Toechter Der Suende
stehen.
»Der Schiffer sagt, wir sollen das Wasser aus dem Boot schöpfen, sonst läuft es voll und geht unter!«
Es fiel Falko schwer, Elisabeth loszulassen, doch zeigte ihm das Wasser, welches um seine Stiefel spülte, dass es erst einmal galt, das Leben dieser wunderbaren Frau wie auch das aller anderen zu retten. Daher packte er den Eimer und begann ebenso wie Giso und jene Knechte, die nicht an den Rudern saßen, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Doch der heftige Regen und die Wellen brachten es schneller zurück, als sie es hinausschaffen konnten.
»Die Damen müssen uns helfen!«, schrie Falko Giso durch das Grollen des Donners zu.
Der Priester nickte. »Sag du es ihnen! Nie waren ora et labora so dringend nötig wie in dieser Stunde!«
Noch während Falko sich fragte, was ihre Situation mit irgendwelchen Klosterregeln zu tun hatte, ging der Priester zu Elisabeth und ihren beiden Nonnen und fasste diese an den Schultern.
»Um unser aller Leben willen müsst Ihr uns helfen. Sucht Euch etwas, womit Ihr das Wasser schöpfen könnt.«
Elisabeth atmete tief durch und stand auf. Ihre beiden Damen folgten ihr mit schreckensbleichen Gesichtern. Sie mussten schließlich Becher nehmen, da nichts anderes zur Verfügung stand, und das bisschen Wasser, das sie damit aus dem Boot schöpften, erschien Falko nicht mehr als ein Tropfen auf einem heißen Stein. Doch gerade dieser konnte womöglich entscheidend sein.
13.
D as Unwetter zog ebenso rasch davon, wie es aufgetaucht war. Eben noch hatte es gegossen, als bräche der Himmel entzwei, nun aber schob der Wind die schwarzen Wolken nach Norden, und die Sonne sandte ihre ersten Strahlen durch die entstehenden Lücken. Falko wollte es zuerst nicht glauben, doch als er sich umsah, begriff er, dass ihr Boot den Sturm überstanden hatte.
Neben ihm ließ Elisabeth den Becher sinken, mit dem sie die letzten Minuten wie besessen geschöpft hatte, und stimmte ein Ave-Maria an. Auch die beiden Nonnen dankten der Himmelsherrin mit einem innigen Gebet.
»Wie es aussieht, sind wir dem Teufel aus der Bratpfanne gesprungen«, brach es aus Giso heraus. Das war kein besonders frommer Vergleich, kam aber von Herzen.
»Ich würde sagen, eher aus seinem Kochkessel. Denn es war weniger eine heiße als eine verdammt nasse Angelegenheit.« Falko atmete tief durch und schöpfte weiter. Im Schiff stand das Wasser immer noch mehr als eine Handspanne hoch. Auch wenn die Wellen nicht mehr so stark anrollten, schlug doch die eine oder andere über die Bordwand.
Giso half seinem Freund, hieß aber die drei Damen, sich auszuruhen. Inzwischen hatte der Schiffer das Steuer einem seiner Männer überlassen und kam, die Hände in die Hüften gestemmt, auf Falko und Giso zu.
»Dieses Unwetter haben wir überstanden. Wir haben alle hart gearbeitet. Das muss schon ein schönes Trinkgeld wert sein.«
Falko fand die Haltung des Mannes, der gemütlich danebenstand, während hier ein Priester und ein Ritter Wasser schöpften, so empörend, dass er ihm ein paar deftige Worte sagen wollte.
Doch Giso kam ihm zuvor. »Jeder, der hier an Bord gearbeitet hat, hat ein Trinkgeld verdient, Schiffer! Du kannst gleich damit anfangen, es auszuteilen. Vergiss aber auch eine passende Spende für die Gebete nicht, die die ehrwürdige Mutter Elisabeth und ich gesprochen haben. Ohne die Hilfe des Herrn – gelobt sei Jesus Christus – hätten wir dieses Gewitter gewiss nicht überstanden.«
Dem Schiffer quollen beinahe die Augen aus dem Kopf, denn so hatte er das nicht gemeint. Er sah zuerst Falko an, der noch immer Wasser schöpfte und sich dabei bemühte, eine ernsthafte Miene beizubehalten, dann Giso, der sich nun erhob und segnend das Kreuz schlug.
»Meine Herren, ich …«, begann er, wurde aber von Giso gebremst.
»Dem Ritter und mir brauchst du natürlich kein Trinkgeld zu geben, und auch nicht den frommen Frauen. Die Knechte hingegen würden sich über ein paar Angster freuen. Bedenke, sie haben dir dein Boot erhalten, das sonst in die Tiefen dieses Gewässers gezogen worden wäre. Auch dein zweites Schiff hat den Sturm heil überstanden.«
Jetzt entdeckte auch Falko das andere Boot. Es lag etwas tiefer im Wasser als das ihre, und auch dort wurde fleißig geschöpft.
Der Schiffer überlegte kurz, sagte sich dann, dass der Preis, den er für diese beiden Fuhren ausgehandelt hatte, hoch genug war, um sich ein paar Münzen für die Knechte leisten zu können. Daher nestelte er seinen Beutel vom
Weitere Kostenlose Bücher