Toechter Der Suende
worden war. »Na, was sagst du?«, rief er Falko entgegen. »Jetzt haben wir endlich einen der Kerle und können ihm Fragen stellen.«
»Von mir erfahrt ihr nichts!«, stieß der Verletzte hervor.
»Ich glaube doch«, antwortete Hilbrecht grinsend. »Bis jetzt habe ich noch jeden zum Sprechen gebracht. Das stimmt doch, Falko, oder bist du anderer Meinung?«
»Natürlich nicht! Kerle wie dieser halten viel aus, bevor sie tot sind. Mal sehen, wie es ihm gefällt, wenn wir ihm die Knochen brechen und die Enden gegeneinander pressen. Der Letzte, bei dem du das gemacht hast, war schließlich glücklich, als du ihm die Kehle durchgeschnitten hast!« Falko flunkerte ebenso schamlos wie sein Freund und trieb ihren Gefangenen damit in Panik.
»Ich darf nichts sagen. Sie bringen mich sonst um!«, stieß dieser entsetzt aus.
»Wenn du nichts sagst, bringen wir dich um. Du hast die Wahl«, erwiderte Hilbrecht und bat Falko, den Mann zu fesseln, während er ihm das Schwert an die Kehle hielt.
Kurz darauf lag der Kerl wie ein erlegter Hirsch vor Hilbrechts Sattel, und auf dem weiteren Heimweg überlegten die beiden Freunde scheinbar genüsslich, welchen Foltern sie ihn unterwerfen sollten.
10.
I m Campo Santo Teutonico waren neue Gäste eingetroffen. Bunt gescheckt gekleidete Waffenknechte bewachten einen robusten Ochsenkarren, der so aussah, als könnte er schwere Lasten bewältigen. Auffällig an der Plane des Wagens war das Nürnberger Wappen, das auch die Bewaffneten auf ihrer Kleidung trugen.
»Was ist denn hier los?«, fragte Falko Margarete, die ihm als Erste über den Weg lief.
Verblüfft sah sie zuerst ihn und dann den Gefangenen an. Falko und der Gefesselte waren durch den Regen bis auf die Haut durchnässt, und die Kleidung des auf Hilbrechts Pferd liegenden Mannes schimmerte wegen des verlorenen Blutes rosa.
»Ihr seid wirklich unvernünftig, Herr Ritter, bei einem solchen Wetter ohne Mantel auszureiten. Selbst ein Blinder hätte sehen können, dass es heute regnen würde. Jetzt müssen meine Tante und ich dafür sorgen, dass es Euch nicht auf die Lunge schlägt!«, tadelte Margarete ihn und suchte in Gedanken bereits die Kräuter aus, die sie für den Sud verwenden wollte. Zu der normalen Mischung würde sie ein paar hinzufügen, die ihr nicht ihrer Wirkung wegen, sondern wegen des durchdringenden Geschmacks für Falko gerade recht kamen.
Dann erinnerte sie sich an seine Frage. »Der Wagen und seine Begleiter stammen aus Nürnberg. Der Anführer der Gruppe ist Herr Nikolaus Muffel, und in seiner Begleitung befindet sich ein Verwandter des hochwürdigen Herrn Giso.«
»Ein Verwandter, sagst du? Das kann nur Michi sein!« Falko sprang aus dem Sattel und eilte in die Herberge. Daher blieb es an Hilbrecht hängen, den Gefangenen ins Haus zu schaffen und einzusperren. Aber auch ihn drängte es, die neuen Gäste zu begrüßen, und so rief er seinen Knappen Hans zu sich und wies ihn an, auf den verletzten Schurken aufzupassen.
»Hol dir Frieder zu Hilfe und versorgt die Wunden des Kerls. Ich möchte nicht, dass er sich früher aus dieser Welt davonstiehlt, als ich es gestatte!«
»Mach ich, Herr!«, antwortete Hans und fragte sich, weshalb sein Herr sich so grimmig gab. Dann streifte sein Blick die angstvolle Miene des festgesetzten Schurken, und er begriff, dass der Kerl zum Sprechen gebracht werden sollte.
»Keine Sorge, Herr! Ich gebe schon acht, dass der Gefangene vorerst am Leben bleibt«, setzte er hinzu und stieß einen Pfiff aus, der Frieder herbeirufen sollte.
Da ihre Herren oft ohne Knappen losritten, blieben die beiden jungen Männer zumeist sich selbst überlassen und erledigten Botengänge für Giso, Margarete und Edelgunde. Die beiden Frauen halfen ihnen im Gegenzug, die Kleidung ihrer Herren in Ordnung zu halten, und Giso spendete ihnen neben seinem Segen auch den einen oder anderen Becher Wein.
Unterdessen eilte Hilbrecht zu der Kammer, die Giso, Ritter Oskar und ihm als Quartier zugewiesen worden war. Als er eintrat, sah er tatsächlich Gisos Bruder, der unter dem Namen Michel von Ziegenhain in König Friedrichs Diensten stand. Bei ihm war ein Mann in der Tracht eines wohlhabenden Kaufherrn, der gerade einen Becher Würzwein an die Lippen führte.
»Das ist Herr Nikolaus Muffel aus Nürnberg. Er ist ebenso wie ich im Auftrag König Friedrichs nach Rom gekommen«, erklärte Michi, der seinen nicht gerade kleinen Bruder noch um eine halbe Kopflänge überragte.
»Ich freue mich, Euch zu
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