Toechter Der Suende
Mann den König tötet, soll er die fünfhundert Dukaten haben. Sag ihm das!« Da Dario d’Specchi ähnlich wie Gianni nicht glaubte, dass der Meuchelmörder den Leibwachen des Königs entkommen würde, konnte er ihm diese Summe mit leichter Hand versprechen.
»Fünfhundert Dukaten! Abgemacht! Doch wenn Rodolfo es nicht überlebt, erhalte ich das Geld«, rief Gianni, der eine gute Gelegenheit sah. Entweder gingen die d’Specchis darauf ein, oder sie würden den König ohne seine Hilfe und die seiner Männer umbringen müssen.
Vater und Sohn wechselten noch einen kurzen Blick, dann nickten sie wie ein Mann. »Du sollst das Geld bekommen – wenn der König tot ist.«
Cirio d’Specchis Blick entnahm Gianni, dass Rudolf von Ottmeringen besser nicht versagen sollte. Da er aber die Bärenkräfte des Deutschen kannte, zweifelte er nicht an dessen Erfolg.
»Keine Sorge!«, sagte er daher. »Rodolfo ist stark wie ein Bär. Er wird den Ring der Leibwachen durchbrechen und Friedrich in Stücke hauen. Dann werden wir mit unseren Steinen dafür sorgen, dass er entkommen kann.« Das Letzte war eine Ausrede, und die d’Specchis wussten dies auch. Doch allen dreien ging es nur um den eigenen Vorteil und darum, selbst ungeschoren aus der Sache herauszukommen.
7.
D ie Menge stand so dicht, dass es kaum ein Durchkommen gab. Falko schob einen stark nach Zwiebeln riechenden Mann beiseite und arbeitete sich weiter nach vorne. Längst hatte er Hilbrecht aus den Augen verloren, und selbst die Straße, die der König in Kürze passieren würde, sah er nur, wenn er sich streckte. Er ärgerte sich über sich selbst, nicht vorhergesehen zu haben, dass so viele Menschen zusammenlaufen würden, um Friedrich III. zu sehen. Sämtliche Bewohner Roms schienen die Straßen zu säumen, und dazu kamen Besucher der Stadt und ein Haufen Neugieriger aus dem Umland.
Wie sollte er in dieser Masse an Leibern jemanden entdecken, der Übles im Sinn hatte? Dabei verließ Michi sich auf ihn und Hilbrecht. Sie beide trugen die schlichte Tracht einfacher Bürger, um sich nicht von den Einheimischen zu unterscheiden, und konnten zumindest genauso fluchen wie diese. Das tat Falko auch ausgiebig, als ihm jemand einen Ellbogen hart in die Seite stieß.
Der Mann antwortete mit einer unzüchtigen Bemerkung, für die Falko ihm normalerweise eine Tracht Prügel verabreicht hätte. Doch er war nicht gekommen, um sich mit einem Römer zu streiten, sondern um zu verhindern, dass jemand einen Anschlag auf den König unternahm. Mühsam kämpfte er sich weiter vorwärts, hörte aber gleichzeitig im Rücken die lauten Rufe der Leute, an denen der König gerade vorbeiritt.
» Avaro – Geizhals!«, war noch die harmloseste Bemerkung. Wie es aussah, streute Friedrich keine oder zumindest nicht genug Münzen unter das Volk.
Falko verkrampfte sich innerlich vor Sorge. Das Gemüt der Römer war leicht entflammbar, und wenn die Meuchelmörder sich das zunutze machten, war hier bald der Teufel los. Für einige Augenblicke streifte sein Blick die nahen Häuserfronten. Wie leicht konnte ein Armbrustbolzen aus einem Fenster abgeschossen werden! Im nächsten Moment schloss Falko diese Möglichkeit bereits wieder aus. Kein Hausherr würde Meuchelmördern einen Schuss erlauben, denn danach würde sein Heim von den deutschen Söldnern gestürmt und alle Bewohner umgebracht werden. Wenn jemand den König töten wollte, musste er es auf der Straße tun.
Die Rufe kamen näher, und sie wurden nicht freundlicher. Immer heftiger beschimpften die Römer Friedrich als Geizkragen und wünschten ihm alles Schlechte an den Hals. Daher war Falko froh, dass die Begleiter des Königs die hiesige Sprache zum größten Teil nicht verstanden. Andernfalls wäre eine Prügelei mit anschließender Straßenschlacht unvermeidbar gewesen.
»Lass dich nicht ablenken!«, befahl er sich selbst und drang weiter vor.
Auf einmal sah er eine bekannte Gestalt vor sich und stutzte. Das war doch Gianni! Seit dem Überfall auf Hilbrecht war der Bandit wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Ihn hier wiederzusehen war für Falko ein Zeichen, dass ihre Feinde bereit waren zu handeln. Er streckte sich und hielt nach Hilbrecht Ausschau, um diesen auf Gianni aufmerksam zu machen. Da entdeckte er Rudolf von Ottmeringen.
Der Hüne ragte weit aus der ihn umgebenden Menge heraus. Mit spielerischer Leichtigkeit drängte er die Umstehenden beiseite, um näher an die Straße heranzukommen. Dabei wechselte er einen kurzen
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