Toechter Der Suende
sehen. Unser letztes Zusammentreffen ist schon ein paar Jahre her«, antwortete Hilbrecht lachend.
»Das war noch zu der Zeit, als der ältere Henneberg Kibitzstein erobern wollte. Mein Gott, wird der sich geärgert haben, als sein jüngerer Bruder ausgerechnet Lisa als Braut heimgeführt hat.« Michel von Ziegenhain klopfte Hilbrecht auf die Schulter und zog ihn kurz an sich.
Dann wies er mit dem Kinn auf Falko. »Unseren Heißsporn habe ich schon begrüßt. Er sagte etwas von einem Überfall und einem Gefangenen, den ihr gemacht haben wollt.«
»Den habe ich zwei Kammern weiter eingesperrt. Hans und Frieder bewachen ihn, damit er uns nicht entwischt. Aber da Ihr bereits hier seid, wird wohl auch der König bald in Rom erscheinen.«
Hilbrecht war begierig, Friedrich III. mit eigenen Augen zu sehen und vielleicht sogar mit ihm sprechen zu können. Mit etwas Glück würde der König ihn in seine Dienste nehmen und ihn dafür mit einer Burg belehnen. Damit wäre er von seinem Vater und seinen Brüdern unabhängig und könnte heiraten, wen er wollte, und wenn es die Tochter eines Tavernenwirts aus Trastevere war.
»Wir sehen uns den Kerl gleich mal an. Was mich betrifft, so bin ich froh, euch alle wohlbehalten hier anzutreffen. Ihr werdet mir dabei helfen müssen, das, was sich auf dem Wagen befindet, zu bewachen.«
»Und was ist das?«, wollte Falko wissen.
Michel fasste ihn und Hilbrecht an der Schulter und zog sie zu sich heran. »Die Reichskleinodien«, sagte er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnten.
»Was?«, entfuhr es Falko, doch bevor er noch mehr sagen konnte, legte Michel ihm die Hand auf den Mund.
»Kein Wort! Zu niemandem! Verstanden?«
Falko nickte eingeschüchtert. »Ich habe verstanden!«
»Ich auch«, erklärte Hilbrecht und zwinkerte Falko zu. Diese Aufgabe war mehr nach seinem Geschmack, als Briefe zwischen Pater Luciano und Giso hin und her zu tragen.
»Und was genau sollen wir tun?«, fragte Falko.
»Du, Herr von Frammenberg, Hilbrecht und ich werden abwechselnd Wache halten, und zwar Tag und Nacht. Wenn du willst, kannst du gleich beginnen. Um Mitternacht weckst du mich, morgen in der Früh übernimmt Hilbrecht die Wache.«
Michel von Ziegenhain wollte noch mehr sagen, doch da kam Frau Edelgunde auf ihn zu und wies empört auf Falko, der noch immer in seinen nassen Kleidern steckte.
»Herr Falko wird heute Abend gar nichts bewachen, sondern sich sofort ausziehen. In meiner Kammer steht ein Zuber mit heißem Wasser, in dem er seine erstarrten Glieder aufwärmen kann. Margarete bereitet ihm gerade einen heilenden Trunk zu. Sonst wird die Kälte ihm auf die Lunge schlagen.«
»Dann übernehme ich die erste Wache«, stöhnte Hilbrecht.
Frau Edelgunde schüttelte den Kopf. »Das kann mein Oskar machen. Dann hat er wenigstens etwas zu tun. Er langweilt sich in diesem Rom.«
Unterdrücktes Lachen antwortete auf ihre Worte. Trotzdem sahen alle bis auf Falko ein, dass es besser war, wenn er sich erst einmal aufwärmte, bevor er Wache hielt. Falko hingegen behauptete, es würde wohl reichen, wenn er sich umzog, war aber bei Edelgunde an die Falsche geraten.
»Nichts da! Ich weiß, wie schnell das Wetter einem Mann auf die Lunge schlagen kann. Bei meinem Oskar war es auch so. Der dachte ebenfalls, er wäre so stark wie eine Eiche, und ritt in einen regnerischen Tag hinaus. Als er zurückkam, war er vollkommen durchgefroren und zitterte. Gerade noch, dass ich ihn ins Bett bekommen habe. Er hat es dann vier Wochen nicht verlassen können und sich schier die Lunge aus dem Leib gehustet. Hätte unsere Kräuterfrau nicht das richtige Mittel gefunden, hätte ich ihn vielleicht sogar verloren.«
»Verlieren wollen wir Falko wahrlich nicht. Also, mein Freund, folge der Dame!« Giso versetzte dem Junker einen aufmunternden Schubs und wandte sich an seinen Bruder. »Wenn es sein muss, kann ich ebenfalls Wache halten.«
»Da müsstest du mit dem Schwert besser umgehen können als mit dem Weihwasserschwengel«, spottete Michel und verließ mit Ritter Oskar den Raum, um den Wagen mit den Reichskleinodien aufzusuchen.
Falko wurde von Frau Edelgunde in deren Kammer geführt und fand dort einen großen, wassergefüllten Zuber vor, aus dem dichter Dampf aufstieg. Vorsichtig steckte er den Finger hinein und zuckte zurück. »Haltet Ihr mich für ein Schwein, das nach dem Schlachten gebrüht werden muss, damit die Borsten abgehen?«
»Der Knecht wird gleich ein paar Eimer kalten Wassers bringen,
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