Toechter Der Suende
das ich einmischen will. Zieht Euch derweil schon einmal aus«, antwortete Edelgunde ungerührt.
»Hier?«
»Glaubt Ihr, ein unbekleideter Mann könnte mich noch erschrecken? Dafür habe ich meinen Oskar schon zu oft nackt gesehen!«, erklärte Frau Edelgunde resolut.
Falko blieb nichts anderes übrig, als sich seiner Kleider zu entledigen und zu warten, bis die Dame den Knecht, der mit zwei vollen Eimern gekommen war, anwies, diese in den Bottich zu schütten. Im nächsten Augenblick trat Margarete herein, in der Hand ein Tablett mit einem Krug und einem Becher. Als sie Falko im Adamskostüm entdeckte, kicherte sie.
Mit einem Sprung war Falko in der Wanne und stöhnte auf, denn das Wasser war immer noch sehr heiß.
Während Margarete schallend zu lachen begann, sah Frau Edelgunde ihn kopfschüttelnd an. »Ihr hättet warten sollen, bis der Knecht einen weiteren Eimer mit kaltem Wasser gebracht hat!«
Falko wäre gerne wieder aus dem heißen Wasser gestiegen, wollte sich jedoch nicht erneut Margaretes Gelächter aussetzen und biss die Zähne zusammen.
»Es geht schon«, presste er hervor und trieb in Gedanken den Knecht an, schneller zu machen.
»Es ist beruhigend zu wissen, dass Ihr die Hitze so gut vertragt, Herr Ritter. Dann wird das Höllenfeuer Euch nicht zu arg quälen«, spottete Margarete und fing sich einen leichten Knuff ihrer Verwandten ein.
»Mit so etwas spottet man nicht! Außerdem ist Junker Falko ein ehrenhafter junger Mann, der gewiss nichts getan hat oder tun wird, das ihn dem Satan ausliefern würde!«
Margarete bedachte ihre Tante mit einem vieldeutigen Blick und stellte ihr Tablett ab. »Da Ihr bereits von außen erhitzt seid, könnt Ihr es nun inwendig tun«, sagte sie zu Falko und reichte ihm den Becher. Dabei riskierte sie einen Blick in den Bottich und feixte dabei in einer Weise, dass der Junker sie ins Pfefferland wünschte.
11.
D urch das Fenster war in der Ferne das Meer zu sehen. Früher hatte Francesca diesen Anblick geliebt, doch in diesen Tagen und Wochen konnte sie nur daran denken, dass sie hier wie eine Gefangene leben musste. Sie fühlte sich so einsam wie noch nie zuvor. Dazu kam, dass sich Annunzia, seit ihre Mutter wieder in die Stadt zurückgekehrt war, wie eine Kerkermeisterin aufführte.
Francesca hätte ihre ehemalige Zofe am liebsten zum Teufel gejagt, musste deren Anwesenheit aber trotz ihres Widerwillens hinnehmen. Annunzia hatte bereits ihrer Mutter bei deren Schwangerschaft beigestanden und wusste daher besser als die alte Lina, welche Pflege eine Frau unter diesen Umständen benötigte. Allerdings wäre auch die andere Magd nicht die Gesellschaft gewesen, die Francesca sich wünschte. Im Grunde sehnte sie sich nach einem einzigen Menschen, aber der wusste nicht einmal, wo sie sich befand.
»Falko!« Als Francesca den Namen aussprach, erschrak sie selbst.
Annunzia durfte auf keinen Fall von ihm erfahren, denn sie glaubte ebenso wie ihre Eltern, sie wäre in den Katakomben von Cirio d’Specchi geschwängert worden. Doch ihr Verlobter war nicht ans Ziel gekommen. Zudem hatte ihre Monatsblutung nach dem Vorfall in den Katakomben noch einmal eingesetzt, und so konnte sie erst zwei oder drei Wochen später empfangen haben. Wie gerne hätte sie Falko mitgeteilt, dass sie sein Kind unter dem Herzen trug. Aber da sie keinen Boten zu ihm schicken konnte, blieb ihr nur die Hoffnung, dass er nach ihr suchte und sie auch fand.
Als Annunzia hereinkam, drehte Francesca sich nicht zu ihr um. Diese Missachtung quittierte die Zofe mit einem Schnauben. »Ihr solltet nicht so viel aus dem Fenster schauen, Herrin. Davon werdet Ihr trübsinnig!«
»Ich bin trübsinnig!« Francescas Stimme klirrte, und ihr Unterton hätte die Zofe warnen sollen.
Doch seit Conte Orsini Annunzia die Aufsicht über seine Tochter übertragen hatte, nahm diese keine Rücksicht mehr auf ihre junge Herrin. »Das ist doch kein Wunder! Starrt nicht einfach in die Gegend, sondern sucht Euch eine angenehme Beschäftigung. Ihr könntet ein Altartuch besticken oder ein Hemd für Euren Verlobten! Signore Cirio würde sich gewiss über ein solches Zeichen der Zuneigung freuen.«
Geschwätzige Alte, dachte Francesca. Cirio d’Specchi würde sie höchstens ein Hemd aus Dornen schenken, und das auch nur, wenn diese lang und spitz genug waren.
Annunzia redete munter weiter. »Ein wenig enttäuscht bin ich schon von Signore Cirio. Auch wenn er verletzt gewesen ist, so hätte er Euch nach seiner Genesung
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