Toechter Der Suende
Friedrich vom Hals schaffe«, erklärte Cirio d’Specchi lachend. »Ein Grafentitel muss schon herausspringen.«
»Es wäre besser, wenn Seine Heiligkeit Euren Vater zum Conte ernennt. Diesen Titel würdet Ihr erben. Ausländische Würden gelten im Reich des heiligen Petrus doch so gut wie nichts«, sagte Ercole Orsini tadelnd, denn ihm gefiel nicht, dass sein zukünftiger Schwiegersohn sich auf die Seite Frankreichs schlagen wollte. In seinen Augen waren sowohl Karl VII. wie auch Friedrich III. Männer, die Italien ihren Willen aufzwingen wollten. Das gedachte er zu verhindern.
Dario d’Specchi bemerkte den Unmut seines Gastgebers und wies seinen Sohn mit einem Wink an zu schweigen. »Wir müssen die Deutschen im Auge behalten und herausfinden, wer im Namen des Herzogs der Steiermark mit Seiner Heiligkeit verhandeln soll. Der Verräter Foscarelli kann es zum Glück nicht mehr.«
»Da war weniger Glück im Spiel als geschickte Planung und kühles Blut«, wandte sein Sohn in überheblichem Tonfall ein.
»Trotzdem werdet Ihr Friedrich III. nicht auf die gleiche Weise ausschalten können. Daher müssen wir verhindern, dass er überhaupt nach Rom gelangt!« Ercole Orsini klang scharf und warnte seinen zukünftigen Schwiegersohn, es mit seinen Prahlereien zu übertreiben.
Dario d’Specchi wandte sich unterdessen an Gianni. »Hast du etwas herausgefunden?«
Der junge Mann schenkte sich Wein nach und trank mit Genuss, bevor er sich zu einer Antwort bequemte. »Es sind heute mehrere Reisegruppen aus Deutschland nach Rom gekommen. Die meisten davon mögen harmlose Pilger sein, doch ich lasse sie von meinen Freunden überwachen. Eine Gruppe, die mir aufgefallen ist, habe ich selbst zum Vatikan gebracht.«
»Und was sind das für Leute?«, fragte Cirio d’Specchi.
»Angeblich Pilger, die eine Nichte des Würzburger Fürstbischofs nach Rom begleitet haben. Die Frau soll den Nonnenkonvent von Tre Fontane übernehmen. Als solche kann sie jederzeit fordern, zum Papst vorgelassen zu werden.«
Der junge d’Specchi machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dieser Bischof wird gewiss kein Weib zu seiner Abgesandten machen.«
»Warum nicht?«, wandte Ercole Orsini ein. »Gerade weil alle denken, eine Frau sei dafür nicht geeignet, könnte der Würzburger auf diesen Gedanken gekommen sein.«
»Es war auch ein Priester bei ihr sowie drei dieser dumpfen deutschen Ritter«, setzte Gianni seinen Bericht fort.
»Dann ist vermutlich einer dieser vier der Botschafter des Bischofs. Überwache sie, Gianni. Wer auch immer den Zwischenträger für unsere Feinde spielen will, wird es bereuen!« Cirio d’Specchi strich lächelnd über seinen Dolchgriff.
Ercole Orsini musste sich kurz abwenden, um seinen Abscheu nicht offen zu zeigen. Noch immer hatte er nicht verwunden, dass ausgerechnet er seine Tochter für einen solchen Niemand wie Cirio d’Specchi opfern sollte, der im Grunde nur dem Duca di Gravina als Handlanger diente. Da aber der Herzog das Oberhaupt der Familie war, durfte er sich dessen Befehl nicht entziehen.
Es schien, als habe Dario d’Specchi die Zweifel des Conte bemerkt, denn er kam auf das Thema zu sprechen, das ihn weitaus mehr interessierte als der Herzog der Steiermark, den die Deutschen zu ihrem König gewählt hatten.
»Nachdem Francesca letztens von der Hebamme untersucht und als intakte Jungfrau befunden worden ist, steht ihrer Heirat mit meinem Sohn nichts mehr im Weg.«
Damit gab er seinem Gastgeber eine weitere Kröte zu schlucken. Conte Ercole beschloss dennoch, verbindlich zu bleiben. »Ich persönlich hätte nichts gegen eine baldige Heirat, da der Herzog diese unterstützt. Nur steht Francescas Forderung, Euren Sohn erst dann zu heiraten, wenn diesem ein ihr angemessener Titel verliehen worden ist, der Angelegenheit im Weg.«
»Das ist doch Narretei! Der Herzog hat versichert, bei Seiner Heiligkeit auf unsere Standeserhöhung hinzuwirken, und das Gleiche ist uns auch von Seiner Eminenz, Kardinal Latino, zugesagt worden.«
Dario d’Specchi war nicht bereit, noch länger zu warten. Wenn er und sein Sohn weiterhin dem Ehrgeiz der Orsinis dienen sollten, wollte er entsprechend belohnt werden. Immerhin hatte er seit vielen Jahren darauf hingearbeitet, die kleine Welt der Notare und Sekretäre zu verlassen, in die er hineingeboren worden war, um in die höchsten Adelsränge aufzusteigen.
Sobald sein Sohn Francesca Orsini geheiratet hatte, mussten der Herzog von Gravina und Kardinal Latino schon
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