Toechter Der Suende
bestimmten.
»Mir tut es um Elisabeth leid«, sagte Margarete zu ihrer Tante, während sie zwei Becher mit Wein füllte.
»Sie wird es besser überstehen als die meisten anderen, denn sie weiß ihr Töchterchen in guter Hut. Und doch hast du recht, dass man manchmal an Gottes Gerechtigkeit zweifeln mag, weil er so viel Leid und Tränen zulässt.« Edelgunde wischte sich über die Augen. Dabei sagte sie sich, dass Elisabeth ein besseres Los bevorstand als der jungen Amme. Diese würde nur als Magd in ihr Kloster zurückkehren können. Für die junge Deutsche aber war bereits ein Platz als Stellvertreterin der Äbtissin eines großen Klosters vorgesehen, und sie würde, da diese bereits weit über siebzig Jahre zählte, über kurz oder lang deren Nachfolgerin werden.
Um an etwas anderes zu denken, wies Edelgunde auf die Kleine. »Nun, was meinst du? Wie wird Falko sich als Vater zweier Töchter fühlen?«
»Gewiss nicht sehr wohl! Aber schlimmer wäre es für ihn, wenn er den Kleinen selbst die Windel wechseln müsste.« Margarete lachte und trank ihrer Tante zu. »Auf unsere beiden Kleinen und auf die grauen Haare, die sie ihrem Vater wachsen lassen werden!«
»Du bist wieder einmal arg boshaft«, antwortete Edelgunde kichernd. »Aber ich bin wahrlich auf sein Gesicht gespannt, wenn man ihm beide Mädchen in die Arme legt.«
»Ich glaube nicht, dass Pater Luciano darauf verzichten wird. Immerhin hat er uns befohlen, Elisabeths Kleine sofort zu ihm zu bringen. Wie er letztens sagte, will er Marie Flavias bisherige Amme abfinden und zwei andere Ammen für die beiden suchen, die uns nach Deutschland begleiten werden.«
Bei dem Gedanken an den Reisezug, den sie abgeben würden, musste Margarete lachen. Dann aber fragte sie sich, was zu Hause auf sie warten würde. Es hing davon ab, wer sich mit seinen Vorstellungen durchsetzen würde, der Fürstbischof oder ihr Halbbruder. Bei beiden Möglichkeiten fühlte sie ihr Herz schwer werden.
Nun aber galt es erst einmal, nach Rom zurückzukehren. Der Abschied von dieser kargen Stätte fiel den Frauen leicht, auch wenn es sie schmerzte, dass sie sich nicht richtig von Elisabeth hatten verabschieden dürfen.
Auf dem Weg in die Heilige Stadt wurden Margarete und Edelgunde erneut von Mönchen und Nonnen begleitet. Allerdings merkten sie rasch, wie wenige Gemeinsamkeiten sie mit diesen hatten, und waren froh, als sie schließlich den Tiber überquerten und in Trastevere einritten. Als sie sich Gaspares Taverne näherten, eilten Hilbrecht, Giso und Ritter Oskar ihnen entgegen und umringten die Amme, die das neugeborene Mädchen auf den Armen trug und es angesichts der fremden Männer erschrocken an sich drückte.
»Wie ich sehe, ist das Kind gesund zur Welt gekommen«, rief Giso aus. »Wie geht es der ehrwürdigen Mutter Elisabeth?«
»Sie hat die Niederkunft gut überstanden und wird in einem anderen Kloster ihren Frieden finden. Immerhin weiß sie ihre Tochter in guter Hut«, antwortete Margarete mit einem traurigen Lächeln. »Wo ist Falko?«, fügte sie unwillig hinzu.
»Den hat Pater Luciano zu etlichen Rosenkränzen verurteilt«, erklärte Hilbrecht lachend. »Irgendwie muss er seine Sünden ja abbüßen! Doch nun kommt mit! Der hochwürdige Herr hat uns aufgetragen, auf euch zu warten und das Kind sofort zu ihm zu bringen.«
»Dann tun wir das!« Margarete ließ sich von Hilbrecht aus dem Sattel helfen und trat auf die Amme zu, um ihr das Kind abzunehmen. Die Frau zuckte auch vor ihr zurück und presste die Kleine so an sich, dass diese zu weinen begann.
»Komm jetzt! Deine Begleiter bringen dich zu der Familie, die um dich gebeten hat. Dort wirst du ein anderes Kind betreuen dürfen, und das musst du nicht so rasch wieder hergeben«, sagte Margarete beschwörend.
Die junge Frau wischte ihre Tränen weg und reichte ihr zögernd das Kind. Dann schlug sie ihren Umhang über das Gesicht und ließ sich von den Mönchen wegführen.
Es tat Margarete weh, das Leid der Amme zu sehen, doch sie konnte ihr nicht helfen. Um nicht selbst auf trübe Gedanken zu kommen, trug sie die kleine Michaela Maria zum Pfarrhaus und wurde von Pater Luciano eingelassen. Dieser betrachtete den Säugling, nickte dann und bat sie, auf ihn zu warten.
Als er wiederkam, trug er Francescas Tochter unter seinem Umhang und legte diese neben den anderen Säugling auf den Tisch. »Gott sei Dank sehen sie einander recht ähnlich«, rief er erleichtert.
Jetzt sah Margarete es auch. Zwar war Marie
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