Toechter Der Suende
Gürtel, zählte für jeden der Männer eine Münze ab und verteilte sie.
»Bei dem Mann weiß man nicht, welches Gefühl stärker ist, die Trauer um das Geld, das er jetzt hergeben muss, oder die Dankbarkeit, beide Schiffe unversehrt behalten zu haben.« Giso schüttelte resigniert den Kopf, sagte sich dann aber, dass Menschen nun einmal so waren. Für die meisten zählte der Gewinn immer weniger als der Verlust.
Da nun die Knechte das restliche Wasser allein aus dem Boot schaffen konnten, stellten Falko und Giso ihre Eimer ab und gesellten sich zu den drei Nonnen am Bug des Schiffes. Elisabeth und ihre Damen waren ebenso durchnässt wie sie selbst. Daher sehnten sie einen Platz herbei, an dem sie sich umziehen konnten. So aber konnten sie sich nur helfen, indem sie ihre gewachsten Umhänge aus den Satteltaschen holten.
Die beiden Männer ärgerten sich, dass sie nicht schon vorher an die Mäntel gedacht hatten, waren aber ebenso froh wie Elisabeth und deren Begleiterinnen, dass die Umhänge den Wind abhielten und die nassen Kleider so weit erwärmten, dass der Stoff nicht mehr gar so klamm auf der Haut lag.
»Bald werden wir anlegen. Dann können wir in einer Wirtschaft sitzen und warmen Wein trinken«, sagte Falko in dem Bestreben, Elisabeth aufzumuntern.
»Lieber wäre mir eine Kammer, in der wir uns umziehen könnten«, antwortete diese, fand dann aber, dass der Satz allein für sich zu frivol klang, und wandte sich mit einem Lächeln an Giso. »Ihr, Hochwürden, und auch Junker Falko werdet gewiss die Güte haben, uns Damen den Vortritt zu lassen.«
»Selbstverständlich«, antwortete Falko anstelle seines Freundes, obwohl er die schöne Äbtissin gerne einmal nackt gesehen hätte.
14.
F alko und seine Schutzbefohlenen erreichten einige Stunden später Flüelen und trafen dort Edelgunde von Frammenberg und die anderen Mitglieder ihrer Reisegruppe, die den See bereits vor mehreren Tagen überquert hatten, in großer Sorge an.
Die Dame fiel Falko voller Erleichterung um den Hals. »Als das Unwetter hereinbrach, sind wir vor Angst um Euch und die anderen beinahe umgekommen«, erklärte sie. »Wir alle haben gebetet, damit Ihr heil über den See kommt. Als es ganz schlimm wurde, habe ich gelobt, der Heiligen Jungfrau in Santa Maria Maggiore in Rom eine besonders schöne Kerze zu stiften, wenn sie Euch errettet!«
»Auch ich werde ihr eine Kerze weihen«, antwortete Falko und wand sich aus den Armen der beleibten Frau.
Für einen Augenblick sah er Margaretes Blick auf sich gerichtet und glaubte Spott und Verachtung in ihren Augen zu lesen. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was der jungen Frau an ihm so missfiel. Dann aber scheuchte er sie aus seinen Gedanken und sprach mit Oskar von Frammenberg über ihre Weiterreise.
»Nachdem Ihr alle ein solches Unwetter überstanden habt, solltet Ihr Euch einen oder zwei Tage erholen, bevor wir weiterziehen. Es liegt ein langer und sehr anstrengender Weg vor uns, denn wir müssen das Tal der Reuß aufwärts reisen, die Schöllenenschlucht durchqueren und zuletzt den Sankt-Gotthard-Pass überwinden. Für die Damen wird dieser Teil unseres Weges äußerst beschwerlich werden!«
»Warum wählt man denn eine so üble Strecke?«, fragte Falko verständnislos.
»Weil es keine leichter zu begehende gibt! Zwischen den Pässen, die nicht so hoch sind, fehlen Brücken über Schluchten oder Pfade, die an diesen entlangführen. Andere Routen liegen zu weit im Westen oder Osten und würden die Reise um viele Wochen verlängern. Für uns ist die Strecke über den Gotthard-Pass der kürzeste Weg.«
Oskar von Frammenberg gefiel es, sich als erfahrenen Reisenden darzustellen, auch wenn er den Weg nach Rom bisher nur ein einziges Mal zurückgelegt hatte – und das war schon viele Jahre her. Er berichtete Falko über die anderen Alpenübergänge, die seinen Worten zufolge schwierig zu bewältigen waren oder zu schlecht instand gehalten wurden.
»Dort, mein Freund, stürzen jedes Jahr Unzählige in die Tiefe, weil sie von unverantwortlichen Ratgebern auf diese Strecken geführt worden sind«, fuhr er in dem Bestreben fort, den von ihm empfohlenen Weg als den besten darzustellen.
Falko kannte bisher weder den Sankt-Gotthard-Pass noch einen der anderen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Frammenberger zu glauben. Da er Elisabeth und deren Begleiterinnen nicht zu sehr anstrengen wollte, beschloss er, Ritter Oskars Rat zu befolgen und zwei Tage in Flüelen zu
Weitere Kostenlose Bücher