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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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halbe Nacht in den Straßen herum? Solange Sie hier sind, bin ich für Sie verantwortlich, Maggie. Um Gottes willen, ich hätte fast einen Suchtrupp losgeschickt.«
    »Sie sind nicht für mich verantwortlich. Schließlich bin ich eine erwachsene Frau.« Doch noch während sie sprach, erkannte sie, daß er nicht nur wütend, sondern zugleich in ehrlicher Sorge um sie gewesen war. »Falls Sie sich meinetwegen
geängstigt haben, tut mir das leid. Ich habe einfach nur einen Spaziergang gemacht.«
    »Sie haben Ihre erste wichtige Ausstellung verlassen und einen Spaziergang gemacht, ohne daß Ihrer Meinung nach wenigstens eine kurze Verabschiedung erforderlich war?«
    »Genau.« Noch ehe sie wußte, was sie tat, schleuderte sie den Schwenker gegen den steinernen Kamin, wo er in tausend Scherben zersprang. »Ich mußte einfach raus! Ich habe einfach keine Luft mehr gekriegt. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. All diese Leute, die mich und meine Arbeit anstarrten, als hätten sie so etwas noch nie gesehen, all die Musik, all das Licht. Alles so perfekt, so wunderbar. Ich hätte nie gedacht, daß mich das alles derart erschrecken würde. Ich dachte, ich hätte mich inzwischen an den herrlichen Saal und an die traumhafte Art, in der meine Werke dort arrangiert wurden, gewöhnt.«
    »Sie hatten also Angst.«
    »Ja, ja, verdammt. Freut es Sie, das zu hören? Als ich zum ersten Mal in den Ballsaal kam und sah, was Sie dort bewerkstelligt hatten, bekam ich furchtbare Angst. Ich bekam kaum noch Luft. Das war alles Ihre Schuld.« Sie starrte ihn wütend an. »Sie haben diese Büchse der Pandora geöffnet und all meine Hoffnungen und Ängste und Bedürfnisse herausgeholt. Natürlich können Sie nicht wissen, wie es ist, wenn man Bedürfnisse hat, Sie denken wahrscheinlich, daß jedes Bedürfnis ein Makel ist.«
    Er musterte sie, wie sie, ganz Elfenbein und Feuer in ihrem schmalen schwarzen Kleid, vor ihm stand. »O nein«, sagte er leise. »O nein. Sie hätten es mir erzählen sollen, Maggie.« Seine Stimme war sanft, und er ging vorsichtig auf sie zu, doch sie hob abwehrend die Hände vor die Brust.
    »Nein. Ich würde es nicht ertragen, wenn Sie jetzt freundlich zu mir wären. Vor allem, da ich weiß, daß ich es nicht verdient hätte. Es war falsch, daß ich einfach so davongelaufen
bin. Es war selbstsüchtig und undankbar.« Sie stand da, und mit einem Mal sah sie furchtbar klein und hilflos aus. »Aber dort oben in dem Ballsaal war niemand für mich da. Niemand. Und der Gedanke brach mir das Herz.«
    Sie wirkte so zart, daß er tat, worum sie ihn bat, und einen Schritt nach hinten trat. Er hatte Angst, wenn er sie auch noch so zart berührte, zerbräche sie. »Wenn Sie mir gesagt hätten, wie wichtig es für Sie ist, hätte ich dafür gesorgt, daß Ihre Familie kommt.«
    »Brianna läßt sich nicht einfach irgendwohin bestellen. Und meinen Vater bringt mir niemand zurück.« Ihre Stimme brach, und mit einem erstickten Keuchen hob sie die Hand vor den Mund. »Ich bin einfach übermüdet, das ist alles.« Verzweifelt versuchte sie, ihrer Stimme den normalen festen Klang zu verleihen. »Von all der Aufregung bin ich vollkommen überdreht. Aber ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich einfach, ohne ein Wort zu sagen, verschwunden bin, und ich möchte Ihnen danken, weil Sie soviel Arbeit und Mühe in mich investiert haben.«
    Ihr Zorn und ihre Tränen waren ihm noch lieber gewesen als dieser geschraubte, höfliche Ton, der ihm keine andere Möglichkeit ließ, als ebenso distanziert und höflich zu sein. »Hauptsache, die Vernissage war ein Erfolg.«
    »Ja.« Ihre Augen glitzerten im Feuerschein. »Das ist die Hauptsache. Aber wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, gehe ich jetzt ins Bett.«
    »Natürlich. Maggie? Eine Sache noch.« Er stand mit dem Rücken zum Kamin, und hinter ihm züngelten die goldenen Flammen auf. »Ja?«
    »Ich war für Sie da, oben in dem Ausstellungsraum. Vielleicht erinnern Sie sich ja beim nächsten Mal daran und fühlen sich ein bißchen weniger allein.«
    Statt einer Antwort hörte er nur das Rascheln ihres Kleides, als sie eilig durch den Flur in Richtung Treppe ging.
    Er starrte ins Feuer, beobachtete, wie unter der Einwirkung der Hitze eins der Scheite brach, eine kleine Rauchwolke aus den Flammen stieg, ein wahrer Funkenregen gegen den Schutzschirm schlug, sich über die Steine des Simses ergoß und erlosch.
    Sie war ebenso kapriziös, launenhaft und brillant, ebenso gefährlich und

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