Toechter Der Suende
zurückzukehren. Die junge Äbtissin entfachte ein Verlangen in ihm, das bereits schmerzhaft wurde, und daher hielt er es für besser, wenn er sie nie wiedersah. Bevor er Rom verließ, wollte er jedoch Gisos Rat befolgen und sich hier eine Hure suchen. Dann, so hoffte er, würde er die schöne Elisabeth schneller vergessen.
Mit diesem Gedanken ritt er an den päpstlichen Wachen vorbei zu jenen Gebäuden, die von alters her die Pilger deutscher Zunge beherbergten. Das Gelände lag nahe der Basilika des heiligen Petrus und verfügte, wie Giso stolz berichtete, über sein eigenes Recht, denn es war nicht dem Papst, sondern dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches untertan.
Falko interessierte sich nicht für solche Spitzfindigkeiten, sondern ritt auf den ersten Mönch zu, der ihm über den Weg lief, und fragte, wo er mit seiner Begleitung Quartier nehmen könne.
Der Mönch wies auf zwei Gebäude in der Nähe. »In diesem hier nächtigen die frommen Pilgerinnen, und das dort ist für Pilger bestimmt.«
»In jedem ist wohl ein großer Schlafsaal, was? Das hatten wir unterwegs zur Genüge. Gibt es nicht einen Platz, an dem wir unter uns sein können? Wir begleiten die ehrwürdige Mutter Elisabeth, die hier in Rom frommen Damen vorstehen soll.« Bei dem Gedanken, erneut mit Dutzenden anderer Männer in einen Raum gepfercht zu werden, schüttelte es Falko. Doch zu seiner Erleichterung nickte der Mönch und zeigte auf einen Anbau.
»Dieses Gebäude ist für hohe Gäste reserviert, die die Heilige Stadt aufsuchen. Es ist allerdings Sitte, dass auch dort Männer und Frauen getrennt nächtigen. Wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr dort unterkommen. Doch dies sollte Euch eine Spende für diesen heiligen Ort wert sein!«
»Das ist es mir«, erklärte Falko und wurde durch ein Lächeln Elisabeths belohnt, die allein sein wollte, um mit ihren widerstrebenden Gedanken ins Reine zu kommen. Ebenso wie Falko erhielt sie eine winzige Kammer zugewiesen. Giso und Hilbrecht aber mussten sich mit Oskar von Frammenberg einen Raum teilen, während Frau Edelgunde, deren Magd Mia und Margarete zusammen die vierte Kammer erhielten.
So kam es, dass Elisabeth Wand an Wand mit Falko einquartiert wurde, während die sie begleitenden Nonnen in einem winzigen Raum unter dem Dach nächtigen mussten. Für Falko war es, als hätte der Teufel seine Hand im Spiel, um ihn zu versuchen, und er wusste nicht, ob er dieser Verlockung widerstehen konnte. Als alle Mitglieder seiner Reisegesellschaft untergebracht waren, schlug er daher Hilbrecht vor, sich die Stadt anzusehen. Ihm stand zunächst der Sinn nach einer Schenke, denn mit einem ordentlichen Rausch hoffte er, diese eine Nacht zu überstehen, in der Elisabeth ihm so nahe sein würde wie niemals zuvor.
Am nächsten Tag würde sie zu ihrem Konvent bei Tre Fontane reiten, der ein wenig außerhalb von Rom lag und die Stelle kennzeichnete, an der dem heiligen Apostel Paulus das Haupt abgeschlagen worden war. Dann würde ihm nur noch die Erinnerung an sie bleiben.
Als Hilbrecht erklärte, er würde gerne mitkommen, hätte Falko am liebsten wieder einen Rückzieher gemacht. Was war, wenn Elisabeth Sehnsucht nach ihm empfand und ihm in dieser Nacht die Kammertür öffnete?
Nimm dich zusammen!, schalt er sich und klopfte Hilbrecht auf die Schulter. »Komm, mein Alter. Jetzt probieren wir, wie der Wein in Rom schmeckt!«
»Sauf aber nicht noch einmal so viel wie in Bellinzona. Ich werde dir gewiss nicht den Kopf halten, wenn du kotzen musst«, spöttelte Hilbrecht.
Giso achtete nicht auf die beiden, denn ihn plagten ganz andere Probleme. Er wollte noch am gleichen Tag mit dem Priester sprechen, den der Würzburger Fürstbischof ihm als Kontaktmann genannt hatte. Dafür aber konnte er die Kindsköpfe, wie er Falko und Hilbrecht im Stillen nannte, nicht brauchen. Er wünschte ihnen viel Vergnügen und sah zu, wie sie auf ihre Hengste stiegen, die während der Reise zu wenig geritten worden waren und übermütig tänzelten. Die zierlicheren Reisepferde, auf denen die beiden den größten Teil des Weges zurückgelegt hatten, durften sich im Stall ausruhen und ihren Hafer fressen.
»Weißt du überhaupt, wo wir eine anständige Schenke finden?«, fragte Hilbrecht, als sie den umfriedeten Teil des deutschen Bezirks verließen.
Mit einem überlegenen Grinsen sah Falko ihn an. »Nein, aber ich wette mit dir, gleich werden wir es erfahren!«
»Und woher?« Noch während er es sagte, entdeckte Hilbrecht den
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