Toechter Der Suende
einem gewissen Spott. Er aber musste durch den dichten Regen und tiefe Pfützen zur Taverne laufen und fluchte dabei nicht wenig.
9.
H ilbrecht staunte nicht schlecht, als Falko vor Nässe triefend die Taverne betrat. »Was ist denn mit dir los? Wo ist dein Mantel?«, fragte er.
»Der ist mir gestohlen worden, und das bei dem Sauwetter! Obwohl es vom Pfarrhaus hierher nur ein paar Klafter sind, bin ich nass bis auf die Haut. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich mich ausziehen und meine Sachen trocknen könnte. Ein Becher warmen Weins würde mir ebenfalls guttun.«
Noch während er redete, winkte Falko Mariangela zu sich.
Diese kam neugierig näher und sah die Wasserlache, die sich zu seinen Füßen ausbreitete. »Ich bringe Euch gleich einen Becher Würzwein, Herr. Hinter jener Tür könnt Ihr Eure nassen Sachen ausziehen. Meine Mutter wird sie in der Küche vor den Herd hängen. Damit Ihr aber nicht nackt wie ein Frosch herumsitzen müsst, werde ich Euch eine Decke bringen, in die Ihr Euch einhüllen könnt.«
Während Mariangela entschwand, trat Falko in die gewiesene Kammer und Hilbrecht folgte ihm. Kurz darauf kehrte die Wirtstochter mit einer alten Pferdedecke und einem Becher warmen, gewürzten Weines zurück.
»Soll ich mich umdrehen, wenn Ihr Euch auszieht, oder gar den Raum verlassen, damit Euer Schamgefühl nicht verletzt wird?«, fragte sie spöttisch.
»Wenn es einen Preis für die schärfste und flinkste Zunge gäbe, ich wüsste nicht, ob ich ihn Margarete oder Mariangela zugestehen sollte«, antwortete Falko grollend und begann, sich aus seiner Kleidung zu schälen. Da Mariangela in der Kammer blieb und gar nicht daran dachte, wegzuschauen, kehrte er ihr den Rücken zu.
Hilbrecht gefiel das Interesse des Mädchens an seinem Freund überhaupt nicht. Daher stellte er sich zwischen sie und ihn und deutete auf den Wein. »Weißt du was, Mariangela? Du könntest uns frischen bringen. Der Krug ist schon halbleer!«
»Ich würde sagen, er ist noch halbvoll«, zwitscherte die Wirtstochter, verließ aber doch den Raum und kehrte erst zurück, als Falko sich seiner Sachen entledigt hatte und in die Decke gehüllt am Tisch saß.
»Was ich noch fragen wollte, Herr Ritter. Was macht Ihr, wenn Ihr die Taverne verlasst? Bis zum Campo Santo Teutonico ist es ein wenig weiter als von Pater Lucianos Haus hierher.«
»Ich hoffe, ich kann mir die Decke hier leihen und als Mantel verwenden.« Für ein paar Danari würde Mariangelas Vater dies mit Sicherheit tun, dachte Falko, denn er hatte selten einen Mann erlebt, der so versessen darauf war, Geld zu verdienen. Dabei lebte Gaspare mit seiner Familie in angenehmen Verhältnissen und hatte es eigentlich nicht nötig, so raffgierig zu sein.
Mariangela tat, als müsse sie überlegen, und nickte schließlich. »Ich will nicht ungefällig sein. Ich könnte Euch auch einen richtigen Umhang leihen. Er stammt noch von diesem elenden deutschen Ritter, den Herr Hilbrecht glücklicherweise früh genug vertrieben hat.«
»Rudolf von Ottmeringen!« Hilbrecht stieß diesen Namen wie einen Fluch aus. Noch immer ärgerte er sich, weil der Mann ihm entkommen war. Auch Mariangela durchlebte in Gedanken noch einmal jene beängstigende Szene, während Falko sich an den Kampf im Wald erinnerte, bei dem er sechs von Ottmeringens Bewaffneten getötet hatte.
»Ich hoffe, der Kerl kommt uns irgendwann vor die Klinge, denn er hat noch einiges gut bei uns!« Falko spülte seinen Ärger mit einem Schluck Wein hinunter und lächelte anschließend Mariangela zu. »Den Mantel nehme ich gerne, denn es sieht nicht so aus, als würde es so schnell aufhören zu regnen.«
Das Mädchen knickste und verschwand, um eine Weile später mit Falkos trockenen Sachen und Rudolf von Ottmeringens Mantel zurückzukommen. »Hier, Herr Ritter! Ich hoffe, es ist Euch ein gutes Trinkgeld wert.«
»Das wirst du bekommen!« Falko wollte schon nach seinem Beutel greifen, doch da winkte Mariangela ab.
»Das könnt Ihr später zusammen mit Eurer Zeche zahlen. Jetzt muss ich zurück in die Küche, Mama helfen.«
Hilbrecht sah ihr durch die offen gebliebene Tür nach, bis sie die Gaststube durchquert hatte, und seufzte. »Sie ist wie eine Burg, die sich einfach nicht erobern lassen will. Dabei würde ich sogar meinen adeligen Namen für sie aufgeben.«
»Warum solltest du das tun?«, fragte Falko. »Es gibt so viele Bastarde hoher Herren, die stolzer auftreten als ehelich geborene Kinder. Was macht es da, wenn du
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