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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und wir können morgen aufbrechen.«
    »Das wäre gut, denn ich möchte so schnell wie möglich in Rom sein. Unser Fürstbischof hat mir einige Aufträge erteilt, die ich erfüllen muss!« Giso hoffte, Falko damit zu einer höheren Reisegeschwindigkeit zu bewegen.
    Sein Freund grinste. »Warum reist du nicht allein weiter? Du kannst vier Waffenknechte als Geleit haben!«
    Giso hob ablehnend die Hand. »Dafür müssten sie schon beritten sein, denn sonst käme ich kaum rascher voran als ihr. Außerdem hat unser Fürstbischof mir ebenfalls die Obsorge für die ehrwürdige Mutter Elisabeth anvertraut.«
    Das war eine Warnung, und Falko verstand sie auch als solche. Ein Schatten huschte ihm übers Gesicht, und er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Giso in Elisabeth verliebt war und ihm deswegen ihre Freundschaft missgönnte. Nein, so war es gewiss nicht, korrigierte er sich. Giso war kein Neider, sondern hatte nur Angst, Elisabeth und er könnten alle Sittsamkeit und auch die Regeln ihres heiligen Ordens vergessen, um nur noch Mann und Weib zu sein.
    Dieser Verdacht kränkte Falko, und er hätte seinem Freund beinahe eine harsche Antwort gegeben. Er erinnerte sich jedoch früh genug an seinen Mohnsafttraum, in dem er genau das zu erleben geglaubt hatte. In der Zwischenzeit hatte er noch einige Male von Elisabeth geträumt, und was er dabei erlebt hatte, war keineswegs geeignet, es Giso zu beichten. Wahrscheinlich hatte sein Freund recht, und es war für seine Seelenruhe besser, wenn sie rasch nach Rom kamen und Elisabeths und sein Weg sich dort trennten.
    Mit einem Lächeln, dem weder die junge Äbtissin noch der junge Priester anmerkten, wie viel Mühe es ihn kostete, legte Falko den rechten Arm um Giso.
    »Natürlich ist es am besten, wenn wir zusammenbleiben. Ich werde alles tun, damit unsere Reise schneller vonstattengeht. Der Wirt hat mir versprochen, dass in Flüelen ein Säumertrupp für uns bereitsteht, der uns ins Welsche bringen soll. Haben wir erst einmal den großen Pass hinter uns gebracht, werden wir dem Leventinatal bis nach Bellinzona folgen, und von dort ist es nicht mehr weit bis Mailand.«
    »Und bis Rom«, setzte Giso hinzu und klatschte Falko die flache Hand anerkennend auf den Schenkel.
    »Aua!«, stieß dieser aus, da Giso seine Verletzung getroffen hatte.
    »Ich dachte, du bist ein Krieger und ein echter Mann«, spottete der Priester und brachte Elisabeth damit zum Glucksen.
    Sie wurde aber sofort wieder ernst und bedachte Falko mit einem bewundernden Blick. »Herr Falko ist ein großer Krieger, Hochwürden. Habt Ihr vergessen, wie er Jungfer Margaretes Leben gerettet hat?«
    »Nein, das habe ich nicht.« Obwohl Giso sich freute, dass sein Freund diesen Kampf nur mit einer leichten Verwundung überstanden hatte, erfüllte ihn diese Sache mit Sorge. Falko sah viel zu gut aus und hatte einen Charme, der die Frauen sofort für ihn einnahm. Zusammen mit dem Ruhm eines unüberwindlichen Ritters, der einen Bruno von Reckendorf mit Leichtigkeit vom Pferd gestoßen und sechs Räuber auf einmal erschlagen hatte, verlieh ihm das einen Ruf, der so manche Jungfrau dazu bewegen mochte, ihm mehr als einen Kuss zu schenken. Elisabeth war im Grunde auch nur eine Frau und lief daher Gefahr, ein heimliches Liebesverhältnis mit einem solch vortrefflichen Mann zu beginnen.
    Beinahe hätte Giso sich gewünscht, Falko sähe mehr aus wie Hilbrecht von Hettenheim, der gewiss nicht hässlich war, aber den Frauen nicht mit einem schönen Gesicht und strahlend blauen Augen den Verstand raubte. Auch fiel es Hilbrecht in weiblicher Gesellschaft schwer, den Mund aufzutun. Für ihn würde sich keine junge Äbtissin so sehr interessieren, dass sie darüber alle Scham vergaß.
    Im nächsten Augenblick schalt Giso sich selbst. Mit welchem Recht unterstellte er den beiden unkeusche Absichten? War es vielleicht, weil er insgeheim selbst darauf hoffte, von Elisabeth erhört zu werden? Der Gedanke erschreckte ihn, und er beschloss, noch an diesem Abend in sich zu gehen und sich im Gebet zu reinigen.
    Ganz in seinen Überlegungen verstrickt, übersah Giso, dass Falko den Wirt herbeiwinkte und die Rechnung verlangte.
    Da diese Gäste zwar viel geredet, aber wenig getrunken hatten, rundete der wackere Mann kräftig zu seinen Gunsten auf und steckte auch das Trinkgeld ein, ohne rot zu werden.
    Falko klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Komm, Giso, wir wollen schauen, ob die Schiffe angekommen sind!«
    »Schön wär’s!« Giso

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