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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gewisse Blässe seht Ihr erholt aus, Neffe. Das freut mich, denn ich hätte ungern auf Eure Dienste verzichtet.«
    »Wenn Ihr erlaubt, Euer Gnaden, werde ich mich auf eine meiner Burgen zurückziehen, um dort meine völlige Genesung abzuwarten. Danach stehe ich Euch wieder zu Diensten.«
    »Ich erlaube es Euch. Doch nun setzt Euch und esst mit. Wir haben Euch schon zu lange an Unserer Tafel vermisst!«
    Bruno von Reckendorf verbeugte sich erneut, schritt dann an der Tischreihe entlang, bis er zu dem für ihn bestimmten Stuhl kam, und nahm Platz. Sofort eilte ein Page herbei und füllte ihm einen Pokal mit Wein. Reckendorf machte jedoch nicht den Fehler, sofort zuzugreifen, sondern wartete, bis ein Priester im Namen des Fürstbischofs ein Stück aus der Bibel gelesen und das Tischgebet gesprochen hatte.
    Dann ergriffen alle ihr Trinkgefäß und ließen Gottfried Schenk zu Limpurg hochleben. Es ist beinahe so wie immer, dachte sich Bruno von Reckendorf, aber nur fast. Vor diesem fatalen Zweikampf mit Falko Adler hatte er über die harmlosen Scherze seiner Nachbarn ebenso lachen können wie über die derben Zoten eines der geistlichen Herren von Sankt Kilian. Jetzt ließ ihn beides kalt, und er war froh, als er sich nach dem Mahl und einem letzten Umtrunk mit Hinweis auf seinen geschwächten Zustand entschuldigen konnte.
    In seiner Kammer fand er Siffer Bertschmann vor. Der Knappe hatte diesem einen Krug Wein besorgt, aus dem sich nun auch Junker Bruno bediente.
    »Ihr seid länger ausgeblieben, als ich dachte«, sagte er missmutig.
    Sein Kastellan winkte mit einer beiläufigen Handbewegung ab. »Es gab etliches auf Euren Burgen zu tun. Außerdem war da noch Euer Auftrag. Ich glaube, ich habe ihn gut erfüllt. Aber ich sehe, Ihr könnt schon wieder recht stramm marschieren. Eure Verletzung war wohl doch weniger schlimm, als der Arzt meinte.«
    Es klang kalt, fast enttäuscht, fand Reckendorf, schob diesen Gedanken jedoch sogleich wieder von sich, da es wichtige Dinge zu besprechen galt.
    »Ihr konntet die Kibitzsteiner ausspionieren?«
    Bertschmann nickte. »Das konnte ich – und ich habe Neuigkeiten, die Euch gefallen werden. Die alte Hure wird im nächsten Monat mit ihrer jüngsten Tochter zum Markttag nach Schweinfurt reisen. Dabei wird sie nicht mehr als fünf oder sechs Bewaffnete mitnehmen. Wäre das nicht die Gelegenheit, auf die Ihr gewartet habt?«
    »Ja, das dürfte sie sein!« Reckendorf bekräftigte seine Worte mit einem Nicken, fragte sich aber, wie viel er sich in seinem Streit mit den Kibitzsteinern erlauben durfte, ohne sich den Fürstbischof zum Feind zu machen. Offenen Mord wohl nicht. Aber auch ohne eine solche Tat begehen zu müssen, würde er Mittel und Wege finden, diese aus dem Dreck hervorgekrochene Sippe zu demütigen. Wenn er mit dem Kibitzsteiner Gesindel fertig war, würde es keiner von denen mehr wagen, das Haupt unter seinesgleichen zu heben. Mit diesem angenehmen Gedanken schenkte er Bertschmann eigenhändig nach und forderte ihn auf, ihm alles zu berichten, was er erfahren hatte.

10.
    N ach Falkos Genesung ging es rasch voran. Basel blieb hinter ihnen zurück, ebenso Olten und schließlich auch Sempach, der Ort, an dem die Eidgenossen ihre Freiheit gegen das Haus Habsburg verteidigt hatten. Am Tag darauf erreichten sie Luzern und damit das Gebirge. Nur wenige aus der Reisegruppe hatten die mächtigen Bergstöcke der Alpen schon einmal mit eigenen Augen gesehen, und so starrten die meisten wie kleine Kinder auf die grauen Riesen, deren Häupter selbst jetzt im Sommer weiße Kappen trugen.
    »Oh, Heilige Jungfrau, welch ein Anblick! Bei dem Gedanken, diese Berge überwinden zu müssen, fährt mir bereits jetzt der Frost in die Glieder«, rief Elisabeth entgeistert aus.
    Falko wollte ihr schon sagen, dass er sie notfalls darüber hinweg tragen würde, aber da mischte sich Oskar von Frammenberg ein.
    »Wir müssen nicht über die hohen Gipfel klettern, denn es gibt Pfade, welche den Tälern folgen. Nur gelegentlich werden wir über einen Sattel, wie sie die niedrigeren, abgerundeten Bergkämme hier nennen, hinwegsteigen. Aber auch dort sind Wege angelegt, ebenso in den tiefen Schluchten, die es hie und da zu überwinden gilt. Sorgt Euch also nicht, ehrwürdige Mutter! Vor uns haben schon viele andere diese Strecke bewältigt, und noch mehr werden es nach uns tun.«
    »Aber es ist trotzdem gefährlich, habe ich mir sagen lassen.« Bislang hatte Elisabeth während der Reise nie über

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