Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
der Klarheit eines Gebirgsbachs über dem Land. Die Ellbogen auf die Knie gestützt saß Maggie auf der kleinen Veranda vor der Haustür und genoß die frische, unverschmutzte Luft. Hinter dem Gartenzaun und den üppig blühenden Fuchsien sah sie das satte Grün der Hügel und Täler, das bis zu den entfernten, dunklen Bergen ging.
Eine von Murphys Kühen muhte, und eine andere antwortete ihr. Aus der Ferne drang das leise Summen seines Traktors an Maggies Ohr, obgleich es im Röhren ihrer Öfen, die sie sofort nach ihrer Ankunft befeuert hatte, beinahe unterging.
Die Blumen in ihrem Garten schimmerten im Sonnenschein,
leuchtendrote Begonien zwischen spät blühenden Tulpen und frischen Trieben sommerlichen Rittersporns. Sie roch Rosmarin und Thymian und den kräftigen Duft wilder Rosen, die sich in der milden, süßen Brise wiegten wie Tänzer eines Balletts, und sie hörte das melodiöse Klingeln eines Glockenspiels, das von ihr aus Glasresten gefertigt und über der Haustür befestigt worden war.
Dublin mit seinen belebten Straßen schien sehr weit entfernt zu sein.
Unten im Tal entdeckte sie einen roten LKW, der sich winzig und leuchtend wie ein Spielzeug über die schmale Straße schob, in ein noch schmaleres Sträßchen bog und die Anhöhe zu einem der vereinzelten Cottages erklomm.
Sie hörte das kehlige Bellen eines Hundes und das Rascheln von Blättern, das ihr verriet, daß ein Vogel aufgescheucht worden war, und direkt danach drang die amüsierte, sanftmütige Stimme ihrer Schwester an ihr Ohr.
»Laß den armen, kleinen Vogel in Ruhe, Con. Manchmal bist du wirklich ein richtiger Tyrann.«
Der Hund bellte ein zweites Mal, und als er Maggie erblickte, sprang er fröhlich hechelnd gegen das Gartentor.
»Komm da runter«, wies Brianna ihn an. »Willst du etwa, daß sie nach Hause kommt und feststellt, daß ihr Gartentor demoliert worden ist und… oh.« Sie blieb stehen und legte die Hand auf den massigen Kopf des Wolfshundes, als sie ihre Schwester sah. »Ich wußte nicht, daß du schon wieder zu Hause bist.« Lächelnd öffnete sie das Gartentor.
»Ich bin gerade erst gekommen.« Die nächsten Minuten verbrachte Maggie damit, daß sie sich stürmisch von Concobar begrüßen ließ, bis er auf Briannas Befehl reagierte und sich auf der Treppe niederließ. Allerdings legte er die Vorderpfoten auf Maggies Füße, als wolle er sichergehen, daß sie ihn nicht sofort wieder verließ.
»Ich hatte ein bißchen Zeit«, setzte Brianna an. »Und da
dachte ich, ich komme vorbei und kümmere mich etwas um deinen Garten.«
»Ich finde, er sieht prächtig aus.«
»Das findest du immer. Außerdem habe ich dir etwas frisches Brot mitgebracht. Ich wollte es in deine Gefriertruhe legen, damit du nach deiner Rückkehr etwas zu essen hast.« Ein wenig verlegen gab sie ihrer Schwester den Korb. Irgend etwas war anders als sonst, dachte sie. Irgend etwas, das Maggie hinter ihrem kühlen, ruhigen Blick nur unzureichend verbarg. »Wie war es in Dublin?«
»Voll.« Maggie stellte den Korb neben sich, doch der Duft, der durch das saubere Tuch an ihre Nase drang, war so verführerisch, daß sie es anhob und ein noch warmes Stück des braunen Brotes abbrach. »Laut.« Sie riß eine Ecke ab und warf sie Concobar zu, der sie ohne zu kauen verschlang. »Du bist ein ziemlicher Gierschlund, was?« Sie gab ihm einen zweiten Bissen, ehe sie sich erhob. »Ich habe dir etwas mitgebracht.«
Sie ging ins Haus und kam kurz darauf mit einer Schachtel und einem Umschlag zurück.
»Du hättest mir nichts …« setzte Brianna an, doch dann unterbrach sie sich. Sie hatte Schuldgefühle, und genau das schien Maggies Absicht zu sein. Zögernd machte sie die Schachtel auf. »Oh, Maggie, was für eine wunderbare Brosche. Etwas so Schönes habe ich noch nie gehabt.« Sie hielt die Anstecknadel in die Sonne und beobachtete, wie sie blitzte und schimmerte. »Aber du hättest dein Geld besser gespart.«
»Mit meinem Geld kann ich tun und lassen, was ich will«, war Maggies barsche Erwiderung. »Ich hoffe nur, daß du das Stück auf etwas anderem als deiner Schürze trägst.«
»Es gibt Momente, in denen habe ich keine Schürze an«, sagte Brianna in ruhigem Ton, ehe sie die Nadel in das Kästchen legte und dieses in ihre Tasche schob. »Danke, Maggie. Ich wünschte …«
»Du hast dir das, was in dem Umschlag steckt, noch gar
nicht angesehen.« Maggie wußte, was ihre Schwester wünschte, doch dafür war es nun zu spät. Es nützte nichts
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