Toechter Der Suende
Widerwillen erfüllten, und beschloss, gegen möglichst viele davon zu verstoßen. Daher gesellte sie sich zu dem Edelmann und legte ihm die Linke auf den rechten Arm, damit es so aussah, als gehörten sie zusammen.
»Ich bin gerne bereit zu zählen«, bekräftigte sie noch einmal und zwinkerte der Zwergin zu.
Diese begriff, dass Francesca nichts zu ihren Ungunsten tun würde, und tanzte auf ihren kurzen Beinen herum, so dass ihre Röcke nur so flogen. »Soll ich es tun?«, wandte sie sich zum Publikum, das noch angewachsen war.
»Natürlich!«, rief ihr ein Mann in der Tracht eines Weinhändlers zu und zeigte ihr ebenfalls eine Münze. »Die kriegst du von mir!«
»Und von mir die! Aber dafür musst du die Beine richtig gerade in die Luft strecken!« Ein weiterer Zuschauer holte eine Münze hervor. Andere folgten, und schließlich sammelte der Gefährte der Zwergin das Geld ein. Es war so viel, dass er der Frau einen Stoß versetzte.
»Komm, mach schon! Lass die Herrschaften nicht warten.«
Die Zwergin wusste genau, worauf es Antonio Caraciolo und den anderen Männern ankam, doch sie konnte es sich nicht leisten, schamhaft zu sein. Daher suchte sie sich eine Stelle am Boden, die nicht zu schmutzig war, stemmte ihre Hände dagegen und schwang sich hoch. Sie schaffte den Handstand und blieb kopfüber stehen. Ihr Kleid und die Unterröcke rutschten immer weiter herab, bis schließlich ihre Beine und ihr Unterkörper nackt in die Höhe ragten.
Als Francesca das sah, vergaß sie beinahe das Zählen, denn trotz der kurzen Beine sah die Zwergin zwischen den Schenkeln so aus wie jede andere Frau auch.
Anderen Zuschauern schien dieser Anblick nicht zu genügen. »Komm, spreize die Beine«, forderten mehrere von ihnen die Akrobatin auf. Diese zögerte einen Augenblick, sagte sich dann aber, dass sie fürstlich dafür bezahlt wurde, und tat ihnen den Gefallen.
»… acht, neun, zehn!« Zuletzt zählte Francesca schneller, während um sie herum die Leute johlten. Selbst die Weiber, die hier auf dem Markt zusammengelaufen waren, machten mit, während Annunzia ein ums andere Mal das Kreuz schlug und sich sagte, dass sie diese Begebenheit ihrer Herrschaft am besten verschwieg.
Die Zwergin gönnte den Zuschauern noch einige Augenblicke den Blick auf ihre bloßen Hüften, dann ließ sie sich fallen und rollte um ihre eigene Achse, um wieder auf die Beine zu kommen. Danach verbeugte sie sich artig und bedankte sich bei Francesca. »Ihr habt wirklich nicht zu langsam gezählt, edle Dame.«
»Eher zu schnell!«, rief einer der Zuschauer.
»Ein Mann hätte sich gewiss mehr Zeit gelassen«, warf Antonio Caraciolo lachend ein. »Doch Frauen halten zusammen, gleich welchen Standes sie sind!«
»Das war beschämend!«, zischte Annunzia Francesca zu.
Diese hatte gerade einige Mönche entdeckt, die mitten unter den Zuschauer standen und nicht so aussahen, als hätten sie an der Vorführung der Zwergin Anstoß genommen. Also hielten auch die Männer allen Standesunterschieden zum Trotz zusammen. Nun aber hatte Francesca Durst und sah zu dem Stand eines Weinschenken hinüber.
Wie sie es erwartet hatte, bemerkte Antonio Caraciolo ihren Blick. »Darf ich Euch zu einer Erfrischung einladen, Contessa?«
»Sagt nein, denn er ist nicht Euer Verlobter!«, flüsterte Annunzia Francesca ins Ohr.
Diese beachtete ihre Zofe nicht, sondern schenkte dem Edelmann ein Lächeln. »Sehr gerne, Conte!«
Caraciolo führte sie zu dem Stand, dessen Besitzer sogleich einen Jungen damit beauftragte, eine Bank für die beiden edlen Gäste freizuräumen. Dann verneigte er sich tief. »Was darf ich den vornehmen Herrschaften bringen?«
»Wein, und zwar von deinem besten, sowie zwei saubere Becher«, befahl der junge Edelmann und nahm, als der Schenk den Wein brachte, Francescas Becher an sich und wischte den Rand mit einem weißen Tuch ab.
»Wer weiß, welch schmutzige Lippen den Becher vor Euch berührt haben«, sagte er lachend.
Der Schenk verzog das Gesicht, denn er hatte die beiden Becher extra in einem Eimer mit frischem Wasser gewaschen. Aber er sagte nichts, sondern zog sich mit der Münze, die Caraciolo ihm reichte, hinter seine Fässer zurück.
Der Edelmann hob seinen Becher und sah Francesca bewundernd an. »Lasst mich auf Eure Schönheit trinken, Contessa!«
»Ihr sprecht sehr kühn«, antwortete Francesca kokett und übersah geflissentlich die mahnende Geste ihrer Zofe.
»Nur der kühne Mann wird sein Ziel erreichen. Einem Zauderer
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