sich gemütlich sitzen. Weiter sorgten kunstvolle Gemälde an den Wänden für eine Pracht, die alles übertraf, was Falko jemals in seiner Heimat gesehen hatte.
Eines der Bilder war neu für ihn, und im ersten Augenblick hielt er es für ein Porträt von Francesca, denn die Frau darauf hatte das gleiche rotgold schimmernde Haar, die strahlenden Augen, die Nase und den Mund seiner Geliebten. Erst als er das Gemälde genauer musterte, entdeckte er einige Unterschiede in den Gesichtszügen.
»Meine Gemahlin!«, erklärte der Conte stolz. »Dieses Bild hing bis jetzt in meinen Räumen, doch ich fand, dass es hier besser hereinpasst.«
»Es ist wunderbar«, sagte Falko, »und es zeigt, von wem Eure Tochter ihre Schönheit geerbt hat!«
»Auch in meiner Familie gab und gibt es schöne Frauen. Doch wollen wir uns nicht lieber an den Tisch setzen und über andere Dinge reden? Nur ein Narr nimmt beim Essen die Namen seiner Frau und
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