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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Johanniskrautabsud und danach einen weiteren mit Ruprechtskraut. Anschließend steckte sie ihr ein Stück zusammengefaltetes Tuch in den Mund, schlug noch einmal das Kreuz und nahm das Messer zur Hand. Dabei betete sie ein Ave-Maria nach dem anderen.
    Margarete fiel mit ein, und zuletzt sprachen auch die beiden Priester das Gebet mit. Sogar Francesca flüsterte ein paar Strophen, biss dann aber in das Tuch. Sie wollte nicht schreien, da sie Angst hatte, Falko könnte es hören und hereinplatzen.
    Oh, Heilige Mutter Maria, lass es bald vorbei sein, flehte sie, denn sie spürte, dass ihr Lebensfunken zu erlöschen drohte.
    »Jetzt bin ich so weit! Komm, Margarete, du musst mir helfen. Mögen alle Heiligen uns beistehen!« Edelgunde gelobte der heiligen Brigitta von Kildare und der heiligen Margareta von Antiochia etliche Kerzen und Messen, wenn das Kind am Leben blieb.
    Was dann folgte, erschien allen Beteiligten wie eine Strafe des Himmels, der sie sich unterziehen mussten. Während Pater Luciano und Giso Francesca festhielten, damit diese nicht von Schmerzen gepeinigt um sich schlug, betastete Edelgunde den straffen Bauch der Schwangeren und setzte den Schnitt an. Er durfte nicht zu lang sein, gerade groß genug, um das kleine Wesen ans Licht der Welt holen können. Schweiß trat ihr auf die Stirn, während sie das Messer von oben nach unten führte, und sie litt beinahe mehr als die junge Frau, die sich kaum dagegen aufbäumte, sondern das Ganze wie betäubt über sich ergehen ließ.
    Schließlich erschien ihr der Schnitt lang genug. Sie griff in den Leib der Schwangeren, löste vorsichtig das kleine Bündel heraus, durchschnitt die Nabelschnur und reichte das Kind ihrer Nichte.
    »Binde schnell die Nabelschnur ab!«, befahl sie, während sie die Wunde zudrückte und mit sauberen Tüchern abdeckte.
    »Bei Gott, ist das winzig!«, entfuhr es Margarete, während sie der Anweisung ihrer Tante folgte. Sie war überzeugt, dass dieses Kind die nächste Stunde nicht überleben würde. Trotzdem tauchte sie es in einen der Eimer und wusch Blut und Schleim von ihm ab.
    Da klang ein dünnes Stimmchen auf, und das Kleine regte Arme und Beine.
    »Heiliger Christophorus, es lebt tatsächlich!« Auch Giso konnte es kaum glauben. Da hob Margarete das Neugeborene Francesca entgegen.
    »Es ist ein Mädchen! Du hast eine Tochter geboren!«
    Francesca streckte die rechte Hand aus und berührte sanft das Kind. Aus ihren Augen rannen Tränen, und auf ihr Gesicht trat ein so seliger Ausdruck, dass Pater Luciano ergriffen das Knie beugte und ein kurzes Gebet sprach.
    Dann sah er zu Margarete auf. »Du hast das Kind ins Wasser getaucht und damit die heilige Taufe vollzogen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Namen für die Kleine.«
    Alle sahen Francesca an, doch diese schüttelte mit letzter Kraft den Kopf. »Nicht meinen Namen! Er würde zu starke Erinnerungen hervorrufen.«
    »Welchen dann?«, wollte Margarete wissen.
    »Den seiner Mutter und meiner Mutter«, flüsterte Francesca.
    »Also Marie Flavia?«
    »Marie Flavia!« Pater Luciano zeichnete mit Wasser das Kreuz auf die winzige Stirn des Säuglings und segnete auch die Mutter. Diese sah ihn mit banger Miene an. »Darf ich Falko noch einmal sehen?«
    Der Pater nickte und schickte Giso los.
    »Aber nicht so!«, wandte Edelgunde ein und beeilte sich, die blutigen Laken wegzuräumen. Nachdem sie Francescas Leib mit festen Leinentüchern umwickelt hatten, um die Blutung zu stillen, opferte Margarete eines ihrer Kleider und zog es der Verletzten mit Hilfe ihrer Tante über. Nachdem sie Francesca noch einmal den Absud von Ruprechts-und Johanniskraut eingeflößt und sie mit einem sauberen Laken zugedeckt hatte, fasste diese sie am Ärmel. »Versprich mir, dass du auf meine Tochter achtgibst!«
    »Ich werde sie hüten, als wäre sie mein eigenes Kind. Das schwöre ich!« Margarete schluckte die Tränen, die in ihr aufstiegen, nahm den Säugling wieder an sich und hielt ihn so, dass die Mutter ihn sehen konnte.
    Kurz darauf kehrte Giso mit Falko zurück. Dieser hatte zuerst nur Blicke für Francesca und kniete neben ihr nieder. »Geht es dir besser, mein Schatz?«, fragte er bang.
    Francesca deutete ein Kopfnicken an. »Viel besser! Jetzt kann ich beruhigt in die Ewigkeit eingehen, denn ich habe dir das Wertvollste hinterlassen, das Gott uns geschenkt hat!« Sie zeigte auf das winzige Kind, das eben sein kleines Mündchen verzog und damit anzeigte, dass es Hunger hatte.
    »Was ist das?«,

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