Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
mehr, wenn sie nachträglich bedauerte, nicht mit ihr nach Dublin gefahren zu sein.
Brianna sah ihrer Schwester an, daß sie immer noch böse war. »Also gut, dann.« Sie öffnete den Umschlag und zog eins der darin befindlichen Blätter heraus. »Oh! O nein.« Egal wie leuchtend und wunderbar das Schmuckstück gewesen war, war es doch nichts im Vergleich zu dem Schatz, den sie nun in den Händen hielt. Und sie beide wußten es. »Rezepte. So viele. Soufflés und Gebäck, und – oh, sieh dir nur dies Hühnchen an. Es muß köstlich sein.«
»Ist es.« Trotzdem schüttelte Maggie angesichts einer derartigen Begeisterung verständnislos den Kopf. »Ich habe es selbst probiert. Und die Suppe hier – das Geheimnis besteht in der Auswahl der Kräuter, sagte man mir.«
»Woher hast du die Rezepte?« Brianna nagte auf ihrer Unterlippe herum und musterte die handbeschriebenen Seiten, als wären sie ein unbezahlbarer Schatz.
»Von Rogans Koch. Einem Franzosen.«
»Rezepte eines französischen Küchenchefs«, sagte Brianna in ehrfürchtigem Ton.
»Ich habe ihm versprochen, daß du ihm im Austausch ein paar von deinen Rezepten schickst.«
»Von meinen Rezepten?« Brianna blinzelte, als wäre sie aus einem Traum erwacht. »Er ist ja wohl kaum an meinen Rezepten interessiert.«
»O doch, allerdings. Ich habe deinen irischen Eintopf und deine Beerentorte in den höchsten Tönen gelobt. Und ich habe ihm mein Wort gegeben, daß du ihm die Rezepte schickst.«
»Das mache ich, natürlich, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß – tja, vielen Dank, Maggie. Das ist ein wunderbares Geschenk.« Brianna trat vor, um ihre Schwester zu umarmen, doch angesichts Maggies kühler Reaktion trat sie eilig wieder
zurück. »Willst du mir nicht erzählen, wie es gelaufen ist? Ich habe die ganze Zeit versucht, es mir vorzustellen, aber ich glaube nicht, daß es mir gelungen ist.«
»Ich denke, daß es ziemlich gut gelaufen ist. Es waren eine Menge Leute dort. Rogan scheint zu wissen, wie man das Interesse potentieller Käufer weckt. Es gab ein Orchester und Kellner in weißen Jacken, die mit Tabletts voll Champagner und winzigen Schnittchen herumgelaufen sind.«
»Es war bestimmt wunderbar. Ich bin so stolz auf dich.«
Maggie maß sie mit einem kühlen Blick. »Ach ja?«
»Du weiß, daß es so ist.«
»Ich weiß, daß ich dich dort gebraucht hätte. Verdammt, Brie, ich hätte dich dort gebraucht.«
Con winselte und sah unglücklich zwischen Maggie und seinem Frauchen hin und her.
»Ich wäre mitgekommen, wenn ich gekonnt hätte.«
»Außer ihr gab es keinen Grund, es nicht zu tun. Ein Abend deines Lebens war alles, worum ich dich gebeten hatte. Ein einziger Abend, mehr nicht. Ich hatte niemanden dort, keine Familie, keine Freunde, niemanden, der mich liebt. Und das, weil du wie immer ihr den Vorzug gegeben hast. Für dich war sie schon immer wichtiger als ich, als Dad, ja sogar als du selbst.«
»Ich hatte keine andere Wahl.«
»Man hat immer eine Wahl«, sagte Maggie kalt. »Du hast zugelassen, daß sie dein Herz zerstört, Brianna, genau wie sie auch sein Herz zugrunde gerichtet hat.«
»Es ist grausam, so etwas zu sagen, Maggie.«
»Das ist es. Und sie wäre die erste, die dir sagen würde, daß ich schon immer grausam gewesen bin. Grausam, sündig und für alle Zeit verdammt. Nun, ich bin froh, daß ich so schlecht bin. Schlecht zu sein und dafür in der Hölle zu landen erscheint mir wesentlich angenehmer, als ewig in Sack und Asche zu gehen und stumm zu leiden, so wie du es tust, auch
wenn du dafür sicher eines Tages in den Himmel kommst.« Maggie trat einen Schritt zurück und umklammerte den Knauf der Eingangstür. »Nun, ich habe meine erste Vernissage ohne dich oder sonst jemanden erlebt, und trotzdem hat alles gut geklappt. Ich nehme sogar an, daß es zum Verkauf einiger Stücke kommen wird. In ein paar Wochen habe ich also wieder Geld für dich.«
»Es tut mir leid, daß ich dir weh getan habe, Maggie«, sagte Brianna förmlich, denn nun war ihr Stolz verletzt. »Das Geld ist mir egal.«
»Mir nicht.« Mit diesen Worten machte Maggie auf dem Absatz kehrt, betrat ihr Haus und warf rüde die Tür hinter sich ins Schloß.
Drei Tage lang war sie vollkommen ungestört. Weder klingelte das Telefon noch klopfte jemand an die Tür, und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte sie nicht darauf reagiert. Sie brachte fast jede wache Minute in ihrer Werkstatt zu, verfeinerte, perfektionierte, formte die Bilder in
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