Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
ihrem Kopf und auf den Skizzenblättern zu Glas.
    Auch wenn Rogan behauptet hatte, daß sie wertvoll waren, hängte sie ihre Zeichnungen nach wie vor mit Wäscheklammern auf oder befestigte sie mit Magneten, so daß eine Ecke ihres Ateliers einer Dunkelkammer glich, in der eine Reihe von Bildern zum Trocknen hing.
    Vor lauter Eile hatte sie sich zweimal verbrannt, einmal so stark, daß sie ihre Arbeit unterbrechen mußte, um sich nach einem geeigneten Verband umzusehen. Nun saß sie auf ihrem Stuhl und verwandelte ihre Skizze des Brustharnischs eines Apachen in einen eigenständigen Traum aus Glas.
    Es war eine schweißtreibende und anstrengende Tätigkeit. Bis zur endgültigen Verschmelzung der Farben und Formen waren Hunderte von Arbeitsschritten erforderlich.
    Aber hier, in ihrem Atelier, konnte sie geduldig sein.
    Weißglühende Flammen züngelten aus der offenen Ofentür und bliesen eine schier unerträgliche Hitze in den Raum. Die Lüftung brummte, damit das Glas – und nicht ihre Lungen  – eine schillernde Schattierung bekam.
    Zwei Tage lang arbeitete sie mit Chemikalien, mischte und experimentierte wie eine wahnsinnige Wissenschaftlerin herum, bis sie die gewünschten perfekten Farben erhielt. Kupfer für ein dunkles Türkis, Eisen für ein reiches, goldenes Gelb, Mangan für einen königlichen, beinahe bläulichen Purpurton. Mit dem Rubinrot hatte sie dieselben Schwierigkeiten wie jeder Glasbläser und jede Glasbläserin, aber am Schluß hatte sie es geschafft. Wie für das Türkis hatte sie Kupfer verwandt, wobei sie zwecks Erhalt einer reinen Farbe beim Schmelzen ein Reduktionsmittel benutzt hatte. Obgleich es giftig und selbst bei größtmöglicher Kontrolle gefährlich war, hatte sie Natriumcyanid gewählt, und immer noch war eine Schutzschicht aus durchsichtigem Glas erforderlich, damit das Rot nicht zu Rotbraun verlief.
    Sie blies den ersten Teil, drehte ihn, löste ihn vorsichtig vom Eisen und zog das geschmolzene, taftgleiche Glas mit zwei langen Pinzetten in eine raffinierte Federform.
    Schweiß tropfte auf das Baumwolltuch, das sie um ihre Stirn gebunden hatte, als sie den zweiten Teil der gleichen Behandlung unterzog.
    Wieder und wieder ging sie zum Ofen und erhitzte das Glas, um es gegen thermische Belastung abzusichern, die eine Bedrohung für jede Form und somit auch für das Herz des Künstlers war.
    Um sich nicht die Hände zu verbrennen, tröpfelte sie Wasser auf das Rohr. Nur die Spitze brauchte heiß zu sein.
    Der Brustharnisch sollte dünn genug werden, daß noch Licht hindurchfiel. Dies machte weitere Erhitzungen und sorgfältiges, geduldiges Modellieren erforderlich, und erst Stunden, nachdem das erste Teil geblasen worden war, stellte
sie die Skulptur in den Kühlofen und legte das Rohr zurück auf den Tisch.
    Sie stellte Zeit- und Temperaturregler ein, und erst anschließend bemerkte sie, wie verkrampft jeder Muskel in ihren Händen, ihren Schultern, ihrem Nacken und vor allem wie hungrig sie war.
    Heute abend würde sie nicht aus der Dose leben, dachte sie. Heute abend führe sie zu einer anständigen Mahlzeit und einem ordentlichen Bier in den Pub.
     
    Maggie fragte sich nicht, weshalb ihr nach den Stunden der selbstgewählten Einsamkeit mit einem Mal der Sinn nach Gesellschaft stand. Sie war seit drei Tagen zu Hause und hatte außer zu Brianna zu keiner Menschenseele Kontakt gehabt. Und selbst das Gespräch mit der Schwester hatte sie als kurz und nicht sehr angenehm in Erinnerung.
    Jetzt tat es ihr leid, daß sie nicht versucht hatte, Brianna zu verstehen. Ihre Schwester saß immer zwischen den Stühlen, sie war das unglückliche zweite Kind einer Ehe, die bereits vor ihrer Geburt zerrüttet gewesen war. Statt ihr also an die Kehle zu gehen, hätte sie sich sagen sollen, daß Brianna, wenn es um ihre Mutter ging, eben schon immer übertrieben besorgt gewesen war. Und sie hätte Brianna erzählen sollen, was ihr selbst von Christine Sweeney erzählt worden war. Briannas Reaktion auf die Neuigkeiten bezüglich der Vergangenheit ihrer Mutter hätte sie durchaus interessiert.
    Aber das mußte warten. Erst einmal wollte sie einen unterhaltsamen Abend mit Bekannten im Pub, eine heiße Mahlzeit und ein kaltes Bier. Dadurch würde sie bestimmt von der Arbeit, in die sie während der letzten Tage vertieft gewesen war, und von der Tatsache, daß Rogan noch nichts von sich hatte hören lassen, abgelenkt.
    Da es ein milder Abend war und sie meinte, auf diese Weise nähme die

Weitere Kostenlose Bücher