Toechter Der Suende
bat Margarete, ihnen einen Krug Wein und zwei Becher zu bringen.
Bin ich denn eure Magd?, wollte das Mädchen schon fragen, besann sich aber eines Besseren, denn ihr fiel ein, dass sie auf diese Weise einiges mehr von dem Gespräch erlauschen konnte, als wenn sie nur in der Nähe der Tür saß und nähte.
»Nun, wie war es?«, fragte Giso neugierig.
Über Falkos Antlitz huschte ein Schatten. »Orsini hat seine Tochter aus der Stadt geschafft. Sie soll sich auf seinem Landgut befinden.«
Zwar interessierte Giso sich wenig für Francesca Orsini, doch er begriff, dass sein Freund Zuspruch brauchte. »Das tut mir leid. Trifft es dich sehr hart?«
Falko nickte und wollte etwas darauf sagen. Doch da mischte sich Margarete, die rasch zurückgekommen war, mit einem hellen Lachen ein. »Es wird den Ritter noch härter treffen, wenn er erfährt, dass auch seine zweite Buhle ihren Konvent bei der Abbazia Tre Fontane verlassen und sich an einen anderen Ort begeben hat.«
»Was sagst du da?« Es lag so viel Verzweiflung in Falkos Stimme, dass Margarete unwillkürlich Mitleid mit ihm bekam.
»Es tut mir leid, Euch betrübt zu haben. Doch ich bin heute Morgen nach Tre Fontane geritten, um Elisabeth zu besuchen. Da war sie bereits dabei, das Kloster zu verlassen und zu einer Abtei in den Bergen zu reisen. Sie …« Margarete stockte und überlegte, ob sie alles sagen sollte, was sie erfahren hatte. Da hörte sie Giso unwillig brummen.
Der Geistliche wusste von Pater Luciano, dass Elisabeth an einen Ort gebracht werden sollte, wo sie in Ruhe auf ihre Niederkunft warten konnte. Dies hatte er selbst Falko beibringen wollen, und zwar in einer schonenderen Weise, als Margarete es getan hatte. Wenn das Mädchen nun auch noch verriet, das Elisabeth schwanger war, würde niemand Falko daran hindern können, seine Geliebte zu suchen und aus dem Kloster herauszuholen, gleichgültig, welche Folgen dies für beide haben mochte.
Daher mischte er sich mit lächelnder Miene ein. »Die Gesundheit der Äbtissin hat ein wenig gelitten.«
»Sie war das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, sehr blass, und sie hatte wohl auch geweint.« Für Falko sah es so aus, als hätte die junge Nonne ihr sündhaftes Verhältnis nicht länger ertragen können. Obwohl ihr Verlust ihn schmerzte, glaubte er, ihre Beweggründe zu verstehen. Sie war allzu sanft und fromm, und es musste ihr fürchterliche Gewissensqualen bereitet haben, sich ihm hinzugeben. Da er bereits selbst den Gedanken gefasst hatte, die fleischliche Beziehung mit ihr zu beenden, fühlte er trotz seiner Trauer um diese verlorene Liebe eine gewisse Erleichterung.
Margarete schenkte ihm und Giso Wein ein und biss sich dabei auf die Lippen. Dann sah sie Falko traurig an. »Ich bitte Euch um Verzeihung, Herr Ritter, weil ich Euch eben gekränkt habe. Elisabeth ist mir eine gute Freundin geworden, und ich weiß, wie sehr sie Euch liebt. Behaltet sie so im Gedächtnis, wie Ihr sie gekannt habt.«
»Ihr redet, als wäre sie bereits tot!«, beklagte Falko sich und kämpfte mit den Tränen.
Das tat auch Margarete weh, und da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, ging sie beschämt davon.
Giso sah ihr kurz nach und schüttelte den Kopf. »Fast möchte man am guten Willen des Herrn zweifeln, weil er Eva und deren Töchter so geschaffen hat, wie sie sind. Er hätte ihnen weniger Haare und mehr Verstand schenken sollen!«
Trotz des Abschiedsschmerzes um Elisabeth formte sich ein Lächeln auf Falkos Lippen. »Nicht alle Frauen sind dumm! Denk nur an deine Mutter und an meine. Außerdem kenne ich genügend Männer, deren Verstand selbst von Margarete übertroffen wird.«
»Im Grunde ist sie ein braves Mädchen. Nur vermag sie sich weder mit einer stolzen Römerin noch mit einem Engel wie Elisabeth zu messen.«
Falko überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »So hässlich, wie du tust, finde ich Margarete nicht. Solange sie den Mund hält, bietet sie sogar einen angenehmen Anblick. Doch ihrer Zunge hätte unser Herr im Himmel etwas mehr Zügel anlegen können.«
Das unerwartete Lob für Margaretes Aussehen überraschte Giso, und er musterte Falko durchdringend. Hatte sein Freund etwa vor, auch dieses Mädchen zu verführen, weil er Elisabeth für immer verloren hatte?
Falko aber fragte sich, ob er im Himmel bereits in Ungnade gefallen war, weil dieser ihm beide Frauen, die er liebte, entrissen hatte. Für einige Augenblicke wurde sein Gesicht starr, und Giso befürchtete schon, er würde sich
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