Toechter Der Suende
in seinem Kummer verlieren. »Es tut mir leid! Auch wenn ich es nicht gutheißen kann, dass du mit zwei Frauen Unzucht getrieben hast, hätte ich dir gewünscht, wenigstens mit einer von ihnen dein Glück zu finden.«
»Vielleicht ist das immer noch möglich«, antwortete Falko kämpferisch.
Bei diesen Worten erbleichte Giso, denn für ihn hieß dies, dass sein Freund tatsächlich die junge Äbtissin aus dem Kloster holen wollte. Rasch legte er die Hand auf Falkos Schulter und sah ihn mahnend an. »An so etwas darfst du erst gar nicht denken!«
»Auch wenn Francesca eine Römerin ist und du und die anderen ihr feindselig gegenüberstehen, werde ich sie nicht im Stich lassen!«, fuhr Falko auf.
Seinem Freund fiel ein Felsblock vom Herzen. »Du meintest nicht Elisabeth?«
Falko lächelte traurig. »Wenn es möglich wäre, würde ich sie zum Weibe nehmen und von ganzem Herzen lieben. Doch sie fühlt sich der heiligen Kirche verpflichtet und würde ihr Gelübde niemals freiwillig brechen.«
»Wenigstens hast du dir einen Rest von Verstand bewahrt«, sagte Giso erleichtert. »Aber nun zu deiner Römerin. Wenn du sie unbedingt haben willst, so soll es von mir aus sein. Aber vorher wirst du deine ganze Kraft in den Dienst des Königs stellen. Er braucht jeden Mann!«
»Steht es wirklich so schlimm um ihn, wie Conte Orsini angedeutet hat?«, wollte Falko wissen.
»Im Grunde noch viel schlimmer. Er muss sich zahlreicher Feinde erwehren und vermag seine Herrschaft in der Steiermark nur noch mit Mühe zu behaupten.« Giso legte Falko nun die Situation König Friedrichs III. dar, so wie er sie von Pater Luciano und Reisenden aus dem Reich erfahren hatte. Danach sah es ganz so aus, als würde Friedrich bei seiner Rückkehr nicht einmal mehr sicher sein können, ob die Stadt Graz ihm noch die Tore öffnete.
Falko blickte seinen Freund verwundert an. »Und doch will der König nach Rom reisen?«
»Ihm bleibt kaum etwas anderes übrig«, erklärte Giso seufzend. »Friedrich weiß, auf welch schwankendem Boden er steht. Als gewählter deutscher König läuft er Gefahr, dass die Kurfürsten ihn absetzen und einen Gegenkönig ernennen, sei es seinen Bruder Albrecht, den Prinzen Ladislaus oder gar einen Franzosen. Doch sobald der Papst ihn zum Kaiser gekrönt hat, steht er weit über allen Fürsten im Reich und ist für diese unantastbar. Deshalb muss er nach Rom kommen, selbst wenn hinter ihm sein gesamter Besitz in Feindeshand fällt.«
Falko hörte aufmerksam zu und fragte sich, wie er an Friedrichs Stelle entschieden hätte. In einer solchen Situation die eigenen Lande zu verlassen erschien ihm vermessen. Da sprach sein Freund einen weiteren Grund an, der die Reise ebenfalls unverzichtbar machte.
»Der König will hier in Rom seine Braut empfangen und sich vom Papst mit ihr vermählen lassen. Es handelt sich um eine königliche Prinzessin aus dem Hause Avis, das die Könige von Portugal stellt. Eine Ehe mit ihr erhöht Friedrichs Ansehen, und mit ihrer Mitgift wird er seine Feinde zurückdrängen und seine Herrschaft sichern können.«
»Woher weißt du das eigentlich alles? Von Pater Luciano?«, fragte Falko erstaunt.
»Von Briefen, die ich über ihn erhalte. Sie stammen von meinem Bruder …«
»Von Michi?«, platzte Falko heraus und korrigierte sich sofort. »Ich meine natürlich Ritter Michel von Ziegenhain.«
»Unter uns kannst du ihn ruhig Michi nennen«, antwortete Giso lachend. »Er gehört zu den Rittern, die für die Sicherheit des Kaisers verantwortlich sind, und er wird bald hier in Rom auftauchen, um die Vorbereitungen des Besuchs zu überwachen.«
»Michi kommt hierher? Das freut mich! Weißt du noch, wie er mich reiten gelehrt hat? Er hat mir auch beigebracht, ein Schwert zu halten, und mich im Kampfspiel immer wieder gewinnen lassen!« Falkos Augen leuchteten bei der Erinnerung an jene Zeiten hell auf. Doch nun war er kein Kind mehr, das mit Holzschwertern gegen Drachen und Riesen kämpfte, sondern ein freier Reichsritter, der dem König Vasallentreue geschworen hatte.
»Wenn Michi da ist, werden wir unseren Feinden in Rom schon die Giftzähne ziehen«, setzte er leise hinzu.
»Das werden wir«, bekräftigte Giso und sah Falko nach kurzem Schweigen fragend an. »Glaubst du, du wirst es verkraften, dass deine beiden Bettwärmerinnen fast gleichzeitig die Stadt verlassen haben?«
Wenn sie mir wenigstens das Bett hätten wärmen können, dachte Falko betrübt. Doch wenn er mit Francesca oder
Weitere Kostenlose Bücher