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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nicht mit eingekniffenem Schwanz abgezogen. Und was die Jungfrau betrifft, so war dies keine, sondern die Witwe des Siegfried von Xanten, der von ihren Verwandten auf heimtückische Art ermordet worden ist. Sie hat ihn gemeinsam mit dem großen Etzel an den Nibelungen gerächt.«
    Während Giso die Augen verdrehte, versuchte Elisabeth Falko zu erklären, dass sie ihr Wissen aus den geschriebenen Überlieferungen der heiligen Kirche hatte, während er selbst nur eine Sage kenne, die davon abweichen würde. Da Falko nicht nachgeben wollte, wandte sie sich wieder Giso zu.
    »Aber Alarich und Geiserich haben Rom erobert und geplündert.«
    Inzwischen hatte Falko sich beruhigt und warf einen prüfenden Blick über die Stadt. »Wie es aussieht, kann das noch gar nicht so lange her sein. Mich wundert es ohnehin, dass der Papst nach diesen Plünderungen wieder zurückgekommen ist. Er soll doch in Frankreich eine neue Heimat gefunden haben.«
    Giso hob abwehrend die Hand. »Du meinst in Avignon! Das ist nicht Frankreich, sondern hat wie die gesamte Provence einst zum Heiligen Römischen Reich gehört. Der französische König hat dieses Gebiet widerrechtlich an sich gerissen! Auch hat der Papst Rom nicht der Goten und Vandalen wegen verlassen, denn deren Überfälle liegen beinahe ein Jahrtausend zurück.«
    Falko schüttelte verwundert den Kopf. »Tausend Jahre? Und seit der Zeit liegt Rom in Trümmern? Das verstehe ich nicht!«
    Giso gab es auf, seinem Freund die Geschichte der Heiligen Stadt erklären zu wollen. Stattdessen deutete er auf einige Hügel, die sich jenseits des Tibers aus den Sümpfen erhoben. »Das dort ist der Quirinal, dahinter liegt der Kapitolshügel, und das da drüben ist der Palatin. Auf dem Quirinal steht die Kirche San Lorenzo in Lucina, und dort ist Santa Maria Maggiore. Schräg dahinter kannst du Sankt Johannes im Lateran mit der Basilika des Bischofs von Rom sehen.«
    »Gibt es außer dem Papst hier in Rom auch noch einen Bischof?«, fragte Falko, der nur ein paar Kirchtürme über das Gebüsch ragen sah, welches die Hügelflanken bedeckte.
    »Der Papst ist gleichzeitig der Bischof von Rom. In dieser Eigenschaft ist seine Kirche Sankt Johannes. Doch als Oberhaupt der Christenheit betet er in Sankt Peter. Dort wurden auch die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt!«
    Da Giso in seinen Jahren als Scholar und später als Geistlicher erfahren hatte, wie wichtig Wissen sein konnte, schüttelte er den Kopf über Falko, der von jeglicher Bildung unbeleckt schien. Dann aber nahm er seinen Freund in Schutz. Immerhin war Falko kein Geistlicher oder Magister, sondern ein Reichsritter, der mehr über die Zucht von Pferden und Kühen wissen musste als darüber, welcher Barbar die Heilige Stadt in welchem Jahr geplündert hatte.
    Das schien auch Elisabeth so zu sehen, denn sie erklärte Falko nun genau, wo die einzelnen bedeutenden Kirchen in Rom lagen, und wies zuletzt auf ein riesiges rundes Gebäude, das inmitten einer ganzen Reihe verwitterter und zerfallener Bauten stand.
    »Dies ist das Kolosseum, in dem unter den schrecklichen römischen Kaisern Nero, Diokletian und anderen heidnischen Herrschern unzählige Christen zu Märtyrern gemacht worden sind.«
    »Und wie ging das zu?«, wollte Falko wissen.
    »Sie wurden umgebracht!«, fuhr Giso ihn an, der allmählich die Geduld mit seinem Freund verlor.
    Um sich nicht weiter der schlechten Laune des Geistlichen auszusetzen, unterhielt Falko sich mit Elisabeth, die das Wissen, welches sie sich aus Büchern ihres Klosters angeeignet hatte, bereitwillig mit ihm teilte. So erreichten sie das Tor, durch das sie in die Stadt einreiten wollten.
    Es war ebenso wie die Mauern, die sich um den Vatikan erstreckten, erst kürzlich ausgebessert worden. Auch an den Befestigungsanlagen um die Engelsburg und jenseits des Tibers musste gearbeitet worden sein, denn dort standen noch Gerüste und Kräne mit Treträdern.
    Hilbrecht wollte die Sprachkenntnisse, die er sich unterwegs angeeignet hatte, bei den Torwachen an den Mann bringen, traf aber auf verständnislose Mienen. Da stieß sich ein junger Bursche, der bislang auf einem Grashalm kauend an der Mauer gelehnt hatte, mit einer geschmeidigen Bewegung ab und kam auf sie zu.
    »Kann ich Euch helfen, mein Herr?«, fragte er in einem zwar stark akzentuierten, aber verständlichen Deutsch.
    »Ich begreife nicht, weshalb diese Kerle mich nicht verstehen wollen«, beschwerte Hilbrecht sich. »In Florenz haben die Leute

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